Schorr, Mayer (1856-1913), Kantor

Schorr Mayer, Kantor. Geb. Fǎlticeni (Rumänien), 11. 10. 1856; gest. Wien, 24. 3. 1913. Sohn des Chasans (Kantors) Abraham S.; mos. Er wurde schon in früher Jugend durch seinen Gesang bekannt, mit zwölf Jahren veröff. er seine ersten synagogalen Kompositionen. 21jährig Oberkantor in Neusandez (Nowy Sącz), beschäftigte er sich dort auch intensiv mit dem Stud. des Talmud. Nach drei Jahren wurde S. als Oberkantor an die große orthodoxe Gmd. in Großwardein/Nagyvárad (Oradea) berufen, wo er seine gottesdienstl. Gesänge „Semiros Israel“ komponierte, die weite Verbreitung fanden. Ab 1893 wirkte S. zunächst als prov., ab 1897 als def. Oberkantor an der neugebauten Synagoge nach poln.-israelit. Ritus des Ver. „Beth-Israel“ in Wien II. Er besaß einen vorzügl. geschulten hohen Heldenbariton von großer Modulationsfähigkeit, sodaß ihn Josef Gänsbacher (s. d.), der wahrscheinl. sein Gesangslehrer war, für die Bühne gewinnen wollte, was S. jedoch ablehnte. Er war auch Initiator und Förderer mehrerer jüd. Wohltätigkeitsver. und Vizepräs. des „Oesterr.-ung. Cantoren-Vereins“. S. bildete eine große Zahl hervorragender Schüler aus, sein Sohn Friedrich S. (geb. Großwardein, 2. 9. 1888; gest. Farmington, Conn., USA, 14. 8. 1953) war der wohl bedeutendste Wagner-Baßbariton (Wotan, Hans Sachs) der Zwischenkriegszeit.

W.: synagogale Kompositionen, tw. gedruckt.
L.: Oesterr.-ung. Cantoren-Ztg., 15. 7., 15. 9. 1893, 1. 6. 1897; N. Fr. Pr., 28. 12. 1913; Dr. Bloch’s Oesterr. Ws. 31, 1914, S. 4f.; Die Wahrheit, 2. 1. 1914; Lebensbilder berühmter Kantoren, hrsg. von A. Friedmann 3, 1927, S. 50f.; P. Steines, Hunderttausend Steine, (1993), S. 189; UA Wien.
(H. Reitterer)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 52, 1997), S. 145f.
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