Schott, Heinrich Wilhelm (1794-1865), Gärtner und Botaniker

Schott Heinrich Wilhelm, Gärtner und Botaniker. Geb. Brünn, Mähren (Brno, Tschechien), 7. 1. 1794 (Taufdatum); gest. Schönbrunn, NÖ (Wien), 5. 3. 1865. Sohn des Vorigen, Vater des Ferdinand S. (s. d.). Hörte nach Absolv. des Schottengymn. in Wien u. a. bei N. J. und J. F. Frh. v. Jacquin (beide s. d.) Botanik, Landwirtschaft sowie Chemie und diente 1809–13 als Zögling bzw. Ass. bei seinem Vater am Botan. Garten der Univ., wurde 1815 der Flora austriaca im Oberen Belvedere zugeteilt, später daneben auch Ass. der Botan. Lehranstalt und nahm 1817–21 an der anläßl. der Vermählung der Erzhgn. Leopoldine (s. d.) mit dem späteren K. von Brasilien ausgerüsteten Expedition teil. Zurückgekehrt Dion.Adjunkt am Botan. und Zoolog. Garten von Schönbrunn, avancierte er 1828 zum Hofgärtner, leitete ab 1840 daneben die Flora austriaca im Oberen Belvedere und war ab 1845 Hofgarten- und Menageriedir. In Brasilien entfaltete S. eine rege Sammeltätigkeit und brachte von dort u. a. ein gem. mit Josef Schücht ges. Herbar von 800 getrockneten sowie 76 Kisten mit lebenden Pflanzen, die er in einem Akklimatisierungsgarten auf europ. Verhältnisse vorbereitet hatte. In Schönbrunn gestaltete er bis 1852 einen Teil des Gartens vom französ. in den engl. Stil um, führte auch außerhalb des Areals Pflanzungen durch und legte eine Smlg. von Gebirgspflanzen aus aller Welt an, aus welcher der noch bestehende Alpengarten im Belvedere hervorging. Zudem organisierte er eine tiergerechte Betreuung in der Menagerie. Wiss. vorerst gem. mit Endlicher (s. d.), später allein forschend, beschäftigte er sich v. a. mit den Aronstabgewächsen (Aroideae oder Araceae), zu deren bedeutendstem Kenner er werden sollte. Aus eigenen Mitteln finanzierte er die Dokumentation von über 3.400 Araceen sowie zahlreiche Tafeln anderer Pflanzengruppen, die das Naturhist. Mus. in Wien verwahrt. Sein wertvolles Herbar von über 1.350 Araceen, das ebenfalls dort deponiert war, verbrannte 1945 fast vollständig. Sein privates Herbar europ. Pflanzen gelangte in das Naturhist. Mus. Budapest. Die von ihm ges. ethnolog. Objekte hingegen erhielt das Wr. Völkerkundemus. S. prägte zudem die Benennung und Beschreibung zahlreicher heute allg. als Zierpflanzen bekannter Gattungen, u. a. des Philodendron. Autor grundlegender wiss. Veröff., erfuhr er mehrere Ehrungen und wurde u. a. 1848 korr. Mitgl. der Akad. der Wiss. in Wien, 1857 o. Mitgl. der k. Leopoldin.-Karolin. Akad. der Naturforscher in Halle, 1858 als bester Kenner der Alpenflora Dr. phil. der Univ. Jena. S. zählt zu den international bekanntesten Vertretern der systemat.Botanik in Österr. und gilt unter den Wr. Hofgärtnern als der wiss. bedeutendste.

W.: (Reiseberr.), Neue brasilian. Pflanzen, Tagebuecher …, in: K. v. Schreibers, Nachrichten von den k. oesterr. Naturforschern in Brasilien … 1–2, 1820–22, Anhang; Meletemata Botanica, gem. mit S. Endlicher, 1832; Genera Filicum, 1834; Rutaceae. Fragmenta botanica, 1834; Die Sippen der österr. Primeln, 1851; Skizzen oesterr. Ranunkeln Sectionis Allophanes, 1852; Aroideae, 6 He., 1853–58; Synopsis Aroidearum, complectens enumerationem systematicam generum et specierum hujus ordinis 1, 1856; Icones Aroidearum, 1857; Genera Aroidearum, 1858; Prodromus systematis Aroidearum, 1860; Aroideae Maximilianae. Die auf der Reise Sr. Majestät des K. Maximilian I. nach Brasilien ges. Arongewächse nach handschriftl. Aufzeichnungen von H. S., beschrieben von Dr. J. Peyritsch, 1879; usw.; ca. 90 Abhh. in Z.
L.: ADB; Renner, Nachlässe; Wurzbach; C. F. Ph. de Martius – I. Urban, Martii Flora Brasiliensis 1/1, 1840–1906, S. 102f.; S. Reissek, Die österr. naturforschenden Reisenden dieses Jh. in fremden Erdtheilen, 1861, S. 15f.; E. Fenzl, in: Almanach Wien 15, 1865, S. 184, 217ff.; Oesterr. Botan. Z. 15, 1865, S. 162ff.; Die Botan. Anstalten Wiens …, 1894, S. 29ff., 41ff., 58, 69f.; Illustriertes Gartenbau-Lex., hrsg. von L. Wittmack, 3. Aufl. 1902; F. M. Kronfeld, Park und Garten von Schönbrunn (= Amalthea-Bücherei 35), (1923), S. 114ff.; O. Marchalek, Österr. Forscher, (1949), S. 43f.; R. Steinbach, Österr. Botaniker des 19. Jh., die nicht an Hochschulen wirkten, phil. Diss. Wien, 1959, S. 153ff.; H. Riedl, in: Annalen des Naturhist. Mus. in Wien 68, 1965, S. 3ff. (mit Bild); ders., in: Taxon 14, 1965, S. 209ff., 15, 1966, S. 44; J. Szujkó-Lacsa, in: Annales historico-naturalis Musei nationalis Hungarici 67, 1975, S. 57ff.; G. Hamann, Das Naturhist. Mus. in Wien (= Veröff. aus dem Naturhist. Mus., NF 13), 1976, S. 37; H. Riedl, in: Aroideana 1, 1978, S. 77ff.; ders., Introduction to the IDC microfiche edition of the S. drawings at W, 1985; J. Parnell – J. Szujkó-Lacsa, in: Taxon 36, 1987, S. 427ff.; H. Riedl – Ch. Riedl-Dorn, ebenda, 37, 1988, S. 846ff.; Ch. Riedl-Dorn, Die grüne Welt der Habsburger (= Veröff. aus dem Naturhist. Mus. in Wien 23), 1989, S. 44ff.; E. Kreiner, in: Garten, 1990, S. 418f. (mit Bild); B. Kann, Die österr. Brasilienexpedition 1817–36 …, phil. DA Wien, 1992, S. 17ff.; Die Neue Welt, hrsg. von F. Wawrik u. a., 1992, s. Reg. (Kat.); UA Wien; UA Jena, Deutschland..
(H. Riedl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 52, 1997), S. 152f.
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