Schram, Adolf (1848-1927), Großindustrieller und Funktionär

Schram Adolf, Großindustrieller und Funktionär. Geb. Falkenau, Böhmen (Sokolov, Tschechien), 23. 9. 1848; gest. Prag (Praha, Tschechien), 26. 4. 1927. Sohn des Falkenauer Kaufmanns Adalbert S., Bruder des August S., Schwiegervater Otto Peterkas (beide s. d.). S. besuchte 1866 die Oberrealschule in Elbogen (Loket) und stud. 1866/67 bzw. 1867–69 an den Techn. Hochschulen in Wien und Prag (Fachabt. Chemie). Bis 1875 in der chem. Fabrik Adolf Jordans in Kralup a. d. Moldau (Kralupy nad Vltavou) tätig, trat er danach als leitender Chemiker und techn. Berater in die von seinem Bruder August S. gegründete Fa. „A. Schram“ ein. Durch seine Mitarbeit an der Errichtung der großen Schwefelsäure- und Kunstdüngerfabriken in Lissek bei Rostok (Roztoky) – 1915 aus kriegsbedingten Gründen stillgelegt –, Lobositz (Lovosice) und Unterthemenau (Poštorná) hatte S. maßgebl. Anteil am weiteren Ausbau des Unternehmens, dessen Alleininhaber er 1892 wurde, nachdem er bereits 1890 die von seinem Bruder Albin S. seit 1873 innegehabte Prokura übernommen hatte. S. unterhielt auch enge Verbindung mit landwirtschaftl. Versuchsstationen, mit dem Ziel, zur Steigerung der agrar. Produktion beizutragen. Die Produkte seiner Fabriken wurden wiederholt bei Ind.-, Gewerbe- und Landwirtschaftsausst. ausgez. S., ein Großunternehmer, der nicht nur die Chancen des damals neuen Leitsektors Chemie, sondern auch die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wiss. zu nützen verstand, hatte auch eine Reihe von Funktionen im Wirtschaftsleben Böhmens inne: So war er u. a. Präs. der „Tefa“, der Teerfarben- und Chemikalien-AG, Generalrepräsentant der Dynamit Nobel AG in Wien, Vizepräs. der „Eruptiva“, dem Großverschleiß von Monopolsprengstoffen in Prag, Verwaltungsrat der Central-Bank der dt. Sparkassen in Prag, Vizepräs., dann Präs. des Pensionsver. der dt. Sparkassen, Vorstandsmitgl. des dt. Prager Handelsgremiums sowie Prüfungskoär. (später auch Stellv. des Vorsitzenden) für die chem.-techn. Fächer an der dt. Techn. Hochschule Prag. Ab 1878 Mitgl. der Österr. Ges. zur Förderung der chem. Ind., konnte er zuletzt als deren Präs. handelspolit. Einfluß nehmen und neue Projekte der chem. Ind. nachhaltig unterstützen. S. war Träger des Franz-Joseph-Ordens und Ehrenbürger von Falkenau. Nach seinem Tod wurde das Unternehmen „A. Schram“ von seinen Söhnen Ing. Adolf und Albin S. bis Ende der 30er Jahre weitergeführt.

L.: Wr. Ztg., 8. 8. 1903, S. 104 (Jubiläums-Festn.); Dt. Ztg. Bohemia, 27. und 28., Prager Tagbl., 27. 4. 1927; Egerländer Biograf. Lex.; Großind. Österr. I, Bd. 5, S. 416, II, Bd. 3, S. 350; Illustriertes Österr.-Ung. Ehren-Buch. Almanach der Mitgl. des K. Österr. Franz Joseph-Ordens, (1909), (mit Bild); Die Ind., Festn. 1912, S. 26f.; A. Scheiner, Die Fa. A. Schram, Prag, zu ihrem 50jährigen Gründungs-Jubiläum, (1918), S. 9ff. (mit Bild); Archiv der Techn. Univ. Wien; Archiv Českého vysokého učení technického (Archiv der Tschech. Techn. Hochschule), Praha, Tschechien.
(J. Mentschl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 52, 1997), S. 159
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