Schrauf Albrecht, Mineraloge. Geb.Wieden, NÖ (Wien), 14. 12. 1837; gest. Wien, 29. 11. 1897. Von unehel. Geburt, Cousin des Folgenden. Besuchte die Gymn. Wr. Neustadt und Krems, trat 1853 als Novize in den Piaristenorden ein, den er nach der Matura 1856 wieder verließ, stud. 1856–62 an der Univ. Wien Physik, Mathematik, Mineral. sowie Botanik, u. a. bei Grailich (s. d.), und wurde 1862 an der Univ. Tübingen Mag. artium liberalium und zum Dr. phil. prom. Schon 1861 Ass., 1862 Kustosadjunkt am Hofmineralienkabinett, habil. er sich 1863 für physikal. Mineral. an der Univ. Wien, wurde 1867 Zweiter, 1868 Erster Kustos, nach Ablehnung von 1862 sowie 1869 erfolgten Berufungen an die Univ. Lemberg (L’viv) 1874 o. Prof. für Mineral. sowie Leiter des Mineralog. Mus. an der Univ. Wien und fungierte 1887/88 als Dekan. Unter dem Einfluß Grailichs widmete er sich früh der Kristallographie, führte schon in seiner ersten Abh. die in England entwickelte Flächenbezeichnung sowie die sog. Miller-Neumannsche Methode der Kristallberechnung ein und demonstrierte in seinem Lehrbuch der physikal. Mineral. die Methoden zur Formbestimmung und zur Berechnung der Kristalle. 1863/64 unternahm er Stud.Reisen nach Deutschland, wo er mit der Katalogisierung der bedeutenden Mineralien- und Kristallsmlg. Erzhg. Stephans auf der hess. Schaumburg begann, diese infolge des vorzeitigen Todes des Auftraggebers jedoch nicht vollenden konnte. Aus finanziellen Gründen sowie Mangel an entsprechenden Mitarbeitern mußte er auch seinen Atlas als Torso hinterlassen, für dessen publ. Tle. er fast alle Kristallbilder neu konstruiert hatte. Später befaßte er sich bes. mit dem chem. Aufbau der Minerale sowie mit Fragen nach deren gesetzmäßigem Nebeneinander in genet. Hinsicht. Auch ein hervorragender Lehrer, gestaltete er sein Inst. aus und vermehrte die Lernbehelfe sowie die Smlg. des Mus. 1896 verlor er durch einen Unfall die Sehkraft eines Auges, 1897 weitgehend auch jene des zweiten, und so vereinsamte er, schon früher kontaktscheu, zuletzt weitgehend. Er fand vielfach Anerkennung, erhielt u. a. 1867 die Goldene Medaille pro litteris et artibus und wurde 1884 korr., 1893 w. Mitgl. der Akad. der Wiss. in Wien, 1888 Mitgl. der Leopoldin.-Karolin. Akad. der Naturforscher in Halle, 1890 Ehrenmitgl. der Russ., 1894 der Französ. Mineralog. Ges., 1895 korr. Mitgl. der Preuß. Akad. der Wiss. in Berlin sowie 1897 der Akad. der Wiss. in Turin. S. verfocht gegen alle Widerstände die Anwendung der sog. kristallograph. Indices nach William Hallowes Miller, die später ein unentbehrl. Hilfsmittel in der Röntgenkristallographie bildeten, und erkannte wohl als erster die Erforschung der inneren Zusammenhänge zwischen dem chem. Aufbau und den morpholog. sowie physikal. Eigenschaften der Minerale als Ziel seiner Disziplin.