Schreiner, Anton (1873-1932), Politiker und Unternehmer

Schreiner Anton, Politiker und Unternehmer. Geb. Neudörfl a. d. Leitha/Lajtaszentmiklós, Ungarn (Neudörfl, Bgld.), 19. 9. 1873; gest. Walbersdorf (Bgld.), 23. 5. 1932 (ermordet). Sohn eines Gastwirts und Fleischhauers. S. besuchte die Volksschule in Wr. Neustadt und die Realschule in Ödenburg (Sopron) und legte 1893 die Matura ab. Danach absolv. er die Techn. Militärakad. in Wien (1896 Lt.) und ließ sich nach diversen militär. Verwendungen 1902 als Oblt. in die Res. versetzen. Danach arbeitete er als Betriebsleiter in der Ziegelei seines Schwiegervaters in Walbersdorf. Im Ersten Weltkrieg ab 1914 wieder eingezogen, war er als Hptm. Festungskmdt. eines Panzerforts und zweier Küstenbatterien in Pola (Pula). Wegen einer chron. Krankheit für den Frontdienst untaugl., lehrte er 1915–18 an der Techn. Militärakad. in Mödling. Nach Kriegsende schloß er sich zunächst der Christlichsozialen Bewegung Westungarns an, die gegen die Abtretung Dt.-Westungarns an Österr. eintrat, und war 1921 Mitgl. des Leitungsausschusses der Christlichsozialen Partei Westungarns. Nach dem Anschluß des Bgld. an Österr. war S. als Vertreter der Christlichsozialen Partei Anfang 1922 für wenige Wochen Mitgl. der Verwaltungsstelle für das Bgld., des beratenden Organs des Landesverwalters. Bes. Verdienste erwarb sich S. um den Aufbau der 1923 gegründeten bgld. Handels- und Gewerbekammer, in der er 1924–31 als Kammerrat wirkte. Nach erfolgloser Kandidatur für den Nationalrat 1923 wurde S. 1927 in den bgld. Landtag gewählt und 1928 nach dem Rücktritt Rauhofers (s. d.) zum LHptm. nominiert. In dieser Funktion konzentrierte er sich bes. auf wirtschaftsfördernde Maßnahmen, etwa die Gründung einer Landeshypothekenbank. Wegen Arbeitsüberlastung wollte er sein Amt schon 1929 wieder zurücklegen, wurde aber von dem mit ihm befreundeten Bundeskanzler Ignaz Seipel bewogen, in seiner Stellung zu verbleiben. Nach Korruptionsvorwürfen kurze Zeit später doch zurückgetreten, übernahm er nun den Vorsitz der Christlichsozialen Landespartei (bis 1932). Nach den Landtagswahlen 1930 ließ sich S. nochmals dazu überreden, an die Spitze des Landes zu treten, demissionierte aber, auch wegen innerparteil. Probleme, bereits im Oktober des folgenden Jahres. Gleichzeitig legte er sein Nationalratsmandat, das er seit 1930 ausgeübt hatte, zurück, um sich in Zukunft ganz seinem Unternehmen zu widmen. 1932 wurde er jedoch von einem seiner ehemaligen Arbeiter im Streit getötet.

W.: Aufbauarbeit im österr. Bgld., in: Österreich. Fremdenverkehr und Wirtschaft 2, 1928, H. 4.
L.: Burgenlandwacht, 14. 12. 1930; NWT, 23., Bgld. Heimat, 27., Bgld. Freiheit, 28., Oberwarther Sonntags-Ztg., 29. 5. 1932; G. M. Unger, Die Christlichsoziale Partei im Bgld. (= Bgld. Forschungen 49), 1965, s. Reg.; J. Kriegler, Die Ausbildung einer bgld. Führungsschichte in der Ersten Republik, phil. Diss. Wien, 1970, s. Reg.; E. Zimmermann, in: Volk und Heimat 24, 1970/71, n. 7, S. 9ff. (mit Bild); J. Kriegler, Polit. Hdb. des Bgld. 1, 1972, bes. S. 122f.; R. Berzeller – N. Leser, … mit Österr. verbunden. Bgld.Schicksal 1918–45, (1975), s. Reg.; M. Rois, A. S., phil. Diss. Wien, 1979; G. Schlag, Burgenland. Geschichte, Kultur und Wirtschaft in Biographien, (1991), (mit Bild); J. Kriegler, Die Landesverwalter und Landeshauptleute des Bgld., (1992), S. 12 (mit Bild); Biograph. Hdb. der österr. Parlamentarier 1918–93, 1993; KA Wien.
(S. Behofsits)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 52, 1997), S. 204f.
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