Schreyer, Adalbert d. J. (1850-1925), Dirigent, Pianist und Musikpädagoge

Schreyer Adalbert d. J., Dirigent, Pianist und Musikpädagoge. Geb. Olmütz, Mähren (Olomouc, Tschechien), 10. 11. 1850; gest. ebenda, 12. 8. 1925. Sohn des Adalbert S. d. Ä., Bruder des Alois S., Onkel der Renata S. (alle s. u.). Den ersten Musikunterricht erhielt S. von seinem Vater. 1869 absolv. er das dt. Gymn. in Olmütz und stud. dann bis 1873 (Absolutorium) an der Univ. Wien Jus. Gleichzeitig nahm er Privatunterricht bei Krenn und Bibl (Kontrapunkt und Komposition) sowie bei Pirkhert (Klavier) (alle s. d.); 1876 Lehramtsprüfung für Klavier und Gesang an Mittelschulen. Nach Dirigententätigkeit in Olmütz (1874) 1875 Kapellmeister an den vereinigten Bühnen Kaschau-Eperies-Leutschau (Kassa/Košice-Eperjes-Lőcse/Levoča), war S. dann bis 1883 (mit Ausnahme von 1877, wo er wieder in Olmütz wirkte) in gleicher Eigenschaft am städt. Theater Baden b. Wien (ab 1879 auch in Wr. Neustadt). Ab 1875 leitete er auch die Badener Kurkapelle, 1880–83 als Chormeister den Wr. Neustädter Singver. Dann bis 1896 in Linz, konnte S. als Musikdir. der Ges. der Musikfreunde (Musikver.), als Dir. von deren Musikschule sowie als Chormeister des Männergesangver. „Sängerbund“ das Musikleben der Stadt wesentl. bereichern. Ein bewährter Orchestererzieher, trat er in den Ver.Konzerten (meist gem. mit dem „Sängerbund“) als geschätzter Pianist und Dirigent in Erscheinung. Mit Vorliebe brachte er Werke Beethovens, Wagners, Brahms’ und Bruckners, von dem er mehrere Symphonien in Linz erstmals aufführte. Als Dir. der Musikschule erweiterte er diese großzügig, sodaß schließl. in sämtl. Orchesterinstrumenten Unterricht erteilt werden konnte (er selbst unterrichtete Klavier und Harmonielehre). 1896 wurde S. – unter 146 Bewerbern letztl. aufgrund einer Empfehlung Bruckners ausgewählt – als Kurkapellmeister nach Marienbad (Mariánské Lázně) berufen, wo er das Orchester personell erweiterte und zu anerkannten Leistungen führte. Zusätzl. war er noch bis 1903 in den Wintermonaten am Linzer Theater als Operndirigent und 1899–1903 als Chormeister für den „Sängerbund“ tätig. 1915 i. R., zog er sich nach Neumarkt i. Hausruckviertel (OÖ) zurück, wo er seinen Lebensunterhalt durch Musik- und Klavierunterricht, zeitweise auch als Kinopianist bestreiten mußte. S. war Ehrenmitgl. des Männergesangver. in Olmütz (1874), des Wr. Neustädter Singver. (1883), des Musikver. in Linz (1894) und des Linzer Sängerbundes „Frohsinn“ (1896). Sein Vater, Adalbert S. d. Ä. (geb. Olmütz, 8. 4. 1821; gest. ebenda, 22. 5. 1880), ab 1841 Unterlehrer an der Stadtpfarrschule in Olmütz, war ab 1849 Tenorist, ab 1861 Organist an der Domkirche, sein Bruder Alois S. (geb. Olmütz, 7. 12. 1859) Bürgerschuldir. und u. a. Leiter der Musikschule, dessen Tochter Renata S. (geb. Olmütz, 29. 12. 1897; gest. Graz, Stmk., 18. 11. 1983) unterrichtete, auch solist. tätig, Klavier an verschiedenen Lehranstalten in Olmütz, nach 1945 bis 1972 in Viernheim (Deutschland).

L.: Marienbader Ztg., 16. 1. 1896, 29. 9. 1915, 19. 8. 1925; Tages-Post (Linz), 4. 6. 1903, 20. 8. und 8. 9. 1925; OÖ Tagesztg., 7. 10. 1925; Almanach der Genossenschaft dt. Bühnen-Angehöriger 4–11, 1876–83; Neuer Theater-Almanach 9–12, 1898–1901; F. Brunner, Der Linzer Musikver. in den Jahren 1821–1901, 1901, S. 49ff.; F. Gräflinger, A. Bruckner (= Max Hesses Hdbb. 84), (1927), s. Reg.; O. Wessely, in: OÖ Kulturber., 1948, F. 20; J. Unfried, ebenda, 1951, F. 18; A. Lang, ebenda, 1956, F. 24; W. Jerger, Vom Musikver. zum Brucknerkonservatorium 1823–1963, 1963, S. 18ff.; A. Bruckner. Ein Hdb., hrsg. von U. Harten, 1996; UA Wien; Zemský archiv (LA), Olomouc, Tschechien (auch für Adalbert S. d. Ä.). – Renata S.: Olmützer Bll. 32, 1984, n. 2; Stadtarchiv Graz, Stmk.
(K. Mitterschiffthaler)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 52, 1997), S. 221f.
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