Schroeder, Eduard August (1852-1928), Jurist und Soziologe

Schroeder Eduard August, Jurist und Soziologe. Geb. Teschen/Cieszyn, Schlesien (Český Tešín, Tschechien), 25. 5. 1852; gest. ebenda, 16. 2. 1928. Nach dem Besuch des Gymn. in Teschen absolv. S. eine Buchhandelslehre in Bayern und war dann als Buchhändler in Ungarn tätig. 1878 eröffnete er eine Buchhandlung in Teschen und war daneben Red. des „Central-Anzeigers für den österr.- ung. Papierhandel“. Nach dem Tod seines Vaters gab S. das Buchgeschäft auf, um das ererbte Kapital in seine wiss. Weiterbildung zu investieren. Erst 1881 begann er an der Univ. Wien Rechts- und Staatswiss. bei Karl Menger (s. d.) zu stud. Im staatswiss. Seminar zeichnete er sich durch die Arbeit „Das Unternehmen und der Unternehmergewinn vom historischen, theoretischen und praktischen Standpunkte“ aus, womit er eine neue Theorie über den Unternehmergewinn begründete. 1885 verzichtete er auf eine Berufung an die Univ. Washington und kehrte nach Teschen zurück, wo er 1886 die erste private Handelsschule begründete und als Dir. auch leitete. Daneben war S. Mitbegründer und Mitgl. zahlreicher lokaler Ver., wie des Gewerbever. oder des Beskidenver., und engagierte sich bes. im Agrarwesen und in der Fischzucht, z. B. innerhalb des Jagd- und Fischereischutz-Ver. für das östl. Schlesien, den er 1885 mitbegründete, und seit 1889 als Mitgl. der österr. Fischerei-Ges. Daneben war er auch lokalpolit. tätig, etwa als Gmd.Ausschuß von Teschen (1897–1903) oder als Mitgl. der Handels- und Gewerbekammer für Schlesien in Troppau (Opava). Später prüfte er als staatl. Revisor die Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften im mähr.-schles. Oberlandesgerichtssprengel. S. war ein Vertreter der österr. Schule der Nationalökonomie und begründete die sozialpolit. Richtung des Rechtssozialismus, der für den vollen wirtschaftl., sozialen und rechtl. Ausbau des Rechtsstaates eintritt. In seinem Hauptwerk „Das Recht der Freiheit“ (1901) stellte er Grundsätze für den Weltfrieden auf, die auch in den Vierzehn Punkten von Wilsons Friedensprogramm 1918 ihren Niederschlag fanden. Er war auch Mitgl. der Internationalen Vereinigung für vergleichende Rechtswiss. und Volkswirtschaftslehre in Berlin. S. betätigte sich ferner literar. als Verf. von Heimatged.

W.: Das Unternehmen und der Unternehmergewinn vom hist., theoret. und prakt. Standpunkte, 1884; Fischerei-Wirtschaftslehre der natürl. Binnengewässer, 1889; Das Recht im Irrenwesen. Krit., systemat. und kodifiziert, 1890, 2. Aufl. 1904; Das Recht der geschlechtl. Ordnung. Krit., systemat. und kodifiziert, 1893, 2. Aufl. 1896; Das Recht der Wirtschaft. Krit., systemat. und kodifiziert, 1896, 2. Aufl. 1906; Die Pilze ein Volksnahrungsmittel. Eine nationalökonom.-mykolog. Stud., 1896; Ein neues System landwirtschaftl. Spar- und Darlehens-Genossenschaften, 1899; Das Recht der Freiheit. Krit., systemat. und kodifiziert, 1901; Der Alkoholismus und die soziolog. Grenzen seiner Bekämpfung, 1907; Beskidenlied, in: Mitt. des Beskiden-Ver. 5, 1908, n. 3 (Liedtext); Mein Schlesien, in: Heimatjb. „Ostsudetenland“ 5, 1958 (Liedtext); usw.
L.: Illustrirte Ztg. (Leipzig), 107, 1896, n. 2776, S. 315 (mit Bild); A. Gruda, in: Heimatjb. „Ostsudetenland“ 5, 1958, S. 208ff. (mit Bild); ders., in: Mein Beskidenland 11, 1968, n. 2., S. 3 (mit Bild); M. Landwehr v. Pragenau, Geschichte der Stadt Teschen (= Quellen und Darstellungen zur schles. Geschichte 18), 1976, s. Reg.; H. Patzelt, in: Mein Beskidenland 31, 1988, n. 3, S. 3f.
(H. Patzelt)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 53, 1998), S. 229f.
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