Schrödter, Fritz (1855–1924), Sänger

Schrödter Fritz, Sänger. Geb. Leipzig, Sachsen (D), 15. 3. 1855; gest. Wien, 15. 1. 1924; evang. AB. Schwiegervater von →Wilhelm Hesch, Schwager von →Clementine Krauss; in 1. Ehe mit Fanni Schrödter (geb. 1855; gest. Wien, 11. 8. 1926), ab 1920 in 2. Ehe mit Helene Krauss (geb. Schloss Plaß, Böhmen / Plasy, CZ, 23. 5. 1873; gest. Wien, 9. 9. 1951), Solotänzerin an der Wiener Hofoper, verheiratet. – Anfangs der Malerei und Architektur zugewandt, widmete sich S. in Düsseldorf und Köln dem Musikstudium und der Gesangsausbildung. Er trat auf mehreren Bühnen Deutschlands als Operettensänger (Tenor) und Schauspieler auf. 1876 hörte ihn in Berlin →Johann Strauß (Sohn) und empfahl ihn nach Budapest, wo S. bedeutende Erfolge erntete. 1877 wirkte er erstmals in Wien, zunächst im Theater an der Wien und im folgenden Jahr in der Komischen Oper (später Ringtheater). Nach weiterem Gesangsstudium bei →Eduard Stolz in Prag folgte sein Debüt 1879 als Opernsänger am Prager Landestheater, wo er bald zum Publikumsliebling aufrückte. 1884 sang er am Royal Opera House in Covent Garden, London, in der englischen Erstaufführung von Richard Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“ den David unter →Hans Richter s Leitung. Nach Gastspielen an der Wiener Hofoper 1883 und 1884 wurde er von Direktor →Wilhelm Jahn an dieses Haus verpflichtet, dem er 1885–1915 angehörte. S. verkörperte anfangs das Fach des Buffotenors, übernahm aber bald auch viele Rollen aus dem lyrischen Fach wie Max in Carl Maria von Webers „Der Freischütz“, Wilhelm Meister in „Mignon“ von Ambroise Thomas, Hans in →Friedrich Smetanas „Die verkaufte Braut“ oder den König in „Ritter Pásmán“ von Johann Strauß (Sohn). Im italienischen Opernfach sang er u. a. den Herzog in „Rigoletto“ und Manrico in „Der Troubadour“ von →Giuseppe Verdi, die zentralen Tenorpartien in Pietro Mascagnis „Cavalleria rusticana“ und „Freund Fritz“ sowie in Ruggero Leoncavallos „Der Bajazzo“. Unter der Direktion →Gustav Mahlers sang er den Lenski in „Eugen Onegin“ von Pjotr Iljitsch Tschaikowski (1897). S. war einer der erfolgreichsten, vielseitigsten und meistbeschäftigten Sänger seiner Ära. Neben seinem David in den „Meistersingern“ zählte der Eisenstein in „Die Fledermaus“ von Strauß zu seinen Glanzrollen. Nach 30 Jahren Zugehörigkeit zur Wiener Hofoper verabschiedete sich S. Ende Mai 1915 in der Rolle des Eisenstein und nahm danach ein Engagement am Wiener Raimund-Theater an, wo er in der Uraufführung von →Heinrich Bertés „Das Dreimäderlhaus“ (1916) die Rolle des Franz Schubert übernahm und das Stück zu lang anhaltendem Erfolg führte. 1892 wurde S. zum Kammersänger ernannt. Er war Träger des Ritterkreuzes des Franz Joseph-Ordens (1897) und des Ordens der Eisernen Krone III. Klasse (1915).

L.: FB, 1. 6. 1915; NFP, NWT, 16., RP, 17. 1. 1924; Czeike; Eisenberg 1; Eisenberg, Bühne; Kat. der Portrait-Smlg.; Kosch, Theaterlex.; Kutsch–Riemens; oeml; O. Teuber, Geschichte des Prager Theaters 3, 1888, S. 730f.; R. Wallaschek, Das k. k. Hofoperntheater, 1909, S. 266, 269f. (mit Bild); WStLA, Wien.
(C. Höslinger)   
Zuletzt aktualisiert: 15.12.2020  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 9 (15.12.2020)