Schrötter von Kristelli Anton (Konrad Friedrich Dismas), Chemiker. Geb. Olmütz, Mähren (Olomouc, Tschechien), 27. 11. 1802; gest. Wien, 15. 4. 1875. Sohn eines bürgerl. Landschaftsapothekers, Vater des Vorigen und von Leopold S. v. K., Großvater des Hermann S. v. K., Großonkel des Hugo S. (alle s. d.), Gatte der Antonie S. v. K. (s. u.), Schwiegersohn des Landschaftsmalers Ludwig v. Kristelli sowie des A. Frh. v. Ettingshausen (s. d.). Stud. nach Absolv. des Gymn. und der phil. Jgg. in Olmütz ab 1821 Med. an der Univ. Wien, wandte sich aber dann ausschließl. den Naturwiss. und der Mathematik zu. 1827 Adjunkt an der Lehrkanzel für Physik und Mathematik und Supplent der Naturlehre an der Univ. Wien, wurde er über Vermittlung Erzhg. Johanns (s. d.) 1830 suppl. Prof. der Chemie und Physik am Joanneum in Graz und suppl. 1834–36 Physik und Chemie am Grazer Med.-chirurg. Stud. 1843 wurde er o. Prof. der Techn. Chemie am Polytechn. Inst. in Wien, wo er ab 1845 auch Allg. Chemie lehrte und 1866–68 als Vorstand der Chem.-techn. Schule fungierte. 1868 legte er das Lehramt nieder, übernahm mit Titel und Charakter eines Min.Rats die Dion. des Hauptmünzamtes und trat 1874 i. R. S., in Graz hauptsächl. mit chem.- mineralog. und chem.-physikal. Arbeiten beschäftigt, lernte dort und auch am Wr. Polytechn. Inst. die Mängel an diesen Einrichtungen kennen. Auf mehreren Reisen, so 1838 durch Deutschland, u. a. zu Justus v. Liebig nach Gießen, und Paris, 1845 nach Italien sowie 1849 und 1851 nach England, erweiterte er seine diesbezügl. Kenntnisse und widmete sich dann am Polytechn. Inst. intensiv der Verbesserung des Lehrbetriebes, speziell dem Ausbau sowie der Ausgestaltung der Laboratorien, und reformierte den Stud.Ablauf durch Einteilung in drei Kurse, näml. Allg. techn. und Spezielle techn. Chemie sowie den prakt. Laborunterricht. Wiss. beschäftigte er sich anfangs mit Mineral. und Petrographie, erkannte die Richtigkeit der Molekulartheorie und kam dabei mit seinen Äquivalentbestimmungen heutigen Zahlen sehr nahe. Wichtigstes Ergebnis seiner Forschungen war jedoch die Entdeckung des roten Phosphors, den er als amorphe Modifikation erkannte, eine Erkenntnis, die v. a. für die Zündholzind. entscheidende Bedeutung erlangte. Daneben engagierte sich S. für die Übernahme der Pariser Normalmaße und -gewichte. Intensiv unterstützte er die Bestrebungen für die Gründung einer Österr. Akad. der Wiss., gehörte 1847 zu den ersternannten Mitgl. und wirkte von 1850 bis zu seinem Tod als deren Gen.Sekretär. 1848 war S. für die Durchsetzung liberaler Ideen eingetreten und hatte 24 Stunden als Min. für Kultus und Unterricht fungiert. Ferner trug S. entscheidend zur 1860 erfolgten Gründung der Photograph. Ges. in Wien bei, deren Komitee er bis 1875 angehörte und deren Entwicklung er wesentl. mitbestimmte. Er erfuhr zahlreiche Ehrungen und wurde u. a. 1852 Dr. phil. h. c. der Univ. Halle, 1873 Ehrenmitgl. der Dt. chem. Ges., 1875 der Photograph. Ges. in Wien, erhielt 1855 das Ritter-, 1870 das Off.Kreuz der französ. Ehrenlegion, 1867 das Großkreuz des Guadeloupeordens usw., fand Aufnahme in zahlreiche gel. Ges. und wurde 1868 in den österr. Ritterstand erhoben. Im Vorgebirge des Franz-Joseph-Landes erinnert seit 1874 das Kap S., im Ortlermassiv das S.-Horn an ihn und der von ihm untersuchte Opalin-Allophon erhielt den Namen Schrötterit. Seine zweite Gattin, Antonie S. v. K., geb. Freiin von Ettingshausen (geb. Landstraße, NÖ/Wien, 28.(?) 5. 1828; gest. nach 1916), trat bes. durch ihr Engagement in Frauenfragen hervor. 1871 wurde sie Mitgl. des Wr. Frauenerwerbver. und sofort in den Ver.Ausschuß gewählt. Innerhalb des Ver. arbeitete sie u. a. im Komitee, das die Errichtung der Höheren Bildungsschule plante, und in der Komm., welche die Oberleitung über alle Schuleinrichtungen außer der Nähstube und der höheren Arbeitsschule innehatte, mit. In den folgenden Jahren engagierte sie sich auch in der Komm., in der die Einrichtung eines Krankenpflegerinnenkurses geplant wurde, sowie in der Baukomm., in deren Händen der Schulhausneubau lag. 1874 wurde Antonie S. v. K. zur 2. Vizepräs. des Ver. gewählt. 1882 gab sie, bedingt durch ihre Übersiedlung nach Prag, ihr Amt sowie ihre Mitarbeit auf, blieb dem Ver. aber als Mitgl. erhalten.