Schroff Karl Damian von, Pharmakologe und Pharmakognost. Geb. Kratzau, Böhmen (Chrastava, Tschechien), 12. 9. 1802; gest. Graz (Stmk.), 17. 6. 1887. Bruder des Emanuel Stephan S., Vater des Karl v. S. (beide s. d.). Besuchte nach Privatistenstud. das Kleinseitner Gymn. in Prag, absolv. die phil. Jgg. an der dortigen Univ., stud. dann Med. und wurde 1828 zum Dr. med. prom. Noch im selben Jahr Sekundararzt, 1829 Primarius an der neugegründeten Prager Irrenanstalt und daneben Ass. der Med. Univ.Klinik, erhielt er 1830 die Lehrkanzel der Theoret. Med. für Wundärzte in Olmütz (Olomouc). 1835 kam er in gleicher Eigenschaft an die Univ. Wien, erhielt 1850 die dort neu geschaffene Lehrkanzel für Allg.Pathol. und Pharmakol. für Ärzte mit dem Auftrag, für Mediziner und Pharmazeuten auch Pharmakognosie zu lesen, die allg. erst 1851 an den österr. Univ. eingeführt wurde. 1851/52 fungierte er als Dekan, 1856/57 als Rektor, emer. 1874 und lebte ab 1878 in Graz. S. machte sich schon in seiner ersten Stellung durch die Ausgestaltung des Prager Irrenhauses verdient, wo der klass. und mus. hochgebildete Arzt die Patienten außer zu Garten- und Handarbeiten auch an Musik und Theater heranführte. Oftmals fand er als psychiatr. Gutachter Verwendung und war ehrenamtl. Hausarzt des Taubstummeninst. In Olmütz unterhielt er auch eine ausgedehnte Privatpraxis und bewährte sich 1831 während der Choleraepidemie bei der Leitung eines von ihm eingerichteten Spitals. Nach der Übernahme der Wr. Lehrkanzel widmete er sich gleichermaßen Lehre und Forschung. Als einer der ersten Vertreter seines Faches richtete er ein Pharmakolog. Inst. mit Räumen für chem.-pharmazeut. Untersuchungen so-wie für Versuchstiere ein. In Ermange-lung von Lehrmitteln stellte er 1.100 Exemplare seiner eigenen Smlg. als Grund-stock für ein pharmazeut. Herbar zur Ver-fügung, stud. die Erfordernisse auf selbst finanzierten Reisen und vermehrte die Smlg. durch eigenen Erwerb sowie private wiss. Beziehungen. Als einer der ersten zog er für pharmakognost. Forschungen ab 1842 ein Mikroskop und mikrochem. Reaktionen heran. In Versuchen an sich selbst, an Freiwilligen aus dem Studen-tenkreis sowie an verschiedenen Tierarten untersuchte er die Wirkung zahlreicher Arzneidrogen. Ab 1850 gehörte er der Ständigen Medizinalkomm. im Min. des Inneren an, war mit den Vorarbeiten für die 1855 erschienene österr. Pharmakopöe betraut, bereitete ab 1860 als Präses des dafür eingesetzten Komitees die 500-Jahrfeier der Wr. Univ. 1865 vor und gehörte dem Obersten Sanitätsrat an. In seinen mehr als 140 Publ. veröff. er neben Spezialuntersuchungen auch mehrmals aufgelegte Lehrbücher. Zahlreichen gel. Institutionen gehörte er als Ehrenmitgl. an, u. a. der Leopoldin.-Karolin. Akad. der Naturforscher in Halle sowie der Univ. Moskau, und wurde in Anerken-nung seiner Verdienste 1857 Reg.Rat, HR, bei Gründung des Unterrichtsrates 1863/64 dessen Mitgl. und 1867 in den Ritterstand erhoben. S. führte die experimentelle Pharmakol. an der Univ. ein und zählt zu den hervorragendsten Vertretern der sog. Zweiten Wr. med. Schule.