Schroll, Anton (1854-1919), Buchhändler und Verleger

Schroll Anton, Buchhändler und Verleger. Geb. Biala, Galizien (Bielsko-Biała, Polen), 30. 5. 1854; gest. Graz (Stmk.), 7. 11. 1919. Sohn eines Pastors; evang. AB. S. erlernte das Buchhändlergewerbe in Österr., Deutschland und der Schweiz und erweiterte seine Kenntnisse in London und Paris. 1884 gründete er in Wien die Verlagsbuchhandlung Anton S. & Co. mit dem Berliner Paul Krebs als Teilhaber, der jedoch 1899 ausschied. Zunächst hatte die Fa. nur eine eingeschränkte Konzession auf „kunstgewerbliche Musterblätter“, die nach Lithographien, Stahl- und Kupferstichen reproduziert wurden. Lag demnach das Schwergewicht der ersten Verlagswerke auf den Gebieten Architektur und Kunstgewerbe, wurde 1890 die Konzession auf Werke „kunstliterarischen Inhalts“ erweitert, womit auch eine Ausweitung des Verlagsprogramms verbunden war und der Verlag sich zu einem der bedeutendsten auf diesem Gebiet entwickelte. Zu den wichtigsten von S. verlegten Werken gehören die von ihm auch gegründeten Z. „Der Architekt“ (1895–1914), deren Mitarbeiter u. a. Josef Maria Olbrich (s. d.), Josef Hoffmann und Otto Wagner waren, und „Das Interieur“ (1900–15), ferner die vielbändige „Österreichische Kunsttopographie“ (ab 1907) oder das ab 1905 von S. übernommene „Jahrbuch der k. k. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale“, aber auch die von August Sauer (s. d.) 1909 begonnene, erst 1948 abgeschlossene Gesamtausg. der Werke Grillparzers. 1913 zog sich S. aus dem Geschäftsleben zurück, sein Verlag ging z. Tl., 1931 zur Gänze in den Besitz der Drucker- und Verlegerfamilie Reisser, 1973 in den Besitz der Druckerfamilie Geyer über. S. selbst, dem der Titel eines k. Rates verliehen worden war, verbrachte seinen Lebensabend in Graz. Durch die Gründung des führenden Kunstverlagshauses, das noch heute unter seinem Namen besteht, erwarb er sich bleibende Verdienste, insbes. um die Propagierung des Jugendstils in Österr.

L.: (Oesterr.-ung.) Buchhändler-Corr. 1910, Festn., Tl. 2, S. 32, Jg. 60, 1919, S. 683; Anzeiger für den Buch-, Kunst- u. Musikalienhandel 75, 1934, S. 2; alte und moderne kunst 4, 1959, H. 1–2, S. 37f.; Almanach 100 Jahre A. S. & Co. 1884–1984, (1984), bes. S. 10ff. (mit Bild und chronolog. Verzeichnis der Verlagswerke); K. Sotriffer, in: Anzeiger des österr. Buchhandels 119, 1984, S. 70f.; R. Blahacek, in: Börsenbl. für den Dt. Buchhandel 40, 1984, n. 70, S. 1956ff.; M. G. Hall, Österr. Verlagsgeschichte 1918–38, 1 (= Literatur und Leben, NF 28/1), 1985, S. 55; 100+1 Jahr Kunst & Druck, (1985) (mit Bild); Wien um 1900. Kunst und Kultur, 1985, s. Reg.; Stadtarchiv Graz, Stmk.
(A. Durstmüller)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 53, 1998), S. 251f.
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