Schroll, Benedict (1790-1876), Industrieller

Schroll Benedict, Industrieller. Geb. Ruppersdorf, Böhmen (Ruprechtice, Tschechien), 2. 4. 1790; gest. Hauptmannsdorf, Böhmen (Hejtmánkovice, Tschechien), 21. 1. 1876. Sohn des Webers und Leinwandhändlers (Johann) Benedict S. (s. u.), Vater von Josef v. S. (s. d.) und von August S. (s. u. Josef v. S.). S. – dessen Vater (Johann) Benedikt S. (geb. Ruppersdorf, 14. 2. 1759; gest. Hauptmannsdorf, 9. 9. 1831), selbst Sohn eines Webers, vermutl. 1810 seinen Leinwandhandel von Ruppersdorf nach Hauptmannsdorf verlegt und dort in vergrößertem Umfang betrieben hatte, bis er sich 1816 aus dem Geschäft zurückzog – lernte als Weber und Gehilfe bei seinem Vater und war bis 1813 in dessen Geschäft mittätig. Nach seiner Verehelichung mit der Bauerntochter Theresia Knittel ermöglichten ihm deren Mitgift und seine eigenen Ersparnisse, sich als Leinwandhändler in Hauptmannsdorf selbständig zu machen; bereits ab 1815 soll er ein ansehnl. Exportgeschäft nach Preuß. Schlesien betrieben haben. Mitte der 30er Jahre gehörte S., ein Mann von großer kaufmänn. Begabung, zu den größten Leinwandhändlern weit über die Region hinaus. Eine wesentl. und zukunftweisende Erweiterung erhielt seine Unternehmung 1841 durch Pachtung der „Klosterbleiche“ in Ölberg (Broumov) und durch Einführung der Baumwollweberei, die in den nächsten Jahren eine enorme Steigerung und Ausdehnung erfuhr. So beschäftigte S. etwa 1846 insgesamt über 5.000 Menschen bei einer Erzeugung von 50.000 Stück Kattun- und Leinwandwaren. 1848 schloß er einen Ges.Vertrag mit seinen bisherigen stillen Teilhabern, seinen Söhnen August und Josef S. („Benedict S. et Söhne“), 1853 übertrug er ihnen die Fa., der 1848 das Landesfabriksbefugnis erteilt worden war, blieb aber als stiller Gesellschafter beteiligt. S. war durch seinen unternehmer. Weitblick nicht nur einer der Vorreiter des industriellen Wandels in der Region, sondern hatte auch den Grundstein zu einer Ind.Unternehmung gelegt, die sich in der Folge zu einem der bedeutendsten Textilbetriebe der Österr.-ung. Monarchie entwickeln sollte. Für seine Verdienste um die Ind. seines Heimatbez. wurde ihm u. a. das Ehrenbürgerrecht von Braunau (Broumov) verliehen.

L.: Dt. Ztg. Bohemia, 17. 11. 1935; Großind. Österr. II, S. 33ff. (mit Bild); Slokar; E. Langer, Fa. Benedict S.’s Sohn (= Beitrr. zur Geschichte der Dt. Ind. in Böhmen 4), 1895 (mit Bild; auch für Johann Benedict S.); F. Hantschel, Biographien dt. Industrieller aus Böhmen, 1920; G. Otruba – R. Kropf, in: Bohemia 12, 1971, S. 188, 222; Mitt. Josef Mentschl, Wien.
(E. Lebensaft)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 53, 1998), S. 253
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