Schrutz, Demetrius; Ps. Leo Sternberg, Z. Tursch, H. Ermann (1856-1938), Schriftsteller, Schauspieler und Theaterdirektor

Schrutz Demetrius, Ps. Leo Sternberg, Z. Tursch, H. Ermann, Schriftsteller, Schauspieler und Theaterleiter. Geb. Wien, 18. 7. 1856; gest. Schweinspoint, Dt. Reich (Marxheim, Deutschland), 7. 1. 1938. Ab 1888 verehel. mit der unter dem Ps. Frieda Walter bekannten Schauspielerin Maria Friederike S., geb. Feigenspan (1868–1917). Nach Besuch der Handelsakad. war S. bei einem führenden Wr. Bankhaus angestellt, nahm aber daneben dramat. Unterricht und beteiligte sich an Studentenvorstellungen am Wr. Stadttheater. In der Folge gab er die gesicherte Laufbahn eines Bankbeamten zugunsten der Theaterkarriere auf und war vorerst als Schauspieler an diversen süddt. Bühnen tätig. 1892–99 ist er als Dir. (daneben auch Regisseur und Schauspieler) an jährl. wechselnden Theatern in kleineren Städten Deutschlands nachweisbar. Später dürfte er nur noch ohne festes Engagement als Deklamator tätig gewesen sein. Neben seinem schauspieler. Wirken trat S. auch mit einem äußerst reichhaltigen und vielfältigen literar. Œuvre hervor. Er schrieb Ged., Versspiele, Prosalustspiele, übers. über hundert Dramen, aber auch Pierre Jean de Bérangers Lieder aus dem Französ., bearb. zahlreiche Texte (Prosa und Dramatik) für die Bühne und versah manche mit Extempores. Sein Repertoire als Schriftsteller umfaßte nicht nur das heitere Gesellschaftsspiel, er wählte mit großem Geschick auch ernste, zu seiner Zeit beliebte Themen, etwa in „Der Mann mit der eisernen Maske oder: Die Geheimnisse eines Königshauses“ (nach dem Französ.), „Andreas Hofer“ (nach Jakob Immermann), „Dorf und Stadt“ (nach Berthold Auerbach) oder „Der Leiermann und sein Pflegekind“ (nach Charlotte Birch-Pfeiffer). S. schrieb auch für Kinder, verwendete berühmte Ged. in Folgen von „lebenden Bildern“ (etwa Schillers „Das Lied von der Glocke“), sammelte Volkslieder, Kriegslieder (1914), Schwänke und Szenen („Der Überbrettl-Deklamator. 100 humoristische Vorträge von unfehlbarer Wirkung“, 1901, 2. Aufl. 1908) usw. So erweiterte der Schauspieler S. seinen Tätigkeitsbereich nach vielen Richtungen und versuchte auch, seine Erfahrungen anderen weiterzugeben („Die Kunst des Sprechens und Vortrags“, 1920, „Handlexikon des Theaterspieles“, 1925). Trotz dieser weitgefächerten Aktivitäten starb S. weitgehend vergessen im Pflegeheim in Schweinspoint.

W. (s. u. bei Kosch, 3. Aufl.): Das neue Jahr. Allegor. Festspiel, 1897; Katechismus für Liebhaber-Bühnen und Anfänger in der Darstellungskunst (= Bibl. der Gesamtlitteratur des In- und Auslandes 1123–1126), 1898; Klinginsland, (1901); Ballzauber, 1906; Goldene Dichterklänge. Ein dt. Balladenborn, 1909; Damen-Humor. Heitere Deklamationen …, 1911 (mehrfach aufgelegt); Dorfspatzen. 100 lustige Gschichtln und Gedichtln in süddt. Mundart, 1911; Vortragsbibl. für Vereins- und Unterhaltungsabende, 12 Bde., 1913; Geisterkg. Audifax. Ein lehrreiches Kinderspiel, 1924; G’wissensbiß ’ …, (1932); Emil und Emilie (= Univeral-Bibl. 1788), o. J. (Lustspiel); usw.
L.: Neuer Theater-Almanach, 4ff., 1893ff.; Dt. Bühnen-Jb. 30, 1919, S. 120 (zu Maria Friederike S.); Brümmer; Giebisch–Gugitz; Kosch, 3. Aufl.; Kosch, Theaterlex.; Kosel 2; Stiftung Behindertenwerk in Schweinspoint, Marxheim, Deutschland.
(K. Adel)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 53, 1998), S. 268
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