Schüller, Franz Ser. (1857-1927), Fabrikant und Großhändler

Schüller Franz Ser., Fabrikant und Großhändler. Geb. Wien, 3. 5. 1857; gest.Amstetten (NÖ), 3. 2. 1927. Unehel. Sohn der Eleonore S., Vater von Otto Alois S. (s. u.). S. erlernte den Beruf eines Handlungskommis und war dann Berufssoldat im IR 4. 1892 erwarb er den Gewerbeschein zum “Verschleiß von Papier, Schreib- und Zeichenrequisiten” für einen Betrieb in Wien-Ottakring, ließ aber auch schon früh die damals beliebten Ausziehbillets in Heimarbeit herstellen. 1894 wechselte er mit seinem Geschäft in den heutigen 15. Bez. und erweiterte sein Sortiment auf Schul- und Gebetbücher, Reliefbilder sowie Jux- und Gratulationskarten. In den Folgejahren widmete er sich vorwiegend dem Großhandel, weshalb er zahlreiche Reisen in die Kronländer unternahm, während seine Frau das Geschäft in Wien als Familienbetrieb führte. Die Geschäftsausweitung allerdings machte die Einstellung von Provisionsvertretern notwendig, Glückwunschkarten aus Deutschland wurden importiert, ein eigener Verlag für Ansichtskarten von Wallfahrtsorten und für Heiligenbilder wurde geführt. 1906 wurde der Betrieb nach Wiederverehelichung des inzwischen verwitweten S. nach Amstetten verlegt, 1913 konnte dort ein eigenes, neuerbautes Haus bezogen werden, wo neben verschiedenen Tinten auch Waschblau und Lederschwärze erzeugt wurden. Schon um 1908 hatte S., der bereits 1902 in Zusammenarbeit mit einem Chemiker erstmals abwaschbare Tinte erzeugt hatte, mit der Produktion eines Tintenextraktes begonnen, der als „Schüllers Tintenextrakt“ in der Folge im In- und Ausland vertrieben und sogar bis Afrika und Südamerika exportiert wurde. Der Papier- und Schreibwarenhandel wurde nur noch im Großvertrieb weitergeführt. 1919 nahm S. seinen Sohn Otto Alois S. (geb. Wien, 2. 7. 1892; gest. Amstetten, 25. 8. 1933) als Gesellschafter in das Unternehmen auf, das seit damals die Bezeichnung F. Schüller & Sohn führt. 1920 erreichte die Tintenerzeugung ihren Höhepunkt; neben flüssiger Tinte wurde auch Tintenpulver („EFESIN“) hergestellt. Nach dem Ableben des Vaters leitete Otto Alois S. das Unternehmen, unter ihm expandierte der Handel mit Papier- und Schreibwaren, v. a. mit Glückwunschkarten. Neben seiner berufl. Tätigkeit engagierte er sich auch im Ver.Leben, insbes. als Obmann der Sektion Amstetten des Dt.-Österr. Alpenver. (so geht etwa die Erbauung der Amstettner Hütte auf der Forstner Alm auf seine Initiative zurück). Bei chem. Versuchen mit Tintenpulver vergiftete sich Otto Alois und verstarb an den Folgen. Seine jüngste Schwester, Helene S. (geb. 1898), führte den Betrieb, der nach dem Zweiten Weltkrieg die veraltete Tintenerzeugung aufgab, weiter, 1959 übernahm der Enkel des Firmengründers, Otto S., die Leitung.

L. (auch zu den anderen Familienmitgl.): 1892–1992. 100 Jahre Schüller. Klass. Großhandel moderner Art, (1992) (mit Bildern); Mitt. Otto Schüller, Amstetten, NÖ. – Otto Alois S.: Amstettner Nachrichten, 27. 8., 3. 9., Amstettner Ztg., 2. 9. 1933; Stadtpfarramt Amstetten, N Ö.
(J. Mentschl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 53, 1998), S. 290f.
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