Schulbaum (Szulbaum), Moses (Mosze) (1833-1918), Philologe und Übersetzer

Schulbaum Moses (Szulbaum Mosze), Philologe und Übersetzer. Geb. Jezierzany, Galizien (Ozerna, Ukraine), 1833; gest. Wien, 24. 4. 1918. Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns; mos. S. erhielt eine religiös-traditionelle Ausbildung in einem Cheder (Grundschule) und einer Jeschiwa und lernte als Autodidakt moderne und klass. Sprachen. Um 1870 übersiedelte er nach Lemberg (L’viv), das in jener Zeit ein Zentrum der jüd. Aufklärung, der „Haskala“, war, und arbeitete hier vorerst als Korrektor in der Druckerei Wolf. 1871/72 gab er die beiden kurzlebigen Blätter „Ha-Et“ (Die Zeit) und „Kol Ha-Et“ (Die Stimme der Zeit) heraus. S. war einer der Vorläufer der Wiedererweckung des Hebr. Insbes. durch die Hrsg. von hebr. Wörterbüchern („Ozar ha-milim ha-klali. Allgemeines vollständiges neuhebräisch-deutsches Wörterbuch“, 1880, „Milon germani-ivri. Neues, vollständiges deutschhebräisches Wörterbuch“, 1881, 2. Aufl. 1904, u. a.) war er bemüht, das Hebr. durch neue Wortschöpfungen an die Bedürfnisse des 19. Jh. anzupassen. Auch übers. er Aristoteles’ „Ethik“ und Schillers „Die Räuber“ ins Hebr. (1877 bzw. 1881). 1887 kam S. als Religionslehrer an die neugegründete Baron-Hirsch-Schule nach Kolomea (Kolomyia), geriet jedoch wegen seiner betont jüd.-nationalen Auffassungen mit assimilierten Kreisen in Konflikt, wodurch er 1897 seine Stellung verlor. Hierauf arbeitete er als Lehrer in Mikulińce (Mykulyntsi). 1913 wurde er von der Baron-Hirsch-Stiftung zum Insp. für Hebr. an den Schulen der Stiftung in Ostgalizien ernannt. In den Kriegswirren verbrannte seine Bibl., sein Haus wurde von russ. Militär requiriert. Gegen Ende 1917 folgte S., nach einer unglückl. und geschiedenen Ehe zum zweiten Mal verheiratet, seiner Familie, die beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs aus Galizien geflohen war, nach Wien.

W.: s. u. bei PSB.
L.: Jew. Enc.; Jüd. Lex.; PSB; Universal Jew. Enc.; Wininger; Y. Knaani, in: Leshonenu, 1933, S. 299ff.; M. A. Tenenblat, in: Leshonenu la-am, 1964, S. 221ff. (mit Bild); IKG, WStLA, beide Wien.
(A. L. Staudacher)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 53, 1998), S. 313
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