Schuler von Libloy, Friedrich (1827-1900), Rechtswissenschaftler

Schuler von Libloy Friedrich, Rechtswissenschaftler. Geb. Hermannstadt/Nagyszeben, Siebenbürgen (Sibiu, Rumänien), 13. 1. 1827; gest. Wien, 8. 11. 1900. Sohn eines Kaufmanns; evang. AB. Nach dem Besuch des evang. Gymn. in Hermannstadt stud. S. Jus an der dortigen Rechtsakad., danach an den Univ. Wien und Graz und lehrte ab 1851 zunächst als Supplent, ab 1852 als Prof. für dt. und siebenbürg. Rechtsgeschichte, sächs. Statutarrecht, protestant. Kirchenrecht und Nationalökonomie an der Rechtsakad. in Hermannstadt, zu deren bedeutendsten Lehrern er zählte. Daneben hatte er zahlreiche andere öff. Funktionen inne. 1863–64 gehörte er dem siebenbürg. Landtag an und war 1863–65 auch Abg. zum Reichsrat, 1868 fungierte er als Vertreter in der Sächs. Nationsuniv. 1868–75 war er Vorstand des Hermannstädter Gewerbever., wobei er sich um die Präsentation der siebenbürg. Ind. auf der Wr. Weltausst. 1873 verdient machte, außerdem Ausschußmitgl. des siebenbürg. Ver. für Landeskde. und langjähriger Referent des evang. Oberkonsistoriums. Nach dem Ausgleich schwand die Bedeutung der Hermannstädter Rechtsakad., weshalb S. 1875 einer Berufung an die Univ. Czernowitz (Černivci) als Prof. für dt. Rechtsgeschichte folgte. 1875/76, 1880–84 und 1889/90 hatte er auch das Amt des Dekans inne, 1878/79 und 1890/91 leitete er die Univ. als Rektor. 1883 wurde S. zum Reg.Rat, 1895 zum HR ernannt. S. war ein vielseitiger Rechtswissenschaftler, dessen Forschungsgebiete nicht nur auf Siebenbürgen bzw. Ungarn beschränkt blieben, sondern schwerpunktmäßig auch das dt. und das gesamteurop. Rechtssystem in deren rechtsgeschichtl. und staatsrechtl. Erscheinungsformen erfaßten. Wegen seiner bahnbrechenden systemat.-wiss. Rechtsgeschichte gilt er bis heute als bedeutendster siebenbürg.-sächs. Rechtshistoriker. Ferner trat er noch mit volkswirtschaftl., finanzwiss., aber auch kulturhistor. Veröff. hervor.

W.: Statuta jurium municipalium Saxonum in Transilvania. Das Eigen-Landrecht der Siebenbürger Sachsen als Grundriß für acad. Vorlesungen, 3 He., 1853; Siebenbürg. Rechts-Geschichte, 2 Bde., 1855–58, 2. Aufl., 3 Bde., 1867–68; Kurzer Ueberblick der Literaturgeschichte Siebenbürgens von der ältesten Zeit bis zu Ende des vorigen Jh., 1857; Materialien zur siebenbürg. Rechtsgeschichte, 1862; Merkwürdige Municipal-Constitutionen der Siebenbürger Sekler und Sachsen, 1862; Dt. Rechtsgeschichte, 1863, 2. Aufl. 1868; Dt. Rechtsdenkmäler der Siebenbürger Sachsen, in: Archiv des Ver. für Siebenbürg. Landeskde., NF 7, 1866, H. 3; Das Proceßrecht der Siebenbürger Sachsen (Deutschen) im systemat. Grundriße, 1867; Das ung. Staatsrecht, 1870; Protestant. Kirchenrecht vornehml. das des Evang. Augsburger Bekenntnisses in Siebenbürgen, 1871; Polit. Oeconomie, 1871; Abriß der Europ. Staats- und Rechtsgeschichte, 1874; Der Sozialismus und die Internationale nach ihren hervorragendsten Erscheinungen in Literatur und Leben (= Hist.-polit. Bibl. der Smlg. von Hauptwerken aus dem Gebiete der Geschichte und Politik alter und neuer Zeit 15), 1875; Ung. Rechtsdenkmäler, 1876; Aus der Türken- und Jesuitenzeit vor und nach dem Jahre 1600, 1877; Über die Entwicklung der staatsbürgerl. Freiheit in Österr., 1878, 2. Aufl. 1894; Erste Grundzüge der theoret. Diplomatik, o. J.; usw.
L.: N. Fr. Pr., 12. 9. 1875 und 9. 11. 1900; Wr. Ztg., 8. 11. 1900; Biograph. Jb. 5, 1903, S. 178f.; Trausch, s. Reg.; Wurzbach; Jurist. Bll. 11, 1882, S. 351, 29, 1900, S. 547; A. Norst, Alma mater Francisco-Josephina. FS zu deren 25jährigem Bestande, 1900, S. 25f. (mit Bild); G. Tontsch, Die Rechtsakad. zu Sibiu. Studia Univ. Babes-Bolyai, ser. iurisprudentia, 1969, S. 97f.; R. Sutter, Siebenbürger Sachsen in Österr. Vergangenheit und Gegenwart, 1976, S. 143f.; Die Siebenbürger Sachsen in den Jahren 1848–1918, red. von C. Göllner (= Siebenbürg. Archiv 3/22), 1988, s. Reg.
(G. Tontsch)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 53, 1998), S. 319f.
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