Schuller, Georg Adolf (1862-1939), Historiker, Pfarrer und Lehrer

Schuller Georg Adolf, Pfarrer, Schulmann und Historiker. Geb. Schäßburg/Segesvár, Siebenbürgen (Sighişoara, Rumänien), 25. 12. 1862; gest. Sibiu (Rumänien), 30. 8. 1939. Sohn von Georg S. (s. d.). S. absolv. 1880 das Gymn. in Schäßburg und stud. 1880–84 evang. Theol. und Geschichte in Bern, München, Berlin und Tübingen, 1884 Dr. phil. der Univ. Tübingen. Heimgekehrt, war S. zunächst ohne Anstellung und legte in der Zwischenzeit die Lehramtsprüfung (1886), dann 1888 die theolog. Prüfung ab. 1887–89 lehrte S. an der höheren Volksschule in Großschenk (Cincu) und war 1889–93 Rektor der höheren Volksschule und damit verbunden der Gewerbeschule in Agnetheln (Agnita), außerdem Bez.Schulkoär. des Schäßburger Kirchenbez., danach 1893–98 Pfarrer in Großlasseln (Laslea) und 1898–1904 Pfarrer in Großalisch (Seleuşu). Wegen fortschreitender Taubheit mußte er 1904 zwar seine priesterl. Tätigkeit aufgeben, fand dafür jedoch mehrere neue Betätigungsfelder. S. übernahm die Leitung der Hss.Abt. des Baron Brukenthal. Mus. in Hermannstadt/Nagyszeben (Sibiu), die er renovierte, weitgehend katalogisierte und zu einer bedeutenden wiss. Forschungsstätte ausbaute. Diese diente ihm auch als Basis für sein ungemein reiches hist. Schaffen. Er verf. zahlreiche hist. Abhh., – wobei bes. jene über „Hermannstadt um die Mitte des 18. Jahrhunderts“, 1907, v. a. jedoch sein postum erschienenes Hauptwerk über Samuel v. Brukenthal hervorzuheben sind – und Biographien bedeutender Siebenbürger. Parallel dazu arbeitete er in der Hermannstädter Zentrale des Verbandes der siebenbürg.- sächs. Raiffeisengenossenschaften als Verbandssekretär und setzte sich dabei mit Themen der Agrarpolitik und der Migration publizist. auseinander. Als Schriftleiter des von ihm gegründeten „Raiffeisenboten“ wie auch als langjähriger Red. der „Landwirtschaftlichen Blätter“ betonte er stets den Genossenschaftsgedanken Raiffeisens. Außerdem erhielt er 1906 die Red. der „Kirchlichen Blätter“, des Amtsorgans der evang. dt. Landeskirche in Siebenbürgen; nicht zuletzt dafür wurde ihm 1926 das theolog. Ehrendoktorat der Univ. Tübingen verliehen.

W. (s. u. bei Hienz): Aus der Vergangenheit der siebenbürg.-sächs. Landwirtschaft, 1895; Aus dem Leben der Gmd. Großalisch, gem. mit R. Nemenz, 1903; Dorfheimat. Lebensbilder aus der Jüngstvergangenheit eines siebenbürger Sachsendorfes. Erinnerungen eines ehemaligen Pfarrersjungen, 1907; Johann Filtsch (1753–1836), 1912; Über die Einwanderung von Württembergern in das Sachsenland in den Jahren 1845–48, 1922; Ein aktenmäßiger Beitr. zur Geschichte der Gegenreformation in Siebenbürgen im 18. Jh., 1931; S. v. Brukenthal, 2 Bde. (= Buchr. der Südostdt. Hist. Komm. 18–19), 1967–69; usw.
L.: Siebenbürg.-Dt. Tagebl., 3. 9. 1939; Szinnyei; Trausch, s. Reg.; G. Brandsch, in: Siebenbürg. Vjs. 63, 1940, S. 41ff.; H. Hienz, Bibliographie G. A. S., in: Mitt. aus dem Baron Brukenthal. Mus. 8, 1941, S. 5ff. (mit Bild); K. K. Klein, in: G. A. S. Samuel von Brukenthal 1 (= Buchr. der Südostdt. Histor. Komm. 18), 1967, S. VIIff.; ders., Saxonica Septemcastrensia, 1971, s. Reg., bes. S. 374ff.; Enc. istoriografiei româneşti, red. von Ş. Ştefănescu, 1978; Die Siebenbürger Sachsen in den Jahren 1848–1918, red. von C. Göllner (= Siebenbürg. Archiv 3/22), 1988, s. Reg.
(G. Gündisch)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 53, 1998), S. 325f.
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