Schuller, (Johann) Ludwig Friedrich (1826-1906), Maler und Lithograph

Schuller (Johann) Ludwig Friedrich, Maler und Lithograph. Geb. Feffernitz (Kärnten), 18. 1. 1826; gest. Schäßburg/Segesvár, Siebenbürgen (Sighişoara, Rumänien), 18. 3. 1906. Sohn eines aus Siebenbürgen stammenden evang. Pfarrers, Vater von Betty S. (s. u.). S. erhielt mit elf Jahren ersten systemat. Zeichenunterricht bei seinem Patenonkel Ludwig Wilhelm v. Martens, der an der Akad. in Venedig gelernt hatte. 1843 wurde er bei Joseph Wagner in Klagenfurt als Lithograph ausgebildet und zeichnete unter dessen Anleitung bis 1845 zahlreiche Landschaften und Porträts auf Stein. In Zusammenhang mit einer ersten Reise nach Siebenbürgen, 1845, faßte S. den Vorsatz, sich als Maler in der Heimat seines Vaters niederzulassen. Im selben Jahr begann er das Stud. an der Wr. Akad. der bildenden Künste (Landschaftsmalerei) bei Gsellhofer (s. d.) und Franz Steinfeld d. J., führte es aber nur bis zum Sommersemester 1846 fort, da er sich dann abwechselnd in Klagenfurt und Villach aufhielt, wo er erneut Aufträge für die Lithograph. Anstalt Wagners ausführte. 1849–57 weilte er, zunächst als Privatschüler von Marc-Gabriel-Charles Gleyre, 1850–51 als Student an der Akad. in Paris. 1857 ließ er sich in Schäßburg nieder, wo er als Zeichenlehrer, Maler und Photograph den Rest seines Lebens verbrachte. S.s bedeutendste Leistung liegt in der Landschaftsmalerei. An naturalist. oder impressionist. Bestrebungen vorbei, erhielt er sich bis ins hohe Alter die für die Malerei des Biedermeier charakterist. Akkuratesse der Zeichnung und Ausführung. Bes. beliebt waren seine naturgetreuen und pedant. Ansichten von Schäßburg sowie Landschaften aus der Umgebung dieser Stadt. Daneben schuf er aber auch einige exakt gezeichnete Porträts und Altarbilder für siebenbürg. Dorfkirchen; zudem zählt er zu den Pionieren der Photographie in Siebenbürgen. S.s Tochter Betty S. (geb. Schäßburg, 11. 3. 1860; gest. ebenda, 8. 8. 1904) erhielt ihren ersten Unterricht im Zeichnen und Malen von ihrem Vater und stud. 1884/85 an der Landschaftsschule der Zeichenakad. in Graz bei H. v. Königsbrunn (s. d.). Anschließend kehrte sie wieder in ihre Heimat zurück, wo sie als Aquarellmalerin große Anerkennung fand. Ihr Werk umfaßt v. a. farbensatte, romant. überhöhte Landschaften.

W. (s. u. Werksverzeichnis bei A. Haffner): Lithographien in Ansichtenwerken: Ansichten aus Klagenfurt, 1843/44, Ansichten aus Kärnten, 1844, Album für Kärnten, 1845 (alle Kärntner Landesmus., Klagenfurt); Maler. Ansichten aus Krain, 1844–47 (National- und Univ.-Bibl., Ljubljana); Tal der Großen Kokel, nach 1874 (Siebenbürg. Mus., Gundelsheim a. Neckar); Schäßburger Bahnhof, nach 1880 (Brukenthal-Mus., Sibiu); Landschaft bei Zágon, 1880, Bad Tusnad, 1881, Siebenbürg. Dorf, um 1880 (alle Justinus-Kerner-Haus, Weinsberg b. Heilbronn); Der evang. Sachsenbischof F. Müller, 1880 (evang. Stadtpfarrhaus, Sighişoara); usw.
L.: Bénézit; Fuchs, 19. Jh.; Thieme–Becker; F. Schuller, in: Die Karpathen 2/2, 1909, S. 619ff.; A. Haffner, in: Carinthia I, 100, 1990, S. 487ff. (mit Bildern und Werksverzeichnis); W. Myss, Kunst in Siebenbürgen, 1991, s. Reg., bes. S. 274; Die Siebenbürger Sachsen. Lex., hrsg. von W. Myß, (1993), (mit Bild); Archiv der Akad. der bildenden Künste, Wien. – Betty S.: F. Schuller, in: Die Karpathen 2/2, 1909, S. 679ff.; A. Haffner, in: Carinthia I, 100, 1990, S. 545; W. Myss, Kunst in Siebenbürgen, 1991, s. Reg., bes. S. 274f. (mit Bild); Die Siebenbürger Sachsen. Lex., hrsg. von W. Myß, (1993), (mit Bild).
(M. J. Tataru)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 53, 1998), S. 327f.
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