Schullerus, Fritz (1866-1898), Maler

Schullerus Fritz, Maler. Geb. Fogarasch/Fogaras, Siebenbürgen (Făgăraş, Rumänien), 22. 7. 1866; gest. Großschenk/Nagysink, Siebenbürgen (Cincu, Rumänien), 22. 12. 1898. Sohn von Gustav Adolf S., Bruder von Adolf S. (beide s. d.), Onkel von Trude S. (s. u.); evang. AB. S. besuchte bis 1885 das Gymn. in Hermannstadt (Sibiu), wo er seine ersten künstler. Anregungen von dem Maler und Kunstpädagogen Carl Dörschlag erhielt. Anschließend inskribierte er 1885 in Wien an der Techn. Hochschule, verwarf jedoch schon nach kurzer Zeit den Plan, Architekt zu werden, und begann seine Ausbildung an der Zeichenlehrerschule in Budapest (bis 1889) bei Bertalan Székely und als Privatschüler der Maler Julius v. Benczur, Karlovszky (s. d.) und Paul Vágo. Die Begegnung mit der Kunst Arnold Böcklins (Ausst. in Budapest 1888) sowie eine erste Stud.Reise nach München, wo er die Werke Franz v. Lenbachs und der Maler des Leibl-Kreises kennenlernte, übten einen entscheidenden Einfluß auf die spätere Entwicklung seines Werks aus. Seine weiteren Stud. absolv. er 1889/90 und 1895 an der Akad. der Bildenden Künste in München bei Gabriel v. Hackl, Karl Moor, Ludwig v. Löfftz und Otto Seitz. Um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, übernahm er verschiedene Arbeiten in Kunst- und Kunstgewerbeunternehmen in München und unterrichtete 1892–94 als Zeichenlehrer in Bistritz (Bistriţa); ab 1895 lebte er im Haus seiner Eltern in Großschenk. Seine wichtigsten Werke entstanden nach 1892 in Siebenbürgen: Porträts, Interieurs, Darstellungen mit Motiven aus dem bäuerl. Alltag, Historienbilder mit Themen aus der Geschichte der Siebenbürger Sachsen. Im Stil dieser Werke treffen sich kunstvolle Farb- und Lichteffekte naturalist. Prägung mit dem Wunsch, die Realität möglichst wirklichkeitsgetreu darzustellen. 1897/98 malte der inzwischen schwer lungenkranke Maler eine Reihe von melanchol., stimmungsgesättigten Landschaften, die zu den wichtigsten Beitrr. der siebenbürg. Kunst des späten 19. Jh. gehören. Seine Nichte Trude S. (geb. Agnetheln/Szászágota, Siebenbürgen/Agnita, Rumänien, 3. 5. 1889; gest. Sibiu, Rumänien, 24. 1. 1981) stud. 1904–16 in München an der Akad. der Bildenden Künste und als Privatschülerin bei den Malern Heinrich Klirr, Max Feldbauer, Moritz Heymann und Julius Exter, 1924/25 in Leipzig an der Akad. für Graphik und Buchgewerbe. Nach einer Stud.Reise durch Italien kehrte sie nach Sibiu zurück. In ihren Bildern zeigen sich fast ausschließl. siebenbürg. Motive: Szenen aus dem bäuerl. Leben, Landschaften und Burgen. Der Stil ihrer Bilder, der sich v. a. an der realist. Tradition des späten 19. Jh. orientiert, enthält aber auch wichtige Anregungen von Cézanne und Gauguin.

W. (s. u. Werksverzeichnis bei E. Antoni): Die Zigeunerin Lele Doke, 1891, Bauern in Festtagstracht, 1892/93, Kircheninterieur, 1895, Die Union der drei Stände auf dem Schäßburger Landtag, 1895, Landschaft mit Wasser, um 1898, Gebirgslandschaft aus den Südkarpaten, 1898 (alle Brukenthal-Mus., Sibiu); Der Schwur des Kronstädter Rates auf das Reformationsbüchlein, 1898 (Schwarze Kirche, Braşov); usw.
L.: Bénézit; Művészeti Lex. II; Thieme–Becker; V. Roth, F. S. Ein siebenbürg.-sächs. Künstlerleben, 1908 (mit Bild); E. Antoni, in: Forschungen zur Volks- und Landeskde. 23, 1980, n. 2, S. 79ff. (mit Werksverzeichnis und weiterführender Literatur); M. Tătaru, in: Revue roumaine d’histoire de l’art, Sér. Beaux-Arts 23, 1986, S. 67ff.; W. Myss, Kunst in Siebenbürgen, 1991, s. Reg., bes. S. 275 (auch für Trude S.); Die Siebenbürger Sachsen. Lex., hrsg. v. W. Myß, (1993) (mit Bild, auch für Trude S.); K. Klein, in: Z. für Siebenbürg. Landeskde. 19 (90), 1996, S. 51ff.; Archiv der Techn. Univ. Wien; Archiv der Akad. der Bildenden Künste, München, Deutschland; Mitt. Georg Wacha, Linz, OÖ. – Trude S.: J. Fabritius-Dancu, T. S., 1974.
(M. J. Tataru)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 53, 1998), S. 333f.
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