Schumacher von Marienfrid, Anton (Johann) (1836-1918), Buchhändler, Buchdrucker, Verleger, Politiker und Funktionär

Schumacher von Marienfrid Anton (Johann), Buchhändler, Buchdrucker, Verleger, Politiker und Funktionär. Geb. Innsbruck (Tirol), 17. 4. 1836; gest. ebenda, 16. 4. 1918. Enkel von Casimir Carl S., Sohn von Johann Nep. S. (beide s. d.), Bruder des Innsbrucker Rechtsanwalts Dr. Johann Bapt. S. (geb. 16. 7. 1840; gest. 9. 5. 1908), Vater von Eckart und Siegmund S. v. M. (beide s. d.) sowie des Innsbrucker Rechtsanwalts Dr. Julius S. v. M. (geb. Innsbruck, 29. 1. 1869; gest. ebenda, 11. 12. 1950), ab 1864 verehel. mit der Innsbrucker Gastwirtstochter Anna Erler. S. besuchte in Innsbruck die Volksschule und danach eine private Erziehungsanstalt in Bayern. Er erlernte 1851–54 in Wien den Buchhandel und bildete sich in Buchhandlungen in München und Rom weiter aus, 1858–59 wurde er in Augsburg in die Buchdruckerei eingeführt. 1859 übernahm er das Familienunternehmen, bestehend aus der Wagner’-schen Univ.-Buchdruckerei sowie der Verlags- und Sortimentsbuchhandlung in Innsbruck, das 1868 in sein Eigentum überging. Unter seiner Leitung expandierte der Betrieb weiter und gewann, bes. bezügl. der Hrsg. wiss. Werke, erhebl. an Bedeutung. 1862 hatte die Buchhandlung den Titel einer „k.k. Universitätsbuchhandlung“ verliehen bekommen. 1875 bezog S. mit dem Sortimentsgeschäft neue Räumlichkeiten in der Innsbrucker Museumstraße, 1878 wurde die Schriftgießerei und nach einem Brand im Stammhaus 1888 auch die Druckerei übersiedelt. S. gründete zudem eine Buchhandlungsfiliale in Bregenz (1870) sowie eine Leihbibl. in Innsbruck (1872). Mit Anfang 1889 übergab er die Fa. an seinen älteren Sohn Eckart. 1890 wurden die nicht mehr rentablen Filialen in Feldkirch und Brixen (Bressanone/Brixen) verkauft. Über seine Firmentätigkeit hinaus spielte S. aber auch im öff. Leben Innsbrucks eine bedeutende Rolle: Seit 1863 im Innsbrucker Sparkassenver. führend tätig, war er 1886–90 Vorstandsrat, 1891–1918 Sparkassenvorsteher des Sparkassenver., der sich unter seiner Leitung zu einer der Ersten Sparkassen Österr. entwickelte. 1905 wurde S. als Vors. des Verbands der Dt.-Tiroler und Vbg. Sparkassen, den er mitbegründet hatte, in den Verwaltungsrat der dt. Sparkassen in Prag berufen. 1868–95 gehörte er als Liberaler dem Innsbrucker Gmd.Rat an, 1877–86 als Vizebgm. 1869 wurde er erstmals in die Innsbrucker Handels- und Gewerbekammer gewählt, ab 1881 war er Vizepräs., 1886–1902 Präs. Als solchem war ihm die Sorge um den Nachwuchs in Handel und Gewerbe ein vordringl. Anliegen, weshalb er die Errichtung einer Handelsschule, aus der sich dann die Handelsakad. entwickelte, durchsetzte; auch die Fachschule für das Kleineisengewerbe in Fulpmes geht auf die Initiative S.s zurück, ebenso fiel die Errichtung der Stubaierbahn in seine Amtszeit, und nicht zuletzt war die Tiroler Landesausst. von 1893 sein Werk. Ab 1881 stand er auch an der Spitze des neugegründeten Fremdenverkehrsver. für Nordtirol, war Vorstand der Bez.Krankenkasse (Innsbruck) und für die Salzburger Arbeiter-Unfallversicherung führend tätig. Als Mitbegründer der Sektion Innsbruck des Dt. Alpenver. (1869), in der er bis 1874 als Kassier fungierte, bzw. als (Ehren-)Mitgl. des späteren Dt. und Österr. Alpenver., erwarb er sich gleichfalls Verdienste. Dt.völk. gesinnt, war S. Ausschußmitgl. des Ver. zur Erhaltung der dt. Schulen in Südtirol und leitete seit der Gründung des Tiroler Volksbunds (1905) dessen Innsbrucker Ortsgruppe. Dieser umfangreichen Wirksamkeit entsprachen die ihm zuteil gewordenen Ehrungen und Auszeichnungen, u. a. das Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens (1881) und der Orden der Eisernen Krone III. Kl. (1894); 1898 wurde S. aufgrund seiner langjährigen Kammerpräsidentschaft in den erbl. Adelsstand mit dem Prädikat der Familie seiner Mutter, „von Marienfrid“, erhoben.

L.: Neue Tiroler Stimmen, 16. (Abendausg.) und 19., Innsbrucker Nachrichten, 17. und 19. 4. 1918; E. v. Schumacher, in: Verlags-Kat. der Wagner’schen Univ.-Buchhandlung in Innsbruck, 1904, S. XVIff.; F. Trnka, in: Mitt. des Dt. und Österr. Alpenver., 1918, S. 65f.; Beitrr. zur Familiengeschichte, hrsg. von E. Schumacher v. Marienfrid, 1924, S. 59ff. (mit Bildern); Tiroler Wirtschaft in Vergangenheit und Gegenwart 1–2 (= Schlern-Schriften 77–78), 1951, s. Reg. (mit Bild); R. Granichstaedten-Czerva, Beitrr. zur Familiengeschichte Tirols (= Schlern-Schriften 131), 1954, s. Reg.; F. Huter, Geschichte der Sparkasse der Stadt Innsbruck (= Tiroler Wirtschaftsstud. 16), 1962, s. Reg. (mit Bild); A. Durstmüller d. J. (– N. Frank), 500 Jahre Druck in Österr. 1–2, (1982–86), s. Reg.
(W. Meixner – G. Zwanowetz)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 54, 1999), S. 363f.
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