Schumacher Franz, Jurist, Politiker und Schriftsteller. Geb. Innsbruck (Tirol), 13. 3. 1861; gest. Kleinvolderberg (Tirol), 23. 7. 1939. Enkel von Casimir Carl S. (s. d.), Sohn von Karl S. (geb. Innsbruck, 16. 1. 1822; gest. Bozen, Tirol / Bolzano/Bozen, Italien, 19. 11. 1873), der ab 1869 Kreisgerichtspräs. von Bozen war, Vater von Josef S. (s. u.), Bruder von Philipp S. (s. d.). S. besuchte die Musterhauptschule in Innsbruck, danach die Gymn. in Bozen und Innsbruck (1879 Matura) und stud. dort 1879–83 Jus; 1889 Dr. jur. 1883 trat S. in den Tiroler Justizdienst ein, war an mehreren Gerichtsorten beschäftigt, u. a. 1883 in Innsbruck, ab 1884 in Hall (Hall i. Tirol), 1886–88 in Trient (Trento), 1889 in Kitzbühel, 1890 in Rattenberg und ab 1891 erneut in Hall. Dazwischen hatte er 1884/85 sein Einjährig-Freiwilligen-Jahr bei den Tiroler Kaiserjägern abgeleistet. 1893 wurde S. wegen ausgez. Leistungen als Auskultant ins Justizmin. berufen. 1899 zum Sektionsrat und 1905 zum Min.Rat befördert, nahm er als Beamter der Abt. für internationale Rechtsangelegenheiten an den Kongressen in Berlin, Paris und Den Haag teil. Ab 1907 Kreisgerichtspräs. in Trient, war S. um eine gerechtere Behandlung der italien. Sprachgruppe bemüht, weshalb er bes. im Ersten Weltkrieg von der Militärverwaltung kritisiert wurde. 1917 Senatspräs. 1918 wurde S. von den Italienern verhaftet, jedoch nach kurzer Zeit wieder freigelassen. Trotzdem wurde er während der Friedenskonferenz in St. Germain fälschlicherweise bezichtigt, Cesare Battisti (s. d.) zum Tode verurteilt zu haben, womit man die österr. Delegation, der auch S. als Tiroler Beirat angehörte, treffen wollte. Nach Abschluß des Vertrags von St. Germain gehörte S. der österr.-italien. Komm. zur Bestimmung der österr.-italien. Grenze an. Ab 1914 war er christlichsozialer Abg. im Tiroler Landtag, wurde 1919 1. LHptm.Stellv. und im selben Jahr als Vertreter Südtirols Mitgl. der Konstituierenden Nationalversmlg. und war bis zum Ausscheiden der Südtiroler Abg. aus dem Tiroler Landtag 1919/20 auch Landtagsabg. Ab 1923 Nationalratsabg., zog er sich 1927 aus der Politik zurück und widmete sich verstärkt seiner bereits vor Jahrzehnten begonnenen Dichtung und literar.-hist. sowie karitativen Arbeit. Bereits 1888 wurden drei Proben seiner romant. Lyrik im Tiroler Dichterbuch veröff., es folgten literaturhist. und literaturkrit. Arbeiten, insbes. in der Ztg. „Neue Tiroler Stimmen“ und deren Beilage „Der Sammler“. Auch sozial engagiert, war S. langjähriger Vorstand des Vinzenzver., danach Präs. von dessen Zentralrat, ferner 1928–1939 Präs. des Caritasverbandes. Im Kulturleben Innsbrucks engagierte er sich als Präs. des Innsbrucker Musikver. und nach dem Ersten Weltkrieg in gleicher Funktion bei der Marian. Ver.Buchhandlung. S. war sicherl. in erster Linie Jurist und Richter und erst in zweiter Linie Politiker, obwohl er es seiner ausgleichenden Art wegen sogar für einige Jahre Obmann der Tiroler Volkspartei war. Sein literar. Schaffen zeugt von weit gespannten Interessen und einer überdurchschnittl. mus. Begabung. S.s Sohn Dr. jur. Josef S. (geb. Wien, 14. 11. 1894; gest. Innsbruck, 11. 6. 1971) begann 1920 seine Beamtenlaufbahn und war 1935–38 LHptm. von Tirol. Von den Nationalsozialisten abgesetzt, war er 1945–59 erneut im Landesdienst, zuletzt als Landesamtsdir., tätig.