Schurz, Anton Xaver (1794-1859), Schriftsteller und Beamter

Schurz Anton Xaver, Schriftsteller und Beamter. Geb. Asparn a. d. Zaya (NÖ), 2. 9. 1794; gest. Wien, 29. 12. 1859. Sohn eines Herrschaftsverwalters, Schwager Lenaus (s. Niembsch v. Strehlenau). Nach Stud. bei St. Anna in Wien und Praktikantenzeit in der Münz- und Bergwesens-Hofbuchhaltung stud. S. ab 1810 an der Berg- und Forstakad. in Schemnitz/Selmeczbánya (Banská Štiavnica). 1813 Hofbuchhaltungs-Accessist bei der Bergbuchhaltung Oravica (Banat), danach Hofbuchhaltungs-Ingrossist, wurde er im Juli 1814 als Ingrossist im Banater Dep. der Münz- und Bergwesens-Hofbuchhaltung nach Wien berufen, 1816 wurde er Rechnungsoffizial, 1835 Rechnungsrat, 1842 Vize- und 1850 Hofbuchhalter. 1854 trat S., ein vorbildl. Beamter im Berg- und Hüttenfach, der über reiche Länder- und Sprachkenntnisse verfügte, i. R. 1821 hatte S. die Schwester Lenaus, Therese, geheiratet. Mit ihm verbanden ihn eine enge Freundschaft und wechselseitiger künstler. Einfluß: 1823–28 betrieb er mit Lenau die Lektüre der älteren dt. Lyrik, auch regte er ihn durch den Vortrag seiner eigenen Ged. zur Dichtung an. Ab 1826 unternahm S., der seit 1824 dem ersten steir. Dep. der Münz- und Bergwesen-Hofbuchhaltung zugeteilt und dadurch auch oft dienstl. in der Stmk. unterwegs war, mit Lenau Reisen in die nö. und steir. Voralpen, die für diesen künstler. Anregungen boten. Auch in dessen Krankheit stand S. seinem Schwager zur Seite und brachte ihn von der Heilanstalt in Winnental bei Stuttgart in die Anstalt von Oberdöbling bei Wien. Der Dichter S., von dem allerdings neben Beitrr. in Almanachen, Taschenbüchern usw. nur eine Smlg. „Gedichte“, 1841, erschien, befindet sich in der Tradition der dt. Dichtung der Vorklassik; spürbar folgt er der Odendichtung Klopstocks, der Balladendichtung Gottfried August Bürgers, den Liedern des Göttinger Hainbunds. Der klass.romant. Einfluß beschränkt sich auf Einzelheiten (etwa die Sonettform); deutl. ist der Einfluß Lenaus, auch ihm ist die Natur Folie des Erlebens. S. verzichtet selten auf den Reim, er opfert ihm die Wortstellung; auch bildet er neue Wortzusammensetzungen. Glaubhaft ist das Naturbild, die Trauer nach dem Tod der Gattin, der Sinnspruch. Seine Versuche im Balladenton scheitern daran, daß ihm das Niedliche lag, nicht aber das Heroische. Seine zweibändige Biographie Lenaus stellt ein wichtiges Quellenwerk für die Lenauforschung dar; eine Biographie Mathias Leopold Schleifers (s. d.), mit dem S. seit 1828 befreundet war, blieb Fragment und befindet sich im Nachlaß.

W.: Der Grubenbrand zu Idria …, in: Jb. für den Berg- und Hüttenmann … 1848, 1, 1848; Acht Lieder für die 11. Heerschaar der wr. Volkswehr, 1848; Lenau’s Leben, 2 Bde., 1855, 1, neu hrsg. von E. Castle (= Schriften des Literar. Ver. in Wien 18), 1913; Beitrr. in Der Sammler, Oesterr. Bürger-Bl., Lesebll. für Stadt und Land …, usw.
L.: N. Fr. Pr., 5. 10. 1906 (Abendausg.); ADB; Brümmer, 18. Jh.; Hall–Renner, 2. Aufl.; Kosch; Nagl–Zeidler–Castle 2, s. Reg.; Wurzbach; H. Kunnert, in: Lenau-Forum 7/8, 1975/76, S. 47ff.; Vergleichende Literaturforschung. Internationale Lenau-Ges. 1964–84, hrsg. von A. Madl und A. Schwob, 1984, s. Reg.; Literatur Lex., hrsg. von W. Killy, 10, (1991); Lenau-Chronik 1802–51, bearb. von N. O. Eke und K. J. Skrodzki, (1992), s. Reg. (mit Bild); N. Lenau, Werke und Briefe, bearb. von N. O. Eke u. a., 7, 1993, s. Reg.
(K. Adel)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 54, 1999), S. 378f.
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