Schuster Heinrich Maria, Jurist und Musikschriftsteller. Geb. Tabor, Böhmen (Tábor, Tschechien), 5. 8. 1847; gest. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 9. 4. 1906. Sohn des Off. Georg S. Schon als Kind durch die Versetzung seines Vaters nach Wien gekommen, absolv. S. hier das Akadem. Gymn., stud. an der Univ. 1865/66 Geschichte, Germanistik und Musik (bei Hanslick, s. d.), dann bis 1869 Jus; 1871 Dr. jur. Von seinem Lehrer Heinrich Siegel für die wiss. Laufbahn gewonnen, widmete sich S., von seiner Liebe für das dt. Altertum ausgehend, der dt. Rechtsgeschichte, die er später im Rahmen seiner akadem. Lehrtätigkeit als die „Pförtnerin“ der jurid. Fak. verstand. Nach weiteren Stud. in Berlin (Sommersemester 1871) und Absolv. der Gerichtspraxis in Wien habil. er sich 1873 an der Univ. mit der von Siegel angeregten Edition des sog. Wr. Stadtrechtsbuches für dt. Recht. Nach Veröff. seiner Untersuchung über die Bedeutung des Spiels im dt. Recht (1878), zu der er neben den Rechtsquellen auch die geschichtl. und poet. Literatur des Mittelalters herangezogen hatte, wurde S. 1879 zum ao. Prof. des dt. Rechts ernannt, ab 1880 kam er auch einem Lehrauftrag für österr. Bergrecht nach (1885 ao. Prof.). Um Wien hat er sich bes. durch die Bearb. des rechtshist. Tl. der vom „Alterthums-Verein zu Wien“ hrsg. „Geschichte der Stadt Wien“ verdient gemacht. 1889 (als Nachfolger H. Kremers v. Auenrode, s. d.) o. Prof. des dt. Rechts und der österr. Reichsgeschichte an der Prager dt. Univ., wirkte er hier bis zu seinem Tod; 1892/93 und 1901/02 Dekan. Während seiner Prager Jahre veröff. S. vorwiegend Arbeiten über das Urheberrecht. Sein Werk „Das Urheberrecht der Tonkunst in Oesterreich, Deutschland und anderen europäischen Staaten …“, 1891, ist neben den die Wr. Rechtsgeschichte betreffenden als sein (auch international anerkanntes) Hauptwerk anzusehen, in welchem er „seine tonkünstlerischen und seine rechtswissenschaftlichen Kenntnisse für einander … zu einer vereint juristisch-musikalischen Abhandlung“ verwerten konnte (Vorrede). S.s Vorliebe für die Musik brachte ihn in freundschaftl. Verbindung mit J. Epstein (s. d.), der in Wien sein Lehrer im Klavierspiel war. Er setzte sich – seit Beginn der 70er Jahre auch als Musikschriftsteller und -kritiker tätig – publizist. für Bruckner (s. d.) ein (er forderte bereits 1885 für ihn ein Ehrendoktorat der Phil. oder der Musik), v. a. (seit 1873) aber für den Komponisten Robert Franz.