Schuster Leopold, Fürstbischof. Geb. St. Anna a. Aigen (Stmk.), 24. 10. 1842; gest. Graz (Stmk.), 18. 3. 1927. Sohn des Kleinlandwirtes Leopold S. und der Maria, geb. Plaschg. Das Gymn. besuchte er als Zögling des Knabenseminars zusammen mit dem späteren Kardinal Frühwirth (s. d.) in Graz. Daran schloß sich der Besuch des Grazer Priesterseminars an, in dem er nach dem Empfang der Priesterweihe (1865) noch ein Jahr blieb. Damals trat S. bereits in die Öffentlichkeit, als er sich zusammen mit anderen Theologen gegen die darwinist. Darlegungen des Univ.Rektors Eduard Oskar Schmidt (s. d.) bei einer akadem. Festfeier wandte. Seit 1866 Kaplan in Eisenerz, wurde er 1867 als Präfekt an das Grazer Knabenseminar berufen. Nach der Prom. zum Dr. theol. (Graz 1870) wirkte er als Religionslehrer am Akadem. Gymn. und seit 1874 als Supplent für Kirchenrecht an der Theol. Fak. der Univ. Graz. 1876 wurde er ebenda ao., 1882 o. Prof. für Kirchengeschichte. 1882/83 und 1886/87 war S. Dekan der Theol. Fak., 1888/89 Rektor der Univ. S. hatte sein akadem. Lehramt auf Wunsch von Fürstbischof Johannes Bapt. Zwerger übernommen, und 1890 wechselte er, wohl schon im Hinblick auf eine spätere Nachfolge, auf dessen Wunsch als Propst an die Stadtpfarrkirche zum Hl. Blut in Graz über. Nach dem Tode Zwergers wurde S. 1893 vom Salzburger Fürsterzbischof Haller (s. d.) zum Fürstbischof von Seckau ernannt, die Inthronisation folgte 1894. Obwohl persönl. streng, herb und zurückhaltend, ist S. als geborener Steirer von seinem Klerus und von der Bevölkerung gerne angenommen worden. In der Öffentlichkeit ist S., der nur wenige vertraute Mitarbeiter besaß, primär auf den jährl. Visitationsreisen hervorgetreten. Seine zahlreichen z. Tl. stark apologet. Veröff. offenbarten weniger einen gelehrten Forscher als einen an den Tagesauseinandersetzungen beteiligten Kirchenmann, der sich insbes. um die Geschlossenheit der Gläubigen gegenüber den liberalen Zeitströmungen bemühte. Die Frontstellung von S. gegenüber dem Liberalismus fand u. a. ihren Ausdruck in dem von ihm nachdrückl. geforderten Bau der Grazer St. Josefs-Kirche, die der Erinnerung an die Rekatholisierung der Stmk. seit 1598 gewidmet war. Innerhalb der österr. Bischofskonferenz war S. für die Bereiche Theol. und Priesterausbildung zuständig. Der namentl. in der Stmk. virulenten „Los-von-Rom-Bewegung“ trat er ab 1898 kompromißlos und erfolgreich entgegen. S. förderte die kath. Ver. und veranlaßte 1906 deren Zusammenschluß in einem Diözesankomitee. In der Bischofskonferenz wandte er sich 1910 scharf gegen den Modernismus und 1911 gegen die Verweigerer des Antimodernismuseides. S.s heimatl. Erdverbundenheit kam darin zum Ausdruck, daß er 1917 die prinzipielle Totalabstinenz als für den Katholizismus unannehmbar erklärte. Er bemühte sich ferner um den Ausbau der Institutionen, namentl. seiner Residenz und des Knabenseminars. Während seiner Amtszeit wurden acht neue Pfarreien errichtet und 15 Kirchen erbaut bzw. umgestaltet. S. hat zwar noch die 1922 vom späteren Bischof Alois Hudal initiierten Bez.Katholikentage unterstützt, doch hatte seine Schaffensfreude seit dem Ende des Ersten Weltkrieges so abgenommen, daß die Bestellung eines Koadjutors erwogen wurde, die S. jedoch ablehnte.