Schwabach, (Otto) Erik Ernst; Ps. Ernst Sylvester (1891-1938), Schriftsteller und Mäzen

Schwabach (Otto) Erik Ernst, Ps. Ernst Sylvester, Schriftsteller und Mäzen. Geb. Kronstadt/Brassó, Siebenbürgen (Braşov, Rumänien), 24. 1. 1891; gest. London (Großbritannien), 4. 4. 1938. Evang. AB. Aus einer Bankiersfamilie stammend, wurde S. bei den Großeltern seiner früh verstorbenen, geschiedenen Mutter erzogen. Auch der Vater, Ernst S., starb jung und hinterließ ein großes Vermögen, sodaß S. – zumindest bis zu inflationsbedingten Verlusten in den 20er Jahren – über bedeutende finanzielle Mittel verfügte, die ihm ein sorgenfreies Leben teils in Leipzig (wo er u. a. ab 1913/14 mit dem Verleger Kurt Wolff das Leipziger Schauspielhaus übernommen hatte), teils auf Schloß Märzdorf bei Haynau (Chojnów) in Schlesien und in Berlin ermöglichten. Freund vieler Schriftsteller und selbst literar. interessiert, nützte S. seinen Reichtum weitgehend für ein, wenn auch „sporadisches“ (W. Göbel), d. h. weniger einem eigenen Konzept als Beeinflussungen von außen verpflichtetes Literaturmäzenatentum. So begründete (1913), finanzierte und leitete er vorerst unter Beteiligung von Franz Blei die literar. Ms. „Die weissen Blätter“, die ursprüngl. in dem von S. unter tatkräftiger Assistenz Wolffs ins Leben gerufenen und von diesem 1917 erworbenen Verlag der Weissen Bücher in Leipzig erschien und die sich, ab 1915 unter der Leitung René Schickeles stehend, zu einer der bedeutendsten Z. des Expressionismus entwickelte. 1913 stiftete S. den bis 1922 verliehenen Fontane-Preis für den besten modernen Erzähler, unter dessen Preisträgern sich Namen wie Annette Kolb, Alfred Döblin, Carl Sternheim oder die der Österreicher Max Brod, Gina Kaus und Albert Paris Gütersloh befanden. 1919 war er kurzfristig auch an der Ztg. „Die Republik“ beteiligt. S. war aber auch selbst schriftsteller. tätig, seine künstler. Spannweite bewegt sich zwischen dramat. Einaktern, Erz. und Romanen sowie Essays, Rezensionen und Rundfunkberr. Ende der 20er Jahre war er Mitarbeiter von Willy Haas’ „Die literarische Welt“ und auch für den Breslauer Rundfunk tätig. Ein Kenner der französ.Literatur, trat er auch als Übers., u. a. von Werken Charles Baudelaires und Guy de Maupassants, hervor.

W.: Das Puppenspiel der Liebe, 1914; Nur eine Liebe, 1916; Peter van Pier der Prophet, 1916; Die Stiftsdame, 1918; Vier Novellen von der armen Kreatur, (1922); Ird. Komödie, 1926; Die Revolutionierung der Frau, 1928; usw.
L.: Giebisch–Gugitz; Kosch; Wininger; E. Lasker-Schüler, Ich räume auf, 1925, S. 27f.; C. Sternheim, Vorkriegseuropa, 1936, S. 75ff., 119f.; O. Flake, Es wird Abend, (1960), s. Reg.; K. Wolff, Briefwechsel eines Verlegers 1911–63, hrsg. von B. Zeller und E. Otten, 1966, s. Reg.; W. Göbel, in: Archiv für Geschichte des Buchwesens 15, 1975, s. Reg. (mit Bild), 16, 1976, s. Reg. (auch unter E. Sylvester); Th. Dietzel – H.-O. Hügel, Dt. literar. Z. 1880–1945, 4, 1988; M. Radecki, in: Ostdt. Gedenktage 1991, 1990, S. 34ff. (mit Bild); P. Raabe, Die Autoren und Bücher des literar. Expressionismus, 2. Aufl. 1992 (mit Werksverzeichnis); E. Dambacher, Literatur- und Kulturpreise 1859–1949. Eine Dokumentation (= Dt. Literaturarchiv. Verzeichnisse, Berr., Informationen 19), 1996, S. 50ff.; Evang. Honterusgmd. Kronstadt, Brąsov, Rumänien; Schiller-Nationalmus. Dt. Literaturarchiv, Marbach a. Neckar, Dtld.; Mitt. Reinhard Tgahrt, Marbach a. Neckar, Dtld.
(E. Lebensaft)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 54, 1999), S. 407
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