Schwabe von Waisenfreund Carl, Beamter. Geb. Wien, 20. 5. 1827; gest.Oberweis (OÖ), 24. 9. 1875. Enkel des Advokaten Johann S., Sohn von Vinzenz S. v. W., Vater von Rudolf S. v. W. (beide s. u.). Nach Absolv. des Akadem. Gymn. in Wien (1837) und der jurid.-polit. Stud. an der Univ. erwarb S. einige Zeit lang Straf- und Ziviljustizpraxis, ehe er 1850 als Konzeptspraktikant der Hofkammerprokuratur in den Staatsdienst trat. 1852 wechselte er als Konzeptsadjunkt ins Finanzmin., 1854 als Konzipist zur Lotto-Gefälls-Dion., war 1856 für kurze Zeit als Adjunkt des landesfürstl. Koär. an der Wr. Börse tätig und kam 1857 als Ministerialkonzipist wiederum ins Finanzmin. Ab 1860 Sekretär bei der Dion. der Staatsschuld, wurde er 1864 dem Dep. für Kreditoperationen und Angelegenheiten der Staatsschuld im Finanzmin. zugeteilt. Seit Anfang 1865 war S. auch landesfürstl. Koär. bei der nö. Escompte-Ges. Ab 1866 gehörte er zunächst def. als Ministerialsekretär dem Finanzmin. an, wurde 1868 dem neuerrichteten Reichsfinanzmin. zur Verwendung zugeteilt, wo er im Dep. für die Gebarung der Staatsschuld tätig war, und wurde 1870 zum Vizedir. der Staatsschuldendion. ernannt, gleichzeitig aber erneut dem k. k. Finanzmin. für die Dauer der Konvertierung der Staatsschuld zugewiesen. Als landesfürstl. Koär. der österr. Bankges. und durch seine bes. Beziehungen zur Bodencreditanstalt nahm er großen Einfluß auf die Kreditverhältnisse Österr. 1873 wurde S. in die Zentralleitung der Vorschußkassen berufen und kurz darauf zum Min.Rat im Finanzmin. ernannt, wo er die Leitung der Referate über die Staatsschuld und die Grundentlastungsfonds übernahm. 1874 zwar bei der Besetzung eines Sektionschefspostens im Finanzmin. übergangen, wurde er im selben Jahr zum k. Bankkoär. bei der Österr. Nationalbank ernannt. S., der als hervorragender Fachmann auf dem Gebiet des Staatsschulden- und Kreditwesens galt, war u. a. an den Reformen des Hypothekarkredits beteiligt. Nach dem Krieg von 1859 trat er bes. durch die Bearb. des Problems der Übernahme der venezian.-lombard. Passiven hervor und wurde für seine Verdienste bei den Ausgleichsverhh. 1867 mit Ungarn, bei denen er sich im Zusammenhang mit der Festlegung der Beitragszahlungen zur Staatsschuld verdient gemacht hatte, 1868 in den Ritterstand erhoben. S.s gründl., aus den Quellen gearbeiteter „Versuch einer Geschichte des österreichischen Staats-Credits- und Schuldenwesens“ (2 He., 1860 und 1866) ist eine der frühesten über bloße Materialsmlg. hinausgehenden – allerdings Fragment gebliebene – monograph. Stud. zur österr. Finanzgeschichte. Auch sein Vater und sein Sohn waren im Bereich des Finanzmin. als Beamte tätig: Sein Vater, Vinzenz S. v. W. (geb. Wien, 2. 5. 1783; gest. ebenda, 1. 12. 1847), begann seine Beamtenlaufbahn 1805 zunächst als Auditorialpraktikant beim Allg. Militärappellationsgericht, trat 1808 zur Hofkammer über (1808 Hofkonzipist, 1816 Hofsekretär) und leitete zuletzt das Pensionsdep. der Hofkammer. 1836 Reg.Rat, 1841 HR, wurde er 1846 mit dem Beiwort „Edler“ nob. Daneben gehörte er 1823 zu den Gründungsmitgl. des Allg. Pensionsinst. für Witwen und Waisen in Wien. S.s Sohn Rudolf S. v. W. (geb. Wien, 1. 10. 1851; gest. ebenda, 12. 1. 1917), 1878 Dr. jur., der ab 1873 in Verwendung beim Finanzmin. stand, war ab 1895 Finanzdir. in Klagenfurt. 1899 HR, war er 1900–08 Lottogefällsdir. und danach Mitgl. der Verwaltungsräte der beiden Phönix-Versicherungsges. in Wien.