Schwabl, Franz (1854-1923), Landwirt und Weinhauer

Schwabl Franz, Landwirt und Weinhauer. Geb. Baden (NÖ), 29. 6. 1854; gest. ebenda, 16. 4. 1923. Sohn eines Weinhauers. Nach absolv. Schulbesuch arbeitete S. zunächst in der elterl. Landwirtschaft, um nach seiner Heirat mit Maria Lechner (1876) in deren Elternhaus zu ziehen und den dortigen Familienbetrieb zu übernehmen. Polit. engagiert, gehörte er 1882–84 sowie 1894–97 dem Badener Gmd.Rat an, wo er sich v. a. für die Anliegen der Hauerschaft einsetzte. Bes. Verdienste um seine Heimatstadt erwarb sich S., der nach dem Tod seiner ersten Frau (1888) im selben Jahr Maria, geb. Gleichweit, ehel., bei der Bekämpfung der Reblaus, die 1882 auch in Baden zu wüten begann. Durch das Aufpfropfen der Edelreben auf gegen den Schädling resistente Wildreben aus Amerika, ein Verfahren, das S. in einem seiner Weingärten mit großem Erfolg angewandt hatte, konnten die Badener Weinkulturen in relativ kurzer Zeit gerettet werden. Auf Stud.Reisen nach Ungarn 1889 und 1896, in die Unterstmk. 1891 und 1898 sowie nach Kroatien 1896 verbesserte S. seine Kenntnisse, die er in Baden erfolgreich u. a. für seine Rebschule, in der er die angeführte Veredelungsmethode praktizierte, zur Anwendung brachte. Aufgrund seiner großen Erfahrung wurde S. vom Reichsweinbauver., dessen Mitgl. er war, sowie vom nö. Landesausschuß als Demonstrator und Lehrer in die von der Reblaus befallenen Gebiete entsandt, um die dortige Weinhauerschaft im Umgang mit dem Schädling zu unterweisen. Für seine erfolgreiche Tätigkeit erhielt er von der Stadt Baden sowie vom Ackerbaumin. Anerkennungspreise. S., allen Neuerungen auf dem Gebiet des Weinbaus stets aufgeschlossen, entwickelte 1895 den ersten Weingartenpflug und soll 1897 die bis dahin unbekannte Neuburger Rebe eingeführt haben. Neben dem Weinbau widmete sich S. auch der Viehzucht. So gründete er 1887 den Badener Rinderzuchtver. und besaß eine nicht unbedeutende Schweinezucht. S., der aufgrund seiner wirtschaftl. Erfolge auch im gesellschaftl. Leben Badens eine bedeutende Rolle spielte – er war Mitgl. bei mehreren Ver. –, wurde wegen seiner hohen fachl. Kompetenz 1889 vom Bez. Gericht Baden zum Grund- und Weinschätzmeister bestellt. 1954 wurde eine Gasse nach ihm benannt.

L.: Badener Volksbl., 23. 4. 1923; G. Calliano, Baden 1848–1898. Ein geschichtl. Rückblick auf die Entwicklung des Gesammtwesens des Curortes und der Stadt Baden …, 1898, S. 78; Biograph. Skizzen aus Badens Gegenwart und Vergangenheit, hrsg. von C. Calliano, 1, 1912, S. 47ff. (mit Bild); A. L. Hübl, in: Heimatkundl. Nachrichten. Beibl. zum Amtsbl. der Bez.Hauptmannschaft Baden 88, 1966, n. 26, S. 55; Stadtarchiv Baden, NÖ.
(J. Seidl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 54, 1999), S. 409f.
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