Schwadron, Viktor (Victor) (1865–1942), Baumeister und Unternehmer

Schwadron Viktor (Victor), Baumeister und Unternehmer. Geb. Draganówka, Galizien (Drahanivka, UA), 3. 2. 1865; gest. Wien, 25. 5. 1942; mos. Sohn von Osias Schwadron (geb. Załośce, Galizien / Zalizci, UA, 1832; gest. Wien, 27. 11. 1901) und Esther (Ernestine) Schwadron, geb. Ostern (Austern) (geb. Załośce, 1832; gest. Wien, 11. 6. 1907), Bruder von Isidor Schwadron (geb. Tarnopol, Galizien / Ternopil’, UA, 24. 12. 1854; gest. Wien, 17. 11. 1923) und Adolf Schwadron (geb. Tarnopol, 3. 3. 1868; gest. Wien, 21. 3. 1934), Vater von →Ernst Schwadron und →Walter Schwadron; verheiratet mit Ernestine (Erna) Schwadron, geb. Nassau (geb. Pohrlitz, Mähren / Pohořelice, CZ, 12. 6. 1871; gest. Wien, 8. 7. 1932). – S. absolvierte 1883–84 seine Ausbildung zum Maurer bei Stadtbaumeister Josef Honus und erhielt 1892 die Maurerkonzession außerhalb Wiens, ein oder zwei Jahre später die Baumeisterkonzession. Seine erste Firma gründete er 1898, F. M. Schweinburg & V. Schwadron, Stadtbaumeister mit der Firmenadresse Fleischmarkt 18 in Wien 1. Im Jahr darauf gründete er mit seinem Bruder Adolf die Firma Brüder Schwadron zum Betriebe des Verschleißes von Thonwaren in Wien 1. S. blieb aber weiterhin als Stadtbaumeister tätig und machte mit der Hebung von Gebäuden auf sich aufmerksam, über die er 1901 in vielen Vorträgen und zwei Artikeln in der Zeitschrift „Der Bautechniker“ berichtete. 1905 übersiedelte die Firma in ein sechsstöckiges Haus am Franz-Josefs-Kai, das der Architekt Julius Goldschläger im Auftrag der Brüder Schwadron geplant hatte. Im Erdgeschoß des Hauses befand sich ein Bildhaueratelier mit keramischen Werkstätten und Schauräumen. Die Geschäftsbereiche der Firma waren der Bäderbau und sanitäre Einrichtungen, Wand- und Bodenbeschläge, Baukeramik und Kanalisationen aus Steinzeugrohren. Die Brüder Schwadron verfliesten um 1900 in der Wiener Hofburg (Leopoldinischer Trakt) einen Raum für 713,5 hl Wein, statteten mit ihren Wand- und Bodenfliesen aber auch zahlreiche Wiener Wohnhäuser, Hotels (u. a. Grand Hotel, Bristol, Regina, alle Wien), Industrieanlagen (u. a. Gräf & Stift, Bally, R. Ph. Waagner – L. und J. Biró & A. Kurz, alle Wien), Banken (Nationalbank, Anglo-Bank, beide Wien) und Geschäftslokale aus. Das imposante Wohn- und Geschäftshaus am Fleischmarkt in Wien, der „Residenzpalast“, wurde außen mit wetterfesten Kacheln der Brüder Schwadron verkleidet. S. war Mitbesitzer dieses Hauses und des Rotenturm-Kinos, das neben dem Residenztheater (heute Kammerspiele) im Keller untergebracht war. Besondere Bekanntheit erlangte die Firma mit der Ausstattung des Dianabads (1915–17) und des Amalienbads (1923–26). 1920–22 war S. Bauaufsichtsrat für den 1. Wiener Gemeindebezirk. Aufgrund des schlechten Gesundheitszustands von Adolf Schwadron stieg S.s Sohn Walter in die Firma ein. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an Deutschland verkauften sie aus Angst vor einer Enteignung im April 1938 die Firma an ihre ehemaligen Mitarbeiter Waldemar Odelsky und Friedrich Bock sowie Josef Polese. S. verhalf seinen Söhnen zur Flucht, blieb aber selbst in Wien.

L.: W.-E. Eckstein, in: Brüder S. call to mind, ed. T. Zickler, Wien 2014, S. 13 (Kat.); T. Zickler, ebd., S. 6ff.; A. Nierhaus, ebd., S. 64f.; T. Zickler, in: Brüder S. – neue Orte und Spuren, ed. T. Zickler, Wien 2014, S. 6ff. (Kat.); K. Pokorny-Nagel, ebd., S. 80ff.; K. H. Schaffir, My personal history 1923–40, Center For Jewish History. Digital Collections (Typoskript, 1989, online, Zugriff 16. 4. 2017); Architektenlexikon Wien 1770–1945 (nur online, Zugriff 13. 4. 2016); IKG, Landesinnung Wien Bau, WStLA, alle Wien.
(R. Müller)   
Zuletzt aktualisiert: 27.11.2017  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 6 (27.11.2017)