Schwaighofer Franz, Politiker und Färbermeister. Geb. Brixen, Tirol (Bressanone/Brixen, Italien), 13. 10. 1826; gest. ebenda, 16. 2. 1891. Zum alten Stadtbürgertum Brixens gehörig, Sohn des Färbermeisters Josef S. (geb. 14. 12. 1788; gest. 26. 5. 1866), ab 1859 verehel. mit Johanna v. Kaler (gest. 1865), ab 1867 mit Anna Rabensteiner, Vater von Roman S. (s. u.). Nach Lehr- und Wanderjahren in Dtld. und Österr. übernahm S. 1859 den väterl. Betrieb in Brixen. Vom kurzen Aufbruch der Revolution 1848, an dem er als Mitgl. der Brixner Schützenkomp. aktiv teilnahm, nachhaltig beeindruckt, war S. ein entschiedener Parteigänger des örtl. Liberalismus und engagierte sich neben seiner berufl. Arbeit schon bald in der Lokalpolitik und im städt. Ver.Wesen. Bei den Gmd.Wahlen 1861 rückte er in den Bürgerausschuß ein und blieb bis 1869 Magistratsrat, anschließend war er bis 1876 sowie 1882–85 Mitgl. des Bürgerausschusses. In seinen kommunalen Mandaten und seinen vielfältigen ehrenamtl. Funktionen profilierte sich S. als lokaler Protagonist des Kulturkampfes, der in Tirol und bes. in Brixen hohe Intensität erreichte. Bei den Wahlen 1869 verfehlten S. und seine fortschrittl. Parteifreunde nur knapp die Mehrheit im Bürgerausschuß, verloren allerdings ab 1872 an polit. Einfluß. Nachdem er sich bereits ab 1857 unter den Gründern des örtl. Gesellenver. befunden hatte, war S. ab 1867 am Aufbau eines Netzwerks von liberalen Ver. in Brixen beteiligt, wobei er u. a. dem Konstitutionellen Ver., dem Männergesangsver., dem Landwirtschaftl. Ver., dem Alpen-, dem Lese-, dem Stenographen- und dem Jagd- und Vogelschutzver. sowie der städt. Sparkasse als Mitgl. – vielfach auch in führender Position – angehörte. Zeitweise war S. auch Mitgl. des Turnver. und der Marian. Kongregation. Als Vors. des Volksschulver. trat S. für die Übernahme des Reichsvolksschulgesetzes in Tirol ein, das jedoch erst 1892 rezipiert werden sollte. In seinem Einsatz für Fortschritt auf der Grundlage von Besitz und Bildung, mit seiner Vorliebe für kleinräumige Aktionen innerhalb von Gmd. und Ver., mit der Betonung von individueller Freiheit gegenüber dem kirchl. Weltdeutungsmonopol war S. ein typ. Vertreter des bürgerl. Provinzliberalismus in Tirol. S. hinterließ außerdem eine umfassende Chronik, die die Verhältnisse Brixens und das soziale Klima des Kulturkampfes 1867–82 detailreich beschreibt. Sein Sohn Roman S. (geb. Brixen, 6. 8. 1864; gest. ebenda, 10. 8. 1935), der nach S.s Tod den Färbereibetrieb übernahm, engagierte sich unter wenig günstigen Voraussetzungen in der Brixener Stadtpolitik, zunächst als Magistratsrat. Zwar wurde er 1922 nach einem harten innerstädt. Wahlkampf zum Bgm. gewählt, jedoch unter wachsendem Druck des italien. Faschismus bereits 1923 durch kgl. Dekret seines Amtes enthoben.