Schwartz — Stefan, Bildhauer und Medailleur. Geb. Neutra/Nyitra, Ungarn (Nitra, Slowakei), 20. 8. 1851; gest. Raabs an der Thaya (NÖ), 31. 7. 1924. Sohn eines Tischlers. S., ursprüngl. zum Geistl. bestimmt, besuchte das Gymn., brach es aber ab und arbeitete ab 1865 in mehreren Metallwarenfabriken in Pest. 1867 begann er in Wien die Ziseleurlehre in der Bronzewarenfabrik Dziedzinski & Hanusch, die er mit der Meisterprüfung abschloß. 1868 erhielt er eine Anstellung in der Hofkammer-Metallwarenfabrik Mayerhofer & Klinkosch; 1869–1874 stud. er an der Wr. Kunstgewerbeschule bei Otto König. S., der bald als der fähigste Ziseleur von Wien galt, unternahm zahlreiche Stud.Reisen nach Italien, Frankreich, Dtld. und Belgien und führte 1872–1875 gem. mit Rudolf Mayer (s. d.) eine private Ziselierschule. 1876 wurde er durch Vermittlung R. Eitelbergers (s. R. v. Eitelberger-Edelberg) an die Wr. Kunstgewerbeschule berufen, 1884 Prof. Als Kleinplastiker und Medailleur blieb S. bis über die Jh.Wende hinaus eine unbestrittene Autorität und war als Künstler wie als Lehrer von weitreichender Bedeutung. Bei seinen Medaillen und Plaketten bediente er sich tw. der durch ihn wiederbelebten Treibtechnik. S. schuf neben kunstgewerbl. Objekten wie Schmuck und dergleichen auch bildhauer. Arbeiten größeren Formats bis hin zur monumentalen Bauplastik, Besonderes leistete er im Porträtfach. Vielfach wurden ihm auch fremde Entwürfe, u. a. von Victor Tilgner, zur Ausführung in Silber oder Ähnlichem anvertraut. S. war einer der klass. Vertreter des Wr. Späthistorismus, der verfeinerte Naturbeobachtung mit formaler Leichtigkeit und betontem Sensualismus verband. Das barockisierende Stilrepertoire stand ihm ebenso zu Gebot wie eine maßvolle Klassizität, die auch im kleinen Maßstab monumentale Wirkung begünstigte und noch die spätere Entwicklung der Medaillenkunst wesentl. mitprägte. Als Medailleur zählte S. gem. mit Scharff (s. d.) und Josef Tautenhayn d. Ä. zu den führenden Meistern seiner Zeit; er erhielt für seine Arbeiten zahlreiche Medaillen und Auszeichnungen, so u. a. 1878 auf der Pariser Weltausst., 1896 auf der Kunstausst. Berlin und 1904 auf der Weltausst. in St. Louis; 1898 Ritter des Franz Joseph-Ordens.