Schwartzer (Schwarzer) von Babarcz, Ferenc (Franz Xav.) (1818-1889), Psychiater

—er von Babarcz Ferenc (Franz Xav.), Schwartzer (Schwarzer) v. B., Psychiater. Geb. Babarcz (Babarc, Ungarn), 24. 11. 1818; gest. Budapest (Ungarn), 2. 3. 1889. Vater von Ottó S. v. B. (s. d.). Nach Absolv. der phil. Jgg. in Waitzen (Vác) stud. S. ab 1838 Med. an der Univ. Wien. 1844 Dr. med., 1845 Dr. chir. 1844–48 war er am sog. „Narrenturm“ des Wr. Allg. Krankenhauses als Irrenarzt tätig. Um die Verbesserung der Behandlung Gemüts- und Geisteskranker bemüht, verf. er 1847 eine Stud., in der er die Errichtung einer modernen Irrenanstalt in Ungarn forderte. 1848 erteilte ihm die ung. Statthalterei die Erlaubnis zu einer Stud.Reise, die ihn nach Belgien, England, Frankreich und Dtld. führte, wo er die bedeutendsten Anstalten besichtigen konnte. Noch im selben Jahr unterbreitete S. der ung. Regierung seine Vorschläge zur Errichtung einer Anstalt für Geisteskranke, in denen er u. a. die stärkere Betonung der Psychotherapie forderte. Wegen der Teilnahme am ung. Unabhängigkeitskrieg, den S. als Stabsarzt der Honvéd-Armee mitmachte, an der Ausführung seiner Pläne gehindert, gelang es ihm erst 1850, von der Regierung die Erlaubnis zu erlangen, in Waitzen eine von ihm selbst geleitete Privatirrenanstalt – die erste in Ungarn überhaupt – zu errichten, die er 1852 nach Buda (Budapest) verlegte. Aus dieser Anstalt verbannte er die damals übl. Anwendung von Zwangsmitteln und führte die Arbeitstherapie ein. Seine wiss. Erkenntnisse legte er 1858 in seiner Schrift über die universale Pathol. und Therapie der Gemütskrankheiten mit forens. Psychol. nieder. 1861 habil. sich S. für Psychopathol. an der med. Fak. der Univ. Pest, womit erstmals in Ungarn Vorlesungen über Psychiatrie gehalten wurden. S., der Begründer der psychiatr. Wiss. in Ungarn, wurde nunmehr als Sachverständiger für den Bau der ung. Landesirrenanstalt in Lipótmező bei Buda herangezogen, der nach seinen Plänen und unter seiner Aufsicht erfolgte. Nachdem er als Abg. des Wahlkreis Buda in das ung. Parlament gewählt worden war, wurde S. 1884 in den ung. Adelstand erhoben. S. wurde auch vielfach geehrt und ausgez.; so erhielt er das Goldene Ehrenzeichen für Kunst und Wiss. sowie das Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens.

W.: Bestimmung der Irrenanstalten zum psychiatr. Unterricht, in: Z. für Natur- und Heilkde. in Ungarn 10, 1854; Die Behandlung der Geisteskrankheiten, 1857; A lelkibetegségek általános kór és gyógytana, törvényszéki lélektannal, 1858; Jelentés a budai magányelme és ideggyógyintézet orvosi működéséről 1865–ben, 1866; usw.
L.: Das geistige Ungarn; M. Életr. Lex.; Pázmány Egyetem 3, s. Reg.; Révai; Gyógyászat 29, 1889, S. 129f.; Mitth. des Wr. med. Doctoren-Collegiums 15, 1889, S. 112; Orvosi Hetilap 33, 1889, S. 138; A királyi könyvek az I. Ferenc József és Károly király által 1867–től 1918–ig adományozott nemességek, főnemességek, előnevek és címerek jegyzéke, hrsg. von J. Gerő, 1940, S. 188; N. Horánszky, in: Communicationes ex Bibliotheca Historiae Medicae Hungarica 29, 1963, S. 257ff.; J. Kenéz, in: Therapia Hungarica 18, 1970, S. 151ff.; A. Kreuter, Dt.sprachige Neurologen und Psychiater 3, 1996; UA Wien, Wien; Mitt. Csaba Szabó, Budapest, Ungarn.
(D. Hay – E. Lederer-Vadon – J. Seidl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 55, 2001), S. 29
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