— -Senborn Wilhelm Frh. von, Schwarz-S., Wirtschaftsfachmann und Diplomat. Geb.Wien, 12. 6. 1816; gest. Hinterbrühl (NÖ), 4. 8. 1903. Sohn eines Lehrers. Nach Besuch des Gymn. in Wien (1825–31) absolv. S. 1831/32 den phil. Vorbereitungskurs an der Univ. Wien und stud. am Polytechn.Inst. und dann an der Univ. Wien Chemie. Als Dr. chem. wandte er sich der Pharmazie zu, trat aber bereits 1839 als Kanzlist in den neugegründeten Nö. Gewerbever. ein, wo er 1842–49 als 2. Sekr. fungierte. 1848 als Min.Konz. in das Min. für Ackerbau, Handel und Gewerbe berufen, trat er 1849 wieder aus dem Staatsdienst aus und wurde 1. Sekr. der neu errichteten Nö. Handelsund Gewerbekammer, um 1850 neuerdings als Min.Sekr. in sein ehemaliges Min. zurückzukehren. S. fungierte 1850 als Koär. bei der Leipziger Ausst. sowie bei den Weltausst. in London (1851, 1862) und Paris (1855). Danach bereiste er die Brit. Inseln zur Reorganisierung des Konsulardienstes und erwarb sich Verdienste um die Handelsmarine. Zunächst war er Leiter des Generalkonsulats in London und ab 1854 Kanzleidir. des Generalkonsulats in Paris. 1857 Sektionsrat, wurde er 1860 in den Ritterstand erhoben, zum ständigen Vertreter Österr. bei internationalen Ausst. ernannt und bis 1866 von der Regierung mehrmals in wirtschaftl. und außenpolit. Fragen zu Rate gezogen. 1866 Min.Rat, 1869 Frh., wurde er Kommerz-Kanzlei-Dir. bei der Pariser Botschaft. 1871 wurde S., der sich längst als Ausst.Fachmann etabliert und Österr. bei allen großen Ausst. repräsentiert hatte, zum Generaldir. der Wr. Weltausst. 1873 ernannt. Sichtbarstes Zeichen seiner Tätigkeit war die Durchsetzung des umstrittenen Baues der Rotunde. Seine herausragende Stellung, sein eigenwilliger Führungsstil und die hohen Kosten der Weltausst. sowie der Börsenkrach und die Choleraepidemie des Jahres 1873 vereitelten schließl. sein Vorhaben, Bgm. von Wien zu werden. 1873 Geh. Rat und 1874 zum ao. Gesandten und bevollmächtigten Min.in den USA ernannt, gab er dieses Amt aber bereits 1875 wegen Geldmangels wieder auf, wurde 1876 in Disponibilität versetzt und trat 1878 i. R. In der Folge engagierte er sich noch in gemeinnützigen und volksbildner. Ver. und war u. a. einer der Gründer der ersten Volksbibl. in Wien. 1896 verfiel er dem Wahnsinn. S.’ Bemühen um die Förderung von Gewerbe und Bildung zeigt sich in Stiftungen zur Aus- und Fortbildung von Kleingewerbetreibenden und Arbeitern, zahlreichen Mitgliedschaften bei in- und ausländ. wiss. Vereinigungen, Vorträgen im und Geschenken an den Nö. Gewerbever. und in Ehrenmitgliedschaften (u. a. Nö. Gewerbever. 1865, Oö. Volksbildungsver. 1888). S. war auch mehrmals für den Posten des Handelsmin. im Gespräch.