Schwarz — Ignaz (Ignácz) (Schwartz), Ps. Ignácz Arányi, Fachschriftsteller, Antiquar und Mediziner. Geb. Neutra/Nyitra, Ungarn (Nitra, Slowakei), 17. 7. 1867; gest. Wien, 18. 12. 1925. Sohn eines früh verstorbenen Kaufmanns und einer Friseurin, ab 1908 verehel. mit Margarete S. (s. u.); mos. Nach Absolv. des Gymn. in seiner Heimatstadt (1886) stud. S. an der Univ. Wien zwölf Semester Med., schloß seine Stud. jedoch erst 1907 in Würzburg (Dr. med.) ab. Bereits während seiner Stud.Zeit verf. er (med.)hist. und pharmaziegeschichtl. Arbeiten, die ihn frühzeitig in Verbindung mit dem Wr. Antiquariatshandel brachten. So arbeitete er neben seiner freien wiss. Tätigkeit gelegentl. bei der bekannten Wr. Buch- und Kunsthandlung Gilhofer und Ranschburg, in die er 1906 eintrat. 1908 erhielt er in dieser Fa. die Prokura, im Jahr darauf wurde er Miteigentümer. 1917 begründete er in Wien ein eigenes Antiquariat und Auktionshaus, das er mit steigendem Erfolg führte. V. a. seine mit großer Fachkenntnis verf. Buch- und Auktionskat. sicherten S. und seinem Haus einen hervorragenden Ruf im gesamten dt.sprachigen Raum. Nach seinem Tod wurde die Fa. von seiner Frau Margarete (Grete) S., geb. Horner (geb. Wien, 27. 9. 1875; 1941 nach Minsk, Reichsgau Ostland/heute Weißrußland, deportiert und vermutl. ermordet), mos., die schon seit der Gründung die Prokura innehatte, weitergeführt. 1936 erhielt S.’ Sohn, der Kunsthistoriker Kurt Leo S. (geb. Wien, 5. 4. 1909; gest. März 1983), Dr. phil. in Wien (1932), die Einzelprokura. Nach dem „Anschluß“ 1938 wurde das Unternehmen arisiert und ging an das Antiquariat Bourcy & Paulusch über. Das rund 100 Arbeiten umfassende fachschriftsteller. Œuvre des Firmengründers S. läßt sich in drei Teilbereiche gliedern. Neben Arbeiten zur Geschichte der Med. und Pharmazie, von denen einige auch in ung. Sprache geschrieben sind, sowie Darstellungen zum Buchwesen und zur Ikonographie sind insbes. seine Werke zur Geschichte der Juden in Wien von großem Interesse. Hervorzuheben ist neben seiner Stud. über die „Geschichte der Juden in Wien“ die Darstellung „Das Wiener Ghetto“: Im ersten Tl., „Das Judenviertel in der Inneren Stadt bis zu seiner Aufhebung im Jahre 1421“, gelang, unter kenntnisreicher Auswertung der Archivalien, eine für seinen archäolog. Kenntnisstand zieml. lückenlose Situierung der ältesten Wr. Judenstadt. Der zweite Tl., „Die Judenstadt im Unteren Werd 1625 bis 1670“, bietet zum einen wertvolle Forschungsergebnisse zur jüd. Familiengeschichte, zum anderen durch die Auswertung der magistrat. Totenbeschauprotokolle (1648–69) detaillierte Angaben über Alter und Todesursachen, woraus wertvolle Ergebnisse für die Statistik und die hygien. Bedingungen der damals in Wien ansässigen jüd. Bevölkerung resultierten. Ausführungen über die baul. Gestaltung und die Einrichtung der Judenhäuser des 17. Jh. zeigen wesentl. kulturhist. Aspekte auf, die bis heute von Erkenntniswert sind.