Schwarz (Švarc), Jakub (1835-1914), Sänger

Schwarz — Jakub (Švarc), Sänger. Geb. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 6. 12. 1835; gest. ebenda, 29. 6. 1914. Ung. Abkunft; Vater der Sängerin Saša (Alexandra) Švarcová (geb. 6. 11. 1866), durch seine zweite Ehe Schwager der Schauspielerin Eliška Pešková (1832–1895) und des Theaterdir. Pavel Švanda ze Semčic (1825–1891). S. absolv. in Prag eine techn. Ausbildung, nahm daneben bei Vojtěch Čaboun, der u. a. Lehrer der späteren Verdisängerin Theresa Stolz war, Gesangsunterricht und trat zunächst als Chorsänger in Prager Musikver., gelegentl. auch am dt. Theater auf. 1857 debüt. er am Stadttheater in Neisse (Nysa) als Oroveso in Bellinis „Norma“; 1858/59 sang er in Hermannstadt/Nagyszeben (Sibiu), 1859 und 1860 gab er u. a. ein Gastspiel am Prager Ständetheater. 1860–61 war S. in Ischl (Bad Ischl) und Salzburg (Dion. Josef Kotzian, s. d.) engagiert, wo er in Bariton- und Baßrollen (u. a. Figaro in Mozarts „Le nozze di Figaro“, Titelrolle in „Don Giovanni“, Kaspar in Webers „Der Freischütz“, Belcuore in Donizettis „L’elisir d’amore“) erfolgreich auftrat. 1862 sang S. das erste Mal als Mitgl. der tschech. Opernbühne und wurde nach der Eröffnung des Prager Interims-Theaters dessen 1. Baritonist; 1864 sang er als erster den Don Giovanni auf der selbständigen tschech. Bühne in tschech. Sprache. Uneinigkeiten mit Kollegen und dem Kapellmeister führten zu seiner Entlassung, doch kehrte er nach einem Engagement in Riga (1865–66) wieder ans Interims-Theater (bis 1868) zurück. Es folgten Gastspiele, u. a. in Salzburg (1869), und ein Engagement am Hoftheater Altenburg (1871–75). Wieder in Prag (ab 1876), trat S., abgesehen von einem Engagement bei Švanda ze Semčic (1880–82), der v. a. Opern tschech. Komponisten spielte, nur noch selten auf und fand 1882 bei der Eisenbahn, ab 1884 in der Dion. der k. k. Staatsbahnen in Pilsen (Plzeň) Beschäftigung. 1891 erkrankte S. schwer und erblindete. Mehr für Charakterrollen (u. a. Gf. Luna in Verdis „Il Trovatore“, Titelrolle in „Rigoletto“, Tell in Rossinis „Guillaume Tell“) als für kom. Partien geeignet, erhielt S. wegen seiner Gesangstechnik und seiner Stilsicherheit schon nach seinem ersten Auftreten gute Kritiken; sein ebenfalls oft hervorgehobenes Temperament war aber auch die Ursache seines unsteten Bühnenlebens.

L.: Dalibor, 28. 10. 1858, 1. und 20. 2. 1859, 10. 10. 1860, 10. 1., 10. 4., 1. 5., 20. 8., 20. 10., 1. 11., 20. 12. 1862, 1. 7., 10. 8. 1869; Černušák–Štědroň–Nováček; Divadelní svět 1, 1910, S. 7ff. (Autobiographie); J. Bartoš, Prozatímní divadlo a jeho opera, 1938, bes. S. 46 und 159f.; Svět, 1944, n. 9; V. H. Jarka, Kritické dílo B. Smetany, 1948, bes. S. 242f.; Národní divadlo a jeho předchůdci, hrsg. von V. Procházka, 1988.
(V. Reittererová)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 54, 1999), S. 438f.
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