Schwarzenberg, Karl I. Philipp Fürst zu (Sekundogenitur) (1771-1820), Feldmarschall und Diplomat

—enberg Karl I. Philipp Fürst zu Schwarzenberg (Sekundogenitur), Offizier und Diplomat. Geb. Wien, 15. 4. 1771; gest. Leipzig, Sachsen (Dtld.), 15. 10. 1820. Sohn von Johann I.; Bruder von Josef II., Ernst und Maria Karoline, Vater von Friedrich, Edmund und Karl II., Großvater von Karl III., ab 1799 verehel. mit Maria Anna Fürstin zu S. (alle s. d.). Begründer der Sekundogenitur (Worliker Linie). S. begann seine Militärlaufbahn 1787 als Lt. im IR 10 und nahm am Türkenkrieg 1788 teil. 1788 Hptm., 1790 Mjr., stand S. 1791 auf heutigem belg. Boden im Dragonerrgt. Latour erstmals französ. Truppen gegenüber und machte in der Folge während der Koalitionskriege schnell Karriere. 1793 Obstlt. und Kmdt. des Ulanenfreikorps, kommandierte er ab 1794 als Obst. das Kürassierrgt. Zeschwitz und erhielt für seine Reiterattacke bei Câteau-Cambrésis 1794 das Kleinkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens. 1796 GM; 1797 beurlaubt, kehrte er 1799 wieder zur Armee zurück und wurde in Süddtld., in der Schweiz und am Mittelrhein eingesetzt. Nach längerem Krankenstand avancierte er 1800 zum FML und Divisionär und sorgte nach der Schlacht von Hohenlinden als Kmdt. der Nachhut für einen geordneten Rückzug, wofür ihm die Inhaberwürde des 2. Ulanenrgt. verliehen wurde. Anläßl. der Thronbesteigung Zar Alexanders I. 1801 wurde S. erstmals in diplomat. Funktion als ao. Botschafter verwendet, wobei er eine Verbesserung der österr.-russ. Beziehungen erreichen konnte. Ende 1804 übernahm er den Befehl über die im Innviertel zusammengezogenen Truppen, im März 1805 wurde er Vizepräs. des Hofkriegsrats und im Folgemonat Geh. Rat. Kurz vor Beginn des Krieges gegen Frankreich überbrachte S. dem Kurfürsten von Bayern ein k. Ultimatum, um diesen zum Beitritt zur Koalition mit Österr. und Rußland zu bewegen, allerdings ohne Erfolg. Im folgenden Feldzug gelang es ledigl. S., einen militär. Teilerfolg – im Gefecht von Jungingen – zu erzielen, wofür er 1806 das Kommandeurkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens erhielt. Während das österr. Heer unter FML Mack v. Leiberich in Ulm eingeschlossen war, konnte er dessen obersten Befehlshaber, Erzhg. Ferdinand Karl Josef (s. d.), aus dem Kessel herausführen und sich mit diesem bis Eger (Cheb) durchschlagen. Wenige Wochen später war S. bei der Schlacht bei Austerlitz (Slavkov u Brna) als Beobachter zugegen. 1806 wurde er als Vizepräs. des Hofkriegsrats enthoben; in den nächsten Jahren hielt er sich vorwiegend in Worlik (Orlík nad Vltavou) auf und wirkte ledigl. 1808 an der Stadionschen Armeereform beratend mit. Anfang 1809 reiste er mit dem Auftrag, den Zaren zur Neutralität zu bewegen, erneut als Botschafter nach Rußland, gleichzeitig wurde er, auch im Hinblick auf diese Mission, Ritter vom Goldenen Vlies. Tatsächl. erreichte S., daß sich Rußland auf eine Scheinkriegsführung beschränkte, und S. führte gleich nach seiner Rückkehr eine Kav.Div. in der Schlacht bei Wagram gegen die Franzosen. Kurz danach zum Gen.der Kav. befördert, wurde er 1810 als Botschafter nach Paris entsandt, um die Beziehungen zu Frankreich zu konsolidieren, wozu S. mit den Verhh. über die Eheschließung Napoleons mit Erzhgn. Marie Louise (s. Maria [Marie] Louise) 1810 beitragen konnte. Die nächsten Jahre verbrachte S. als Botschafter am französ. Hof, ehe er beauftragt wurde, das österr. Hilfskorps bei Napoleons Rußlandfeldzug 1812 zu führen. Während dieser Kampagne wurde S., auch auf Wunsch Napoleons, zum FM ernannt. Nachdem der französ. K. in Rußland gescheitert war, suchte ihn S. im April 1813 nochmals in Paris auf, ohne ihn jedoch von seiner Kriegspolitik abbringen zu können. Wieder in die Heimat zurückgekehrt, wurde S. mit dem Kmdo. über die Armee in Böhmen betraut. Er war Oberkommandierender im folgenden Feldzug, der zum Sieg der Verbündeten Österr., Rußland und Preußen über Napoleons Truppen in der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 führte, und im folgenden Frankreich-Feldzug 1814 an der endgültigen Niederwerfung Napoleons entscheidend beteiligt. Bald darauf legte er sein Kmdo. nieder und wurde 1814 Präs. des Hofkriegsrats. Ab 1819 fungierte S., der seit 1817 unter gesundheitl. Problemen litt, als Staats- und Konferenzmin., übte jedoch keinen wesentl. polit. Einfluß mehr aus.

W.: Briefe des FM Fürsten S. an seine Frau 1799–1816, hrsg. von J. F. Novák, 1913; usw.
L.: ADB; Hirtenfeld 2; Wurzbach; O. Regele, FM Radetzky, 1957, s. Reg.; Fürst K. zu Schwarzenberg, Geschichte des reichsständ. Hauses S. (= Bibl. familiengeschichtl. Arbeiten 30), 1963, s. Reg. (mit ausführl. L. und Bild); K. Fürst Schwarzenberg, FM Fürst S., (1964) (mit ausführl. L. und Bildern); H. Rössler, Gf. J. P. Stadion, 2, 1966, s. Reg.; H. Stekl, Österreichs Aristokratie im Vormärz, 1973, s. Reg.; Biograph. Wörterbuch zur dt. Geschichte, 2. Aufl., Bd. 3, 1975, Nachdruck 1995.
(Ch. Mentschl – E. Wohlgemuth)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 55, 2001), S. 22f.
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