Schwarzenberg, Karl III. Fürst zu (Sekundogenitur) (1824-1904), Gutsbesitzer und Politiker

—enberg Karl III. Fürst zu Schwarzenberg (Sekundogenitur), Gutsbesitzer und Politiker. Geb. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 5. 7. 1824; gest. ebenda, 29. 3. 1904. Sohn von Karl II., Vater von Karl IV. Fürst zu und Friedrich Prinz zu S. (alle s. d.), ab 1853 verehel. mit Prinzessin Wilhelmine v. Oettingen-Wallerstein (geb. Königssaal, Böhmen / Zbraslav, Tschechien, 30. 12. 1833; gest. 18. 12. 1904). Nach jurist. Stud. in Prag und Padua (Padova) schlug S. die Off.Laufbahn in der österr. Armee ein (1846 Lt., 1847 Oblt.) und nahm 1848/49 am Feldzug in Italien unter Radetzky (s. Radetzky v. Radetz) teil. 1856 quittierte S. als Mjr. (1854) den aktiven Militärdienst, um sich der Güterverwaltung der Sekundogenitur zu widmen, die er nach dem Tod seines Vaters zur Gänze übernahm. Als Mitgl. des böhm. Landtags (ab 1861) bzw. als Präs. der patriot.-ökonom. Ges. (bis 1872), des Landeskulturrats für Böhmen (1880–90) bzw. des böhm. Forstver. widmete sich S. zudem der Politik. Der konservativen, am traditionellen böhm. Staatsrecht festhaltenden Alttschech. Partei nahestehend, bekämpfte S. sowohl den Zentralismus der Februarverfassung als auch den Ausgleich von 1867. Aus Protest gegen die Wr. Ausgleichspolitik lehnte er 1867 die Ernennung zum Herrenhausmitgl. ab und wandte sich 1870 in einer Rede, die ihm seitens der Tschechen viel Sympathie einbrachte, gegen die Beschickung des Reichsrats durch den böhm. Landtag. Gleichwohl gelang es 1872 den Liberalen, die Mehrheit im böhm. Landtag zu gewinnen, dem S. daraufhin fernblieb, ebenso wie dem Abg.-Haus des Reichsrats, in das er 1873 gewählt worden war. Diese Abstinenzpolitik blieb aber ohne Erfolg; ein Ausgleich mit Böhmen kam nicht zustande. 1879 nahm S. die Mitgliedschaft im Herrenhaus schließl. doch an, 1883 kehrte er auch in den böhm. Landtag zurück. 1886 verhinderte er maßgebl. die geplante Neueinteilung der böhm. Gerichtsbez. entsprechend der Sprachgrenzen. Seit dem Wahlsieg der Jungtschechen 1890 ging S.s polit. Einfluß stetig zurück. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er als Gutsherr. 1881 erhielt S. das Goldene Vlies, 1883 Geh. Rat, 1895 wurde er in die Böhm. Akad. der Wiss., Litteratur und Kunst aufgenommen.

L.: Bohemia, Prager Tagbl., 29. (beide Abendausg.), Neues Wr. Journal, 30. 3. 1904; Wurzbach; Das Parlament, hrsg. von A. Eckstein, Lfg. 4, 1880 (mit Bild); M. Navrátil, Almanach československých právníků, 1930; F. Gf. Lanjus, Die erbl. Reichsratswürde in Österr., 1939, S. 116f.; Fürst K. zu Schwarzenberg, Geschichte des reichsständ. Hauses S. (= Bibl. familiengeschichtl. Arbeiten 30), 1963, s. Reg.; Biograph. Lex. zur Geschichte der böhm. Länder 3, hrsg. von F. Seibt u. a., 1999; J. Záloha, Kurzgefaßte Geschichte des Geschlechtes der Fürsten zu S., o. J.; HHStA, KA, beide Wien; Archiv hlavního města Prahy, Archiv Třeboň, beide Tschechien.
(S. Lippert)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 55, 2001), S. 24
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>