Schwarzenberg, Maria Karoline Fürstin zu; verehel. Lobkowitz (1775-1816), Philanthropin

—enberg Maria Karoline Fürstin zu Schwarzenberg, verehel. Lobkowitz, Philanthropin. Geb. Wien, 7. 9. 1775; gest. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 24. 1. 1816. Tochter von Johann I.; Schwester von Ernst, Karl I. Philipp und Josef II., seit 1792 Gattin von Josef Franz Maximilian Fürst von Lobkowitz (alle s. d.), mit dem sie zwölf Kinder hatte und mit diesen die ältere Linie des Hauses Lobkowitz begründete. S., deren Mildtätigkeit und humane Gesinnung von den Zeitgenossen hervorgehoben wurde, war Initiatorin (1810) und erste Vorsteherin der „Gesellschaft adeliger Frauen zur Beförderung des Guten und Nützlichen“ in Wien, eines Ver., der sich in der durch die Napoleon. Kriege bedingten sozioökonom. Krisensituation des Armen-, Findel-, Kranken- und Unterrichtswesens annahm. Der Entwurf zur Organisation der Ges. stammte von deren erstem „ständigem Sekretär“ Joseph v. Sonnleithner. Neben den zwölf Damen des „Ausschusses“ (die Gründungsmitgl. gehörten fast ausschließl. dem Hochadel an), die den Aktivitäten in je einer Region der Stadt Wien und deren Vorstädten vorstanden, gehörten der Ges. auch bürgerl. „wirkende“ (u. a. Karoline Pichler, s. d.), und „beitragende“ Mitgl. an, welche die für die Ver.Zwecke erforderl. Kontakte herstellten und zusammen mit den Ausschußmitgl. die benötigten Geldmittel aufbrachten. 1814 verfügte die Ges. bereits über ein Kapital von 75.800 fl, von dem sie im selben Jahr über 58.000 fl ihren Zwekken zuführte. Unterstützt wurden bes. das Wr. Taubstummeninst., die Blindenanstalt und das Findelhaus, dessen hoher Sterblichkeitsrate die Fürstin durch die Schaffung von Pflegeplätzen auf dem Lande zu steuern suchte. Von den vielfältigen Aktivitäten ist bes. das 1813 neu erbaute Marienspital in Weikersdorf (Baden, NÖ) hervorzuheben, dem ab 1824 Henriette Pereira-Arnstein (s. d.) vorstand. Die Ges., die 1814 bereits 79 Filialen in Wien und NÖ hatte und der bald ähnliche in vielen Tle. der Monarchie nachfolgten, bestand bis 1938.

L.: Prager Ztg., 2., 11., 14., 16. 2., Preßburger Ztg., 9. 2. 1816; Portheim-Kat.; Wurzbach 15, S. 325f.; Verfassung der Ges. adeliger Frauen zur Beförderung des Guten und Nützlichen, 1810; Annalen der Literatur und Kunst ..., 1811, 1, S. 404ff., 1812, 4, S. 66f.; (Erneuerte) Vaterländ. Bll. für den österr. K.Staat, 1813, S. 467f., 1815, S. 295ff.; Oesterreich’s Pantheon 1, 1830, S. 7ff.; F. Franzl, Die Ges. adeliger Frauen zur Beförderung des Guten und Nützlichen in Wien ..., 1836; Frauenbriefe an Casanova, hrsg. von A. Ravà und G. Gugitz, 1912, S. 425ff. (mit Bild); C. Pichler, Denkwürdigkeiten aus meinem Leben, hrsg. von E. K. Blümml, 1–2 (= Denkwürdigkeiten aus Altösterr. 5–6), 1914, s. Reg.; J. F. Reichardt, Vertraute Briefe ..., hrsg. von G. Gugitz, 1–2 (= ebenda, 15–16), 1915, s. Reg.; J. Richter, Die Eipeldauer Briefe 1799–1813, hrsg. von E. v. Paunel, 2 (= ebenda, 18), 1918, S. 378, 473; Zaubertöne. Mozart in Wien 1781–1791 (= 139. Sonderausst. des Hist. Mus. der Stadt Wien), Wien 1991, S. 255 (Kat.); G. Hauch, in: Zeitgeschichte 19, 1992, S. 202.
(H. Reitterer)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 55, 2001), S. 25f.
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