Schwarzer von Heldenstamm, Ernst (1808-1860), Journalist und Politiker

—er von Heldenstamm Ernst, Schwarzer v. H., Journalist und Politiker. Geb. Fulnek, Mähren (Tschechien), 15. (18.) 8. 1808; gest. Wien, 18. 3. 1860. Sohn eines 1824 mit dem Beiwort „Edler von“ geadelten Off.; Vater von Guido S. v. H., Schwiegervater von Z. K. Lecher (beide s. d.). S. besuchte eine Kadettenschule und trat danach in das Bombardierkorps ein, in dem er bis 1833 diente, in derselben Zeit aber auch bereits Beitrr. für Bäuerles (s. d.) „Theaterzeitung“ verf. In der Folge führte er ein unstetes Leben in Genf, Paris (wo er gem. mit August Zang, dem späteren Hrsg. der Ztg. „Die Presse“, eine Bäckerei betrieb), London und Ungarn, trat 1842 in den Dienst des Prager Gewerbever., für den er eine Ind.Karte von Böhmen ausarbeitete, und war danach eine Zeitlang Verwalter bei den Mittrowskyschen Eisenwerken in Böhmen. 1844 wurde er von der Ges. des Österr. Lloyd nach Triest berufen, um dort die Leitung des „Journal des Österreichischen Lloyd“ zu übernehmen. In den Märztagen 1848 kehrte S. nach Wien zurück, wo er die „Allgemeine Österreichische Zeitung“, das Nachfolgeorgan des von Metternich (s. Metternich v. Winneburg K. L.) geförderten „Österreichischen Beobachters“, hrsg. Trotz regierungskrit. Einstellung des Bl. wurde S. im Juli 1848 zum Min. für öff. Arbeiten bestellt und forcierte als solcher nicht nur den Ausbau der Semmeringbahn, sondern auch die Erweiterung des Telegrafennetzes bzw. dessen Freigabe für den privaten Gebrauch. Seine Anordnung, den Lohn für die Erdarbeiten im Wr. Prater zu kürzen, löste allerdings die sog. Praterschlacht vom 23. August aus, die im September seinen Rücktritt als Min. zur Folge hatte. S., der in der Öffentlichkeit als Politiker ein nicht unbeträchtl. Ansehen besaß, war zudem Mitgl. des Reichstags und wurde auch in die Frankfurter Nationalversmlg. entsandt, wo er sich jedoch vertreten ließ. Nach seinem Rückzug aus der Politik nahm S. wieder seine journalist. Tätigkeit auf, vorerst bei der „Allgemeinen Österreichischen Zeitung“, bis diese 1849 wegen zu liberaler und tw. regierungskrit. Tendenzen eingestellt wurde, dann als verantwortl. Red. des „Wanderer“, den er zu einem nicht unbedeutenden polit. Bl. ausgestaltete, ehe er 1855–56 als Eigentümer und verantwortl. Red. das tägl. erscheinende Bl. „Die Donau“ leitete. Nachdem er jedoch auch mit dieser Ztg. gescheitert war, zog er sich nun auch gänzl. aus der Journalistik zurück, zählte allerdings noch 1859 zu den Gründern des Journalisten- und Schriftstellerver. „Concordia“.

W.: Statist.-topograph. Ind.-Karte des Kg.Reichs Böhmen, 1842; Österreichs Land- und Seehandel mit Hinblick auf Ind. und Schiffahrt, 1846; Geld und Gut in Neu-Oesterr., 1857; usw.
L. (meist unter E. v. Schwarzer): ADB; Czeike; Kosch, Staatshdb.; Nagl–Zeidler–Castle 3–4, s. Reg. (mit Bild); Wurzbach; (J. A.) Helfert, Die Wr. Journalistik im Jahre 1848, 1877, s. Reg.; E. V. Zenker, Geschichte der Wr. Journalistik in Österr., 1900, passim; J. Stern – S. Ehrlich, Journalisten- und Schriftsteller-Ver. „Concordia“. 1859–1909, 1909, S. 31ff.; O. Meister, in: Z. des Dt. Ver. für die Geschichte Mährens und Schlesiens, 1937, S. 1ff.; R. Karner, E. v. S. als Min., phil. Diss. Wien, 1940; G. Wieser, in: 100 Jahre im Dienste der Wirtschaft 1, 1961, S. 467ff. (mit Bild); K. Paupié, Hdb. der österr. Pressegeschichte 1848–1949, 1, (1960), S. 127, 140; R. Ullik, Das Min. für öff. Arbeiten im Jahre 1848, phil. Diss. Wien, 1975, bes. S. 94ff. (mit Bild); H. Steiner, K. Marx in Wien, 1978, s. Reg. (mit Bild); W. Häusler, Von der Massenarmut zur Arbeiterbewegung, 1979, s. Reg.; P. Eppel, „Concordia soll ihr Name sein ...“, 1984, s. Reg.; Dt. Biograph. Enz. (DBE) 9, hrsg. von W. Killy und R. Vierhaus, 1998; Biograph. Lex. zur Geschichte der böhm. Länder 3, hrsg. von F. Seibt u. a., 1999.
(E. Lebensaft – Ch. Mentschl – R. Ullik)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 55, 2001), S. 30f.
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