Schweiger, Alois (1859-1928), Exportkaufmann

Schweiger Alois, Exportkaufmann. Geb. Ung. Brod, Mähren (Uherský Brod, Tschechien), 3. 7. 1859; gest. Wien, 2. 1. 1928. Mos. S., der aus einer kinderreichen Häuslerfamilie stammte, kam als Dreizehnjähriger nach Wien, wo er im Textilviertel eine Lehrstelle erhielt. Durch seine Leidenschaft, das Lesen, wurde er auf Indien aufmerksam und wanderte dorthin als noch nicht Zwanzigjähriger aus. Während der 15 Jahre seines Aufenthalts konnte er in Indien nach anfängl. Not den Grundstock seines Vermögens legen, indem er österr. Waren importierte und Gerbstoffe, Teppiche und Rohstoffe nach Europa lieferte. Er war aber auch in anderen übersee. Staaten tätig und verschaffte heim. Erzeugnissen Ansehen im Ausland. Nach Österr. zurückgekehrt, gründete S. 1911 unter Beteiligung der Creditanstalt die Alois Schweiger & Co. GmbH., eine Import- und Exportfa., in die er als Einlage die Fa. Alois Schweiger & Co., bewertet mit 240.000 Kronen, einbrachte und damit auch deren Niederlassungen in Hamburg, Mailand, Manchester, Bombay, Bangkok, Kalkutta, Karachi und Shanghai. S. sicherte sich als Vizepräs. des Aufsichtsrats weiteren Einfluß, schied jedoch schon 1912 aus und überließ seinen Anteil der Creditanstalt. Das weltweit agierende Unternehmen geriet allerdings schon im Ersten Weltkrieg und dann infolge der Bestimmungen von St. Germain in Schwierigkeiten, und S. mußte noch dessen Auflösung (1926) erleben. S., der u. a. auch als Berater von Völkerbundkoär. Alfred Zimmermann fungierte, galt als eine Autorität in Fragen der Zahlungsbilanz und behandelte in der „Neuen Freien Presse“, im „Neuen Wiener Tagblatt“ und im „Prager Tagblatt“ wiederholt diese und andere Probleme der Wirtschaft. Bereits 1915 sprach er sich in der Presse gegen die Sinnhaftigkeit des Krieges aus. Er gehörte dem Zollbeirat, dem Komitee für Wirtschaftsfragen und dem Subkomitee des Ind.Rates für den Seeverkehr an, mit dem er um die Jh.Wende Stud.Reisen auch ins Ausland unternahm. In diesem Rahmen setzte er sich erfolgreich für den Ausbau des Hafens von Triest ein. Nach 1918 nahm er zwar die tschechoslowak. Staatsbürgerschaft an, lebte jedoch weiter in Wien.

W.: Schiffahrtssubventionen und ihr Einfluß auf Post, Admiralität, Schiffbau und Volkswirtschaft, 1905; Handelspolitik und Valuta, 1915; usw.
L.: NWT, 3., 6., 8., 10., 11., 19. 1., Prager Tagbl. und Bohemia, 4., N. Fr. Pr., 8. und 9. (Abendausg.), Tagesbote (Brünn), 8., 11., 14. (Bild), 16. und 19. 1. 1928; Teilnachlaß, Bibl. der Wirtschaftsuniv., WStLA, beide Wien.
(J. Mentschl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 55, 2001), S. 40
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