Schwind, Franz Karl Augustin von (1806-1877), Salinenfachmann

Schwind Franz Karl Augustin von, Salinenfachmann. Geb. Wien, 21. 12. 1806; gest. Innsbruck (Tirol), 21. 5. 1877. Sohn von Johann Franz (Friedrich), Bruder von August(in) und Moritz v. S. (alle s. d.). Nach Absolv. der Realschule am Polytechn. Inst. in Wien (1820–22) stud. S. bis 1826 an diesem Inst., danach 2 Jahre an der Bergakad. in Schemnitz/Selmeczbánya (Banská Štiavnica). 1829 trat er als Praktikant bei der Eisenwerksdion. in Eisenerz in den Staatsdienst, um bis 1832 Vermessungsarbeiten durchzuführen. Nach zwei Jahren bei der Allg. Hofkammer wurde S. 1835 Konz. beim Salinenoberamt Gmunden, 1838 Bergmeister in Ischl (Bad Ischl), wo er innerhalb von drei Jahren den gesamten Betrieb modernisierte; so wurde u. a. 1841 im Theresia-Stollen die erste Eisenbahn in den österr. Salzbergen angelegt. S. wurde 1842 Salinenverwalter in Hallstatt, vervollkommnete dort die Betriebstechnik (Entwicklung des Wassertonnenaufzugs), insbes. die Holzbringung. Auf Stud.Reisen zu Salinen in Dtld. suchte er nach weiteren Verbesserungsmöglichkeiten, kehrte 1844 nach Ischl zurück, rationalisierte und baute den mechan. Betrieb weiter aus und konnte durch die Einführung der Pultfeuerung bes. Einsparungen erreichen. 1847 Salinenverwalter in Aussee (Bad Aussee), erneuerte er dort die gesamte Anlage, z. Tl. durch eigene Entwicklungen, nahm die Viehsalzfabrikation auf, begann Vorarbeiten zur Grundentlastung und errichtete gleichzeitig mit der Trennung des Forst- und Salzverschleisses neuartige Säge- und Mühlenwerke. 1849 interimist. Vorstand der Saline in Hallein, plante er die Verlegung der Sud- und Verpackungsstätten. 1850 Bergrat, wurde S. 1851 zur Berg-, Salinen- und Forstdion. nach Salzburg versetzt und ihm der Umbau in Hallein anvertraut. Ab 1856 als Berg- und Salinendir. in Hall in Tirol, rettete S. den baufälligen Münzturm vor dem Abriß. 1860 Sektionsrat, wurde er mit der Servitutärarialvertretung für Tirol und Vbg. betraut und mußte 1861 zusätzl. die Salinen- und Forstdion. in Gmunden übernehmen. 1864 wurde S. in das Finanzmin. berufen, um den Produktionsaufwand zu evaluieren und den siebenbürg. und ostgaliz. Salzabbau neu zu organisieren. 1868 als Min.Rat i. R. Seine Publ. über die Anwendung des auf dem Logarithmenprinzip beruhenden Rechenstabes (1851) für Dampf und Luft sowie zur Eichung von Gebläseluft waren Grundlage für alle techn. Berechnungen im metallurg. und salinen Bereich, wie auch seine Erkenntnisse über den Wasserdampf, die (künstl.) Verwässerung bzw. Werkwässerung des Haselgebirges und das Volumen der Sole (1854) prakt. Anwendung fanden. Die „bauende Arbeit des Wassers“ im Salzberg konnte S. durch exakte Messung und systemat. Versuche in ihren Bedingungen und Wirkungen bestimmen und damit die wichtigsten Lehrsätze theoret. formulieren. Auch auf dem Gebiet der Wärmelehre legte S. seine prakt. Erfahrungen vor (1859), beschäftigte sich mit der Kostenwahrheit beim Salzmonopolpreis (1863) und konnte 1867 deren Berücksichtigung bei der ministeriellen Preisermittlung miterleben. In seiner letzten Schaffensperiode publ. S. mehrfach über Themen seines Fachgebietes und plädierte erfolgreich für die Rückkehr zum Abbau mit geringer Versudhöhe (1876). S.hat auch bemerkenswert gut gemalt und geschnitzt. 1855 Verleihung des österr. Ritterstandes, 1864 Ritter des Ordens der Eisernen Krone III. Kl. Im Salzbergwerk Herrenhäuser (Absam in Tirol) war ein Raum seinem Gedächtnis gewidmet, der 1999 durch eine Lawine zerstört wurde.

W.: Leichtfaßl. Anleitung zum Gebrauche des Rechenstabes, 1844; Die Verwässerung des Haselgebirges als Motiv der Bauanlagen mit bes. Rücksicht auf die jüngsten Erfolge der schnellen und der sog. kontinuirl. Wässerung, 1854; Allg. Tabelle der wichtigsten Beziehungen von Dampf und Luft in Form eines logarithm.-graf. Schiebmaßes, 1854; Das Aich-Maß für Gebläse-Luft, 1856; Vademecum des österr. prakt. Mechanikers, nach Morin’s Aide Memoire, 1856; Der Wasser-Dampf, 1856; Das Dampf-Maaß in österr. und metr. Maaßen, 1858; Das Verlaugungs-Maß, 1870; Der Abbau unreiner Salzlagerstätten in Österr., 1870; zahlreiche Beitrr. im Berg- und hüttenmänn. Jb.; usw.
L.: Bote für Tirol und Vbg., 14. 6. 1877; Poggendorff 3; Wurzbach; Gothaisches Genealog. Taschenbuch der Freiherrl. Häuser 17, 1867; (K. Th. Inama v. Sternegg), F. Ritter v. S., 1877; R. Frh. v. Procházka, Meine 32 Ahnen und ihre Sippenkreise, 1928, S. 493ff.; C. Schraml, Das oö. Salinenwesen von 1818 bis zum Ende des Salzamtes im Jahre 1850 (= Stud. zur Geschichte des österr. Salinenwesens 3), 1936, s. Reg. (mit Bild); R. Steinbach, Österr. Botaniker des 19. Jh., die nicht an Hochschulen wirkten, phil. Diss. Wien, 1959, S. 186f.; Geschichte Sbg. Stadt und Land 2/4, hrsg. von H. Dopsch und H. Spatzenegger, 1991, S. 2692f.; F. Schwind, Vorfahren und Erinnerungen aus der Familie S. seit einem Vierteljahrtausend, 2001, passim; Archiv der Techn. Univ., Wien; Stadtarchiv, Innsbruck, Tirol; Štátny ústredný banský Archiv, Banská Štiavnica, Slowakei; Mitt. Tillfried Cernajsek, Wien.
(M. Martischnig)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 55, 2001), S. 59f.
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