Sedlák, Jan (Evangelist) (1871-1924), Theologe und Historiker

Sedlák Jan (Evangelist), Theologe und Historiker. Geb. Trebitsch, Mähren (Třebíč, Tschechien), 4. 12. 1871; gest. Brno/Brünn, Tschechoslowakei (Brno, Tschechien), 8. 5. 1924. Sohn eines Schuhmachers. Nach dem Besuch des Gymn. in Trebitsch (bis 1890) stud. S. Theol. in Brünn. 1894 wurde er zum Priester geweiht und zum Kaplan der dt. Pfarre in Großtajax (Dyjákovice) bei Znaim (Znojmo) bestellt. Sein Stud. setzte S. ab 1895 am Frintaneum und an der Univ. in Wien fort, wo er 1899 sub auspiciis imperatoris zum Dr. theol. prom. wurde. Nach seiner Rückkehr nach Mähren bekleidete S. in Brünn das Amt eines Präfekten des Priesterseminars und war Katechet an der dt. Realschule, dann am 1. tschech. Gymn. in Brünn. Ab 1907 war er Prof. für Bibelstud. am bischöfl. theol. Inst. in Brünn, wo er bis zu seinem Tode wirkte. 1919 erfolgte eine Berufung zum o. Prof. der Religionsgeschichte an die neugegründete Univ. in Preßburg, der S. jedoch wegen der Nichtbestätigung einer theol. Fak. durch den Vatikan nicht Folge leisten konnte. Neben seiner theol. Tätigkeit galt S.s Interesse stets auch der hist. Forschung, wobei sein Hauptaugenmerk neben der Bibelkde., der Patristik, der christl. Soziol. und dem Kirchenrecht v. a. der Geschichte des Hussitismus in Böhmen galt. Seine Kenntnisse über die mittelalterl. Geschichte verbesserte er durch ein einjähr. Stud. als ao. Mitgl. des Inst. für österr. Geschichtsforschung (1906). Er publ. in den Z. „Hlídka“ sowie in „Časopis katolického duchovensta“ zahlreiche Aufsätze, Quelleneditionen und Kommentare zu neu aufgefundenen Hss. der hussit. Zeit. Diese Arbeiten, denen bis heute große Bedeutung beigemessen wird, dienten S. als Vorstud. für seine 1915 erschienene Monographie „M. Jan Hus“, die in Fachkreisen freilich auf ein geteiltes Echo stieß: Die Kritik warf S. Positivismus sowie eine einseitige, unobjektive kath.-orthodoxe Darstellung vor. Weder in ihrem literar. Niveau noch in ihrer rationalen Darstellungsweise sind S.s hist. Arbeiten mit denen von Zeitgenossen wie Vlastimil Kybal und V. Novotný (s. d.) zu vergleichen.

W. (auch s. u. bei B. Chudoba – V. Bitnar): M. Jan Hus (= Dědictví sv. Prokopa v Praze 58), 1915; usw. – Hrsg.: Stud. a texty životopisu Husovu (= Stud. a texty k náboženským dějinám českým, red. von J. S., 1–2), 1914f.; usw.
L.: Tagesbote (Brünn), 9. 5. 1924; Lhotsky, Inst., S. 346; Otto, Erg.Bd. V/2; Santifaller, S. 128; Obzor 22, 1899, S. 46; Bibliografie české katolické literatury náboženské ..., hrsg. von A. Podlaha, 4, 1918, S. 1547, 2123; Český Časopis Historický 30, 1924, S. 389ff.; B. Chudoba – V. Bitnar, J. S., 1947; W. Goldenits, Das höhere Priesterinst. für Weltpriester zum hl. Augustin in Wien ..., theol. Diss. Wien, 1970, S. 373; F. Kutnar, Přehledné dějiny Českého a Slovenského dějepisectví 2, 1977, s. Reg.; F. Šmahel, Husitská revoluce 1–4, 1993–94, s. Reg.; J. Bilý, in: Teologické listy 6, 1995, Nr. 2, S. 71f.; UA Wien.
(M. Makariusová)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 55, 2001), S. 88f.
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