Seeland, Ferdinand Maximilian (1821-1901), Montanist, Geologe, Mineraloge und Politiker

Seeland Ferdinand Maximilian, Montanist, Geologe, Mineraloge und Politiker. Geb. Kicking (Dunkelsteinerwald, NÖ), 12. 10. 1821; gest. Klagenfurt (Ktn.), 3. 3. 1901. Sohn eines Revierjägers des Stiftes Göttweig. Nach dem Besuch der Stiftsgymn. in Melk und Kremsmünster stud. S.zunächst Jus an der Univ. Wien (1843–46), um sich sodann dem Montanwesen zuzuwenden. So besuchte er 1847–48 die Bergakad. in Schemnitz/Selmeczbánya (Banská Štiavnica), um 1849–50 in Vordernberg und Leoben den Berg- bzw. Hüttenkurs an der Montanlehranstalt zu absolv. Nach kurzer Tätigkeit im Montandienst (er wurde der Geolog. Reichsanstalt 1850–51 dienstzugeteilt), wechselte er 1852 als Ass. an die Lehrkanzel für Geol. und Paläontol. der Bergakad. in Leoben. 1855 holte ihn der Hüttenberger Eisengewerke Dickmann (s. d.) als Bergverwalter in seinen Betrieb nach Lölling nahe Hüttenberg. 1866 zum Dir. des gesamten Dickmann’schen Werkskomplexes ernannt, übersiedelte S. nach der Vereinigung der Hüttenberger Gewerken zur „Hüttenberger Eisenwerks-Gesellschaft“ (HEWG) als Berginsp. und Dir.Mitgl. nach Klagenfurt (1869). Als die HEWG 1881 in der neu gegründeten „Österreichische Alpine Montangesellschaft“ aufging, wurde S.von dieser zum Bergbau- und Hütteninsp.sowie 1888 zum Berginsp. aller der Ges. eigentüml. Werke ernannt. 1893 i. R. Neben seiner berufl. Laufbahn als Montanist war S. auch wiss. tätig. So nahm er geolog. und mineralog. Untersuchungen am Hüttenberger Erzberg und anderen Bergbauen vor, betreute seit 1875 die meteorolog. Station in Klagenfurt, nahm viele Jahre lang die für Vermessungstechniker wichtigen örtl. magnet. Messungen vor, führte 1879–99 jährl. Messungen der Pasterze sowie Lotungen und Temperaturmessungen im Wörthersee durch und beschrieb zahlreiche Erdbebenereignisse. Seine Beobachtungen und Ergebnisse legte er in über 100 wiss. Veröff. nieder. S. war auch in mehreren wiss. Ver., z. Tl. in führender Stellung, tätig: 1873–91 Obmann des Komitees der Bergschule Klagenfurt, 1883–93 Obmann der Sektion Klagenfurt des Dt. und Österr. Alpenver., 1890–91 Obmann der Sektion Klagenfurt des berg- und hüttenmänn. Ver. für Stmk. und Ktn., 1882–1901 Präs. des Ver. „Naturhistorisches Landes-Museum“ in Klagenfurt. S., der viele Jahre Mitgl. der Kärntner Handels- und Gewerbekammer und Aufsichtsrat der Bleiberger Bergwerks-Union war, bekleidete auch polit. Ämter: Gmd.Rat in Klagenfurt sowie ab 1861 Abg. im Ktn. Landtag. Seinen vielfältigen Leistungen entsprechend, wurden S. zahlreiche Ehrungen und Ausz. zuteil: 1869 Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens, 1877 Bergrat, 1891 Oberbergrat.

W. (auch s. u. bei Brunlechner): Ueber die von der k. Akad. der Wiss. eingeleitete Untersuchung der Braun- und Steinkohlen Oesterr., in: Jb. der k. k. geolog. Reichsanstalt 1, 1850; Der Hüttenberger-Erzberg. Geolog. beleuchtet, in: Jb. des naturhist. Landesmus. von Ktn. 7, 1865; Die Mineralschätze Ktn. Mit bes. Berücksichtigung des Hüttenberger Erzberges, in: Z. des berg- und hüttenmänn. Ver. für Ktn. 1, 1869; Die Berg-Reviere und deren Wirkungskreis in Ktn., ebenda, 2, 1870; Der Hüttenberger Erzberg und seine nächste Umgebung, in: Jb. der k. k. geolog. Reichsanstalt, 26, 1876; Ueber das kärntner. Kältecentrum im Winter 1879/80, in: Jb. des naturhist. Landesmus. von Ktn. 14, 1880; Ueber das Erdbeben vom 5. Nov. in Ktn., in: Z. der Österr. Ges. für Meteorol. 16, 1881; usw.
L.: Klagenfurter Ztg., 5., Freie Stimmen, 6. 3. 1901; (A.) Brunlechner, in: Carinthia II, 91, 1901, S. 33ff. (mit Bild und W.); G. Geyer, in: Verhh. der k. k. Geolog. Reichsanstalt 1901, S. 91ff.; Mitth. DÖAV 27, 1901, S. 103f.; H. Meixner, in: Carinthia II, 61, 1951, S. 25f.; Die Straßen und Plätze von Klagenfurt, 1963, S. 214f.; H. Zapfe, Index Palaeontologicorum Austriae, 1971 (= Cat. Fossilium Austriae 15), S. 106; H. Meixner, in: Carinthia II, 82, 1972, S. 321ff.; W. A. S. Sarjeant, Geologists and the History of Geology 3, 1980; F. H. Ucik, in: Carinthia II, 97, 1987, S. 16 (mit Bild); Werkstatt Natur. Pioniere der Forschung in Ktn., hrsg. von M. Klemun (= Carinthia II, Sonderh. 56), Klagenfurt, 1998, S. 213 (mit Bild) (Kat.); Partensmlg. der Bibliothek des Landesmus. für Ktn., Klagenfurt, Ktn.; Pfarramt Gansbach, NÖ; UA Wien.
(F. H. Ucik)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 55, 2001), S. 101f.
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