Seidl, Ferdo (Ferdinand) (1856-1942), Naturwissenschaftler

Seidl Ferdo (Ferdinand), Naturforscher. Geb. Rudolfswert, Krain (Novo mesto, Slowenien), 10. 3. 1856; gest. ebd., 1. 12. 1942. Sohn eines Glasermeisters. Nach Absolv. des Gymn. stud. S. ab 1874 Naturgeschichte, Physik und Mathematik an der Univ. Graz. 1880 legte er die Lehramtsprüfung ab und unterrichtete an der Bürgerschule in Gurkfeld (Krško). Nach der Lehramtsprüfung aus slowen. Sprache an der Univ. Wien 1885 wurde er 1887 Prof. an der Oberrealschule in Görz (Gorizia). Auf eigenen Wunsch als Reg.Rat i. R., 1915, nach Rudolfswert zurückgekehrt, unterrichtete er wegen Lehrermangels an der dortigen Handelsschule und am Gymn. und betreute eine bedeutende, noch heute existierende geolog. Smlg. Als Pionier und Polyhistor der Naturforschung in Slowenien befaßte er sich mit Meteorol., Seismol., Botanik und bes. mit Geol. Beachtenswert sind seine von 1885–1939 erfolgten Messungen der Wetterwerte von Gurkfeld, Görz und Rudolfswert. Das Erdbeben in Laibach (Ljubljana) 1895 veranlaßte S. zu seismolog. Stud., wobei seine These, daß sich Klimafaktoren auf die Intensität der Erdstöße auswirken würden, in Fachkreisen Aufmerksamkeit erregte. 1895–1915 war er in Krain und dem Görzer Gebiet Ber.erstatter für die Erdbebenkomm. der Akad. der Wiss. in Wien. Ab 1895 führte er Kartierungsarbeiten in verschiedenen Regionen des heutigen Slowenien durch. S.s Publ. „Kamniške ali Savinjske Alpe“, 2 Tle., 1907–08, enthält neben vielfältigem geolog. Kartenmaterial auch Kapitel zur Petrographie, Paläontol., Stratigraphie und Tektonik und gilt als erstes umfassendes Lehrbuch der Geowiss. in Slowenien. U. a. gelangen S. bahnbrechende Erkenntnisse über das Wesen des Dolomit. Durch die erstmalige Erklärung geomorpholog. Prozesse hat er viel zu einem modernen geolog. Verständnis in Slowenien beigetragen. S.s Leistungen in der Botanik fanden neben einigen Arbeiten zur Flora Sloweniens v. a. in seinem Werk „Rastlinstvo naših Alp“, 1918, ihren Niederschlag. S., der ca. 100 naturwiss. Abhh. verf. hatte, war k. M. mehrerer wiss. Ges., u. a. der Geolog. Reichsanstalt in Wien (1901). Außerdem war er mit Problemen der Grenzziehung zwischen Italien und dem Kg.reich SHS im Vorfeld der Friedenskonferenz von Rapallo 1920 befaßt.

W.: s. u. bei SBL; Letopis Akad. znanosti in umetnosti.
L.: Enc. Jug.; Nar. Enc.; PSBL; SBL (mit W.); Letopis Akad. znanosti in umetnosti v Ljubljani 1, 1943, S. 259ff. (mit W.); I. Rakovec, in: Bulletin scientifique. Conseil des Acad. de la RPF de Yougoslavie 2, 1955, S. 39ff.; M. Mušič, in: Kronika 9, 1961, S. 36ff.; V. Ribarič, in: Proteus 25, 1962/63, S. 119ff.; R. Pavlovec, in: Koledar Goriške Mohorjeve družbe, 1973, S. 53ff.; ders., in: Dolenjski zbornik, 1992, S. 36ff.; I. Gams, in: Geografski vestnik 64, 1992, S. 248ff.; Enc. Slovenije 11, 1997; R. Pavlovec, in: Glasnik Slovenske matice, 1998, Nr. 1– 2, S. 60ff.; V. Mikuž u. a., S. geološka zbirka, 1998, bes. S. 15f.; R. Pavlovec, in: Glasnik Slovenske matice, 1999, Nr. 1–2, S. 99ff.; Archiv der Geolog. Bundesanstalt, Wien; UA, Graz, Stmk.
(N. Gspan)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 56, 2002), S. 121f.
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