Seidler-Wranitzky, Karoline (1790-1872), Sängerin

Seidler-Wranitzky Karoline, Sängerin. Geb. Wien, 1790; gest. Berlin, Preußen (Dtld.), 7. 12. 1872; röm.-kath. Tochter des Komponisten, Violinisten und Kapellmeisters Anton Wranitzky, Schwester der Wr. Hofopernsängerin Anna Kraus-Wranitzky (geb. Wien, 27. 8. 1801; gest. Wiesbaden, Nassau/Dtld., 23. 6. 1851). S.-W. erhielt ihren musikal. Unterricht durch ihren Vater und debüt. als Sängerin (Sopran) im Lobkowitzschen Privattheater in Wien, 1813 heiratete sie den Berliner Violinisten Karl August Seidler (1778–1840), der sich 1811–15 in Wien aufhielt. 1813 sang sie in München, 1814 in Pest (Budapest), 1815 trat sie an der Wr. Hofoper (Kärntnertortheater) als Julia in Gasparo Spontinis „Die Vestalin“ auf und wurde für ein Jahr an das Haus engag. Sie sang hier Partien wie die Sophie in Ferdinando Paërs „Sargines“ und die Titelrolle in „Agnes Sorel“ von Gyrowetz (s. d.). 1816 unternahm sie eine Kunstreise nach Norddtld. und gab am Berliner Opernhaus einen zehn Rollen umfassenden Zyklus von Gastrollen, darunter die Gfn. Almaviva in Mozarts „Die Hochzeit des Figaro“, Myrrha in Peter v. Winters „Das unterbrochene Opferfest“ und Rosina in Rossinis „Der Barbier von Sevilla“ (letztere in der ersten Berliner Auff. dieser Oper). Bis 1838 gehörte sie der Berliner Hofoper als gefeierte Sängerin an (eine ihrer berühmtesten Rollen war die Titelpartie in Friedrich Heinrich Himmels „Fanchon“) und trat oft auch als Konzert- und Oratoriensängerin auf. Ihren künstler. Höhepunkt erreichte sie, als sie in der Urauff. von Webers „Der Freischütz“ (18. 6. 1821) die Agathe darstellte. Diese Rolle sang sie oftmals bei ihren Gastspielen auf dt. Bühnen (Leipzig, Dresden, Hannover, Breslau). In der Urauff. von Spontinis Oper „Nurmahal“ (Berlin 1822) gestaltete sie die Titelpartie, im selben Jahr trat sie als Gastsängerin am Wr. Kärntnertortheater auf (als Gfn. Almaviva, Pamina, Rosina, Agathe). Ihr Repertoire umfaßte 70 Rollen, darunter die Zerlina in Mozarts „Don Giovanni“, Emmeline in Josef Weigls „Die Schweizerfamilie“, Rezia in Webers „Oberon“, die Titelrollen in „Jessonda“ (Louis Spohr) und „Euryanthe“ (Weber) sowie Alice in Giacomo Meyerbeers „Robert der Teufel“.

L.: ADB; Bernsdorf–Schladebach; Eisenberg, Bühne; Kutsch–Riemens 5; Ulrich; Wurzbach (s. u. Wranitzky Karoline); F. S. Gaßner, Universal-Lex. der Tonkunst, Neuausg. 1849; M. M. v. Weber, C. M. v. Weber 2, 1864, S. 301, 628; röm.-kath. Pfarramt St. Augustin, Wien.
(C. Höslinger)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 56, 2002), S. 132
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