Seivert (Seiwert) Gustav (Gottlieb), Archivar, Historiker und Schriftsteller. Geb. Hermannstadt/Nagyszeben, Siebenbürgen (Sibiu, Rumänien), 8. 7. 1820; gest. ebd., 17. 1. 1875. Postumer Sohn eines Beamten. Nach Besuch des Gymn. in Hermannstadt (bis 1839) und des Lyzeums in Klausenburg (Cluj-Napoca) trat S. 1841 an der kgl. Tafel in Neumarkt (Târgu Mureş) in den Gerichtsdienst. Nachdem er 1843–45 an der Univ. Berlin Jus stud. hatte, war er ab 1845 Rektifikationskoär. der Stadt Hermannstadt. 1855, nach Auflösung des Hermannstädter Magistrats, Konzeptsadjunkt im Handelsmin. in Wien, kehrte er bereits um 1856 als Konzipist der siebenbürg. Grundentlastungskomm. wieder in seine Heimatstadt zurück, wurde 1859 Kreiskoär., 1861 Magistratsrat und 1872 zugleich Archivar des sächs. Nationalarchivs und des Stadtarchivs Hermannstadt, in dem er bereits ab 1861 Ordnungsarbeiten durchgeführt hatte und das er durch die Entdeckung von ca. 2.000 unbekannten Urkunden, darunter Rechnungsfragmenten des 14. Jh., beträchtl. erweitern konnte. S., dessen Darstellungen zur Hermannstädter Lokalgeschichte ebenso wie seine Quelleneditionen grundlegend für die siebenbürg. Geschichtsforschung waren, publ. 1866–67 auf der Basis seiner hist. Stud. auch 3 Bde. „Culturhistorische Novellen aus dem Siebenbürger Sachsenlande“, mit denen er die Landesgeschichte popularisierte. Sein hist. wie literar. Schaffen ist im Zusammenhang mit dem nach 1848 einsetzenden Aufschwung der landeskundl. Forschung bei den Siebenbürger Sachsen zu sehen. Auch im Ver. für Siebenbürg. Landeskde. war S. engagiert: 1842 Mitgl., ab 1859 Ausschußmitgl., 1865–69 Vorstandstellv.