Selch, Em(m)erich (1870-1930), Chemiker

Selch Em(m)erich, Chemiker. Geb. Wien, 23. 4. 1870; gest. ebd., 8. 10. 1930. Nach Absolv. des Gymn. stud. S. ab 1888 Chemie und Physik an der Univ. Wien. 1893 Dr. phil. mit der 1892 verf. Diss. „Ueber das Diresorcin und die Einwirkung von Schwefelsäure auf dasselbe“. 1893 als Chemiker in der Fabrik der Fa. Theodor Schuhardt in Görlitz (Zgorzelec, Polen) tätig, war S. 1893–94 Ass. an der Hochschule für Bodenkultur in Wien. 1894–96 erhielt er ein Stipendium der Wr. Kunstgewerbeschule, wo er bes. silikatchem. und metalltechn. Stud. betrieb. Nach dem Besuch von kunstgewerbl. Fachschulen, Glas- und Tonwarenfabriken in Böhmen und Dtld. 1895 war S. 1896–97 Hilfslehrer an der Staatsgewerbeschule in Brünn (Brno), 1897–98 Lehrer an der Fachschule für Glasind. in Steinschönau (Kamenický Šenov), 1898–1908 Lehrer an der höheren Dt. Handelsschule in Brünn und 1908–10 an der dortigen Handelsakad., nachdem er 1899 hierfür in Wien die Lehramtsprüfungen in Chemie, Physik und Mathematik abgelegt hatte. 1910 lehrte er als Prof. an der Kunstgewerbeschule in Wien Silikatchemie und war Doz. für gewerbl. Chemie. Ab 1919 leitete er das chem. Labor und die chem.-techn. Versuchsanstalt für Glas, Keramik und Email; 1920 Reg.Rat, 1928 Zollprüfungskoär., 1930 Fachvorstand der chem. Technol. an der Kunstgewerbeschule. Im Österr. Normenausschuß für Ind. und Gewerbe (Oenig) war er Vors. des Unterausschusses für Glas und zugleich dessen wiss. Berater für Tonwaren und Keramik. Viele seiner Untersuchungen bildeten die Grundlage für Normungsarbeiten v. a. auf dem Gebiet der Silikatchemie. S. fungierte als Berater der Ton-, Glas- und Emailind. im In- und Ausland und der österr. Finanzbehörde in Zollfragen. Seine Arbeiten dienten v. a. der prakt. Anwendung.

W.: Der prakt. Unterricht im chem. Laboratorium an den höheren Handelsschulen in Österr., 1901; Der Einfluß der bas. Flußmittel auf die Haarrissigkeit und den Schmelzpunkt von borsäurefreien Bleiglasuren, in: Fachbücher der keram. Rundschau 4, 1915; Aufschließende Wirkung des Kalkes in keram. Massen, in: Sprechsaal für Keramik, Glas und verwandte Ind. 49, 1916; Die Aufschließung von Tonsubstanz durch Kalk, ebd. 55, 1922; Amerikan. Vorschriften für Bauglas, ebd. 58, 1925; Das österr. Bleigesetz, ebd. 62, 1929; etc.
L.: Poggendorff 6; (R.) Niederleuthner, in: Mitt. des staatl. techn. Versuchsamtes 19, 1930, S. 26ff.; A. Gmeiner – G. Pirhofer, Der österr. Werkbund, 1985, S. 242; G. Fliedl, Kunst und Lehre am Beginn der Moderne. Die Wr. Kunstgewerbeschule 1867–1918, 1986, S. 399; Archiv der Univ. für angewandte Kunst, WStLA, beide Wien.
(M. Pesditschek)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 56, 2002), S. 151
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