Seligmann, Adalbert Franz; Ps. Plein Air (1862-1945), Kunstkritiker, Schriftsteller und Maler

Seligmann Adalbert Franz, Ps. Plein Air, Kunstkritiker, Schriftsteller und Maler. Geb. Wien, 2. 4. 1862; gest. ebd., 13. 12. 1945; röm.-kath. Enkel des Wundarztes Isak (vermutl. geb. Fürth, Bayern/Dtld., 27. 6. 1768; gest. Nikolsburg, Mähren / Mikulov, Tschechien, 27. 1. 1832; mos.), Sohn von Franz Romeo (s. d.), Neffe von Franz S. und Leopold v. S. (beide s. d.). S. stud. 1880–84 an der Wr. Akad. der bildenden Künste u. a. bei Griepenkerl (s. d.), 1884–87 an der Münchner Akad. der Bildenden Künste und unternahm hierauf zahlreiche Stud.reisen nach Dtld., Frankreich, Italien, auf den Balkan und in die Türkei. In der Folge arbeitete er für verschiedene Ztg. als Kunstreferent, so für die „Wiener Sonn- und Montags-Zeitung“ (1894–1904), „Die Wage“ (1898–99), die „Neue Freie Presse“ (1903–34) und die „Moderne Welt“ (ab 1918), wobei er in seinen Beitrr. fortschrittl. Freilichtmalerei propagierte, die zeitgenöss. Kunst allerdings radikal ablehnte. 1889–98 Lehrer für Hist. Kostümkde. am Konservatorium der Ges. der Musikfreunde in Wien, 1910 Doz. für Kostümkde., 1913 Prof.titel; ab 1897 Prof., 1926–32 Dir. der Wr. Kunstschule für Frauen und Mädchen (spätere Frauenakad.), die diesen eine billigere und vielfältigere Alternative zum Privatunterricht bot, 1932 i. R. Neben seiner Tätigkeit als Kunstkritiker war S. auch Porträt- und Historienmaler (1903 Einzelausst. Galerie Miethke) und zählt, wie z. B. Julius Schmid und F. Schmutzer (beide s. d.), zu den Vertretern der österr. Historienmalerei, die die akkurate Darstellung „historischer Augenblicke“ zu ihrer Aufgabe machten; sein Werk „Der Billroth’sche Hörsaal im Wr. Allgemeinen Krankenhaus“, 1890, wurde im In- und Ausland mehrfach prämiert; für „Die Verlesung der pragmatischen Sanktion“, 1912, erhielt er die Kleine Goldene Staatsmedaille. S., Mitgl. der „Concordia“ und 1887–1935 Mitgl. der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus), illustrierte auch zahlreiche Publ., so u. a. Romane Ludwig Ganghofers.

W.: Publ.: Krit. Stud., 1904; Kunst und Künstler von gestern und heute, 1910; etc. Beitrr. in NÖB; etc. – Ed.: Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe in den Jahren 1905–07, 1908; C. L. Müller. Ein Künstlerleben in Briefen, Bildern und Dokumenten, 1922; etc.
L.: Bénézit; Czeike (s. u. Seligmanngasse); DBE; Fuchs, 19. Jh.; Jb. der Wr. Ges.; Renner, Nachlässe; Thieme– Becker; Vollmer; Wer ist’s?, 1935; Wininger; R. v. Perger – R. Hirschfeld, Geschichte der k. k. Ges. der Musikfreunde in Wien, 1912, S. 193; R. Lach, Geschichte der Staatsakad. und Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien, 1927, s. Reg.; A. Willmann, in: Památník/Gedenkbuch, ed. A. Engel, 1936, S. 38 (zu Isak S.); Wiss. und Kunst in der Ostmark, 1938, Sp. 1203ff. (mit Bild); R. Schmidt, Das Wr. Künstlerhaus ..., 1951, S. 96, 131, 173, 197, 225, 261; B. Doser, Das Frauenkunststud. in Österr. 1870–1935, phil. Diss. Innsbruck, 1988, S. 410; G. Steinberger, Vernichtung, Vertreibung, Anpassung und Aufstieg von Journalisten im „Ständestaat“ und im „Dritten Reich“ 2, phil. DA Wien, 1990, S. 418; C. Wöhrer, Kunst des 19. Jh. Bestandskat. der Österr. Galerie des 19. Jh., 2000; W. Aichelburg, Das Wr. Künstlerhaus 1861–2001, 1 (= Monographien zur Kunst Österr. im 20. Jh. 1/1), (2002), s. Reg.; Archiv der Akad. der bildenden Künste, Archiv der Univ. für Musik und darstellende Kunst, Künstlerhausarchiv-WStLA, alle Wien; Mitt. Wladimir Aichelburg, Wien.
(Ch. Gruber – M. Haja)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 56, 2002), S. 152f.
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