Sembratowicz, Joseph (1821-1900), Erzbischof

Sembratowicz Joseph, Erzbischof. Geb. Krynica, Galizien (Polen), 8. 11. 1821; gest. Rom (Roma, Italien), 23. 10. 1900; griech.-kath. Sohn eines griech.-kath. Priesters, Onkel von Sylvester S. (s. d.). S. stud. Theol. am Seminar in Przemyśl (1845 Priesterweihe), 1846–50 am Wr. höheren Priesterbildungsinst. (Frintaneum), 1850 Dr. theol. an der Univ. Wien. 1850–51 suppl. S. den Lehrstuhl für Neues Testament und griech. Sprache an der Univ. Lemberg, 1852–59 war er Stud.präfekt bzw. Vizerektor am griech.-kath. Seminar in Wien. Danach o. Prof. der obigen Fächer an der Univ. Lemberg, wurde er 1865 zum Titularbischof von Nazianz geweiht und in Rom bis 1867 bei der Congregazione „De Propaganda Fide“ verwendet. 1867–72 apostol. Administrator von Przemýsl, wurde S. 1870 „zum Jubel der Polen und zur Bestürzung der Ruthenen“ (Wurzbach), zum griech.-kath. Erzbischof-Metropoliten von Lemberg (L’viv) ernannt und als solcher auch Mitgl. des Herrenhauses des österr. Reichsrats. Diese Wahl war von seiten der österr. Regierung und des Vatikans in der Absicht getroffen worden, in dieser umfangreichen und wegen der Sympathien eines Teiles des ruthen. (griech.-kath.) Klerus mit den Orthodoxen in russ. Polen und in der Bukowina auch polit. schwierigen Diözese einen Mann einzusetzen, der die konfessionellen und nationalen Gegensätze ausgleichen und dabei auch bei den Polen akzeptiert würde. Zwar war der persönl. integre S. bemüht, diesen Erwartungen zu entsprechen, doch fehlte ihm hiezu die Befähigung, sodaß er 1882 zur Resignation gezwungen werden mußte. Sein Neffe Sylvester S. wurde 1885 sein Nachfolger als Erzbischof. S. ließ sich in Rom nieder, wo er in verschiedenen kurialen Einrichtungen tätig war.

L.: Kurjer Lwowski, 25. 10. 1900; Finkel–Starzyński, s. Reg.; Hahn, 1879; PSB; Wurzbach; M. Biłous, Stych wo czest ... J. S. ..., 1871; J. Pelesz, Geschichte der Union der ruthen. Kirche mit Rom ... 2, 1880, S. 942ff.; G. Kolmer, Parlament und Verfassung in Österr. 4–6, 1907–10, s. Reg.; Documenta Pontificum Romanorum historiam Ucrainae illustrantia, ed. A. G. Welykyj OSBM, 2, 1954, S. 411ff.; E. Saurer, Die polit. Aspekte der österr. Bischofsernennungen 1867–1903 (= Forschungen zur Kirchengeschichte Österr. 6), 1968, s. Reg.; W. Goldenits, Das höhere Priester-Bildungsinst. für Weltpriester zum hl. Augustin in Wien ..., phil. Diss. Wien, 1969, S. 374; W. M. Plöchl, St. Barbara in Wien 1 (= Kirche und Recht 13), 1975, S. 44, 210, 220.
(S. Brzozowski – H. Reitterer)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 56, 2002), S. 164
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