Senger, Anton (1859-1944), Mineraloge und Lehrer

Senger Anton, Mineraloge und Lehrer. Geb. Sandau, Böhmen (Žandov, Tschechien), 17. 4. 1859; gest. ebd., 22. 1. 1944. Sohn eines Tagelöhners. S. war nach Besuch der Realschulen seines Geb.ortes und in Leitmeritz (Litoměřice) bereits Aushilfslehrer, bevor er an der Leitmeritzer Lehrerbildungsanstalt die Reife- und Lehrbefähigungsprüfung absolv. und Lehrer in Gersdorf (Kerhartice) wurde. Danach Oberlehrer in Kleinschokau (Malý Šachov), 1919 i. R. In den 80er Jahren wurde S. von Hibsch (s. d.), der damals als Prof. der naturhist. Fächer an der Höheren Landwirtschaftl. Landesanstalt in Tetschen-Liebwerd (Děčín) tätig war, zu Stud. des geolog.bes. interessanten Tetschner Bez. ermuntert, erlernte von ihm die modernsten opt.und chem. Untersuchungsmethoden und bestimmte selbst angefertigte Dünnschliffe von Gesteinsarten mit eigenem Polarisationsmikroskop. S.s Verdienst ist es, zur Neuaufnahme der geolog. und petrograph. Verhältnisse v. a. des Elbetals und Böhm. Mittelgebirges, wo er eine bisher unbekannte Mannigfaltigkeit an Eruptivgesteinen erkannte, beigetragen und mitgeholfen zu haben, die Ergebnisse in zweisprachigen Kartenbll. 1:25.000 mit Erläuterungen darzustellen. Diese erschienen in den von Friedrich Becke (s. d.) ed. „Mineralogischen und Petrographischen Mitteilungen“, abgeschlossen 1930 in 21 Bll. Dazu verf. S. gem. mit Hibsch „Erläuterungen zur geologischen Karte der Umgebung von Sandau bei Böhm.-Leipa“, die als Bd. 6. der „Knihovna Státního Geologického Ústavu Československé Republiky“ zusammen mit der „Geologická Mapa okolí Žandova u České Lípy/Geolog. Karte der Umgebung von Sanda bei Böhm. Leipa“ (1923) erschienen. S. widmete sich der Kartierung der nordöstl. Randzone mit Schwerpunkt Politz-Sandau (Police-Žandov), veröff. hauptsächl. im „Firgenwald“, dem einzigen Fachbl. sudetendt. Geologen, und setzte sich für den Schutz der Säulenbasalte ein. U. a. Mitgl. der Dt. Mineralog. Ges., verbreitete S. seine zahlreichen Erkenntnisse in ausgedehnter volksbildner. Vortragstätigkeit bei Ver. und Lehrern.

W.: Über das Vorkommen von Quarziten im Ver.gebiete, in: Mitt. des Nordböhm. Exkursions-Klubs 33, 1910; Zwischen Schockau und Franzental, ebd. 34, 1911 (gem. mit L. Beckert); Die Tephrite vom Hutberg und Rabenstein bei Mertendorf im nordöstl. Tl. des Böhm. Mittelgebirges, in: Verhh. der geolog. Reichsanstalt, 1919; Gesteinskundliches von der Teufelsmauer bei Oschitz, östl. Tl., in: Firgenwald 2, 1929; Rhönit-Basalt vom Bildstein bei Parchen, ebd.; Trachyandesite im nordöstl. Mittelgebirge, ebd.; Granatführende jungvulkan. Eruptivgesteine der Hirschberger Gegend, ebd. 3, 1930; Melilithbasalt und Polzenit zwischen Mittelgebirge und Jeschken, ebd. 4, 1931; Vorkommen olivinfreier Feldspatbasalte in der Umgebung von Böhm. Kamnitz und Zwickau, ebd. 5, 1932; Die Blitzröhren der Steinschönauer Umgebung, in: Mitt. des Nordböhm. Ver. für Heimatforschung und Wanderpflege 55, 1932; Lehrreicher Aufschluß in einer Sandgrube, ebd.; Fund eines Backenzahns vom Mammut, in: Firgenwald 8, 1935; Zwei bemerkenswerte Tephrite und ein Basalt unserer nordböhm. Heimat, ebd. 11, 1938; etc.
L.: Dt. Leipaer Ztg., 24. 1. 1944; E. Gierach, Lebens und Arbeitsbilder sudetendt. Lehrer 2, 1933, S. 56; Státní okresní archiv, Česká Lípa, Tschechien; Mitt. Jaromir Ulrych, Praha, Petr Kühn, Česká Lípa, beide Tschechien.
(M. Martischnig)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 56, 2002), S. 174
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