Serafini, Filippo (Philipp) (1831-1897), Rechtshistoriker

Serafini Filippo (Philipp), Rechtshistoriker. Geb. Preore, Tirol (Italien), 10. 4. 1831; gest. Pisa (Italien), 15. 5. 1897. Sohn eines Handelsmanns und Gutsbesitzers. Der aus dem Trentino stammende, früh verwaiste und mittellose S. stud. nach Absolv. der Gymn. in Innsbruck, Brescia, Rovereto und Brixen (Bressanone/Brixen) 1851–52 Jus an der Univ. Wien, 1853–54 in Innsbruck, anschließend in Berlin bei Friedrich Carl v. Savigny und in Heidelberg bei Karl Joseph Mittermaier, 1855–56 wieder an der Univ. Wien. 1857 Dr. jur. der Univ. Innsbruck, wurde S. noch im selben Jahr auf Empfehlung seiner dt. und österr. Lehrer an die Univ. Pavia berufen, wo er in der Folge Röm. Recht und Rechtsgeschichte lehrte. Aufgrund der polit. Lage wich er kurzfristig nach Turin aus, konnte jedoch bereits 1859 wieder nach Pavia zurückkehren. 1868 folgte er einem Ruf nach Bologna, wo er neben seiner Lehrtätigkeit ab 1869 auch die Schriftleitung der Z. „Archivio giuridico“ (ab Bd. 59: „Archivio giuridico ‚Filippo Serafini‘“) übernahm, die er bis zu seinem Tod innehatte. 1871 wurde er an die neu strukturierte Univ. Rom berufen (1872–73 auch Rektor), 1873 an die Univ. Pisa, wo er bis zu seinem Tod wirkte. S., Mitgl. namhafter Ges. und Akad., insbes. der Accad. dei Lincei (1880), erfreute sich einer hohen Reputation, so war er zeitweise Mitgl. des Consiglio Superiore della Pubblica Istruzione beim italien. Unterrichtsmin., fungierte aber auch mehrmals als jurid. Berater der schweizer. und italien. Regierung; 1892 Senator des Kg.reichs Italien. S. trat mit einem sehr umfangreichen Œuvre hervor, seine Abhh. und Übers. (bes. erwähnenswert ist diejenige von Arndts-Arnesbergs, s. d., dreibändigem „Lehrbuch der Pandekten“ unter dem Titel „Trattato delle pandette ...“, 1874–75, die er durch zusätzl. Kommentare ergänzte), erreichten z. Tl. hohe Aufl. Seine Bedeutung für das Stud. des Röm. Rechts in Italien liegt v. a. in seinem Eintreten für die wiss. Methode der dt. Schule, was zu einer Neuorientierung der italien. Romanistik wesentl. beitrug.

W. (auch s. u. bei Memorie Agiati; A. de Gubernatis; Archivio giuridico, 1897): Istituzioni di diritto romano comparato al diritto civile patrio, 2 Bde., 1858, 10. Aufl. 1920; Elementi di diritto romano, 2 Bde., 1859; Trattato delle obligazioni secondo i principi del diritto romano, della giurisprudenza e delle moderne legislazioni, 1861; Il telegrafo in relazione alla giurisprudenza civile e commerciale, 1862; etc.
L.: L’Alto Adige (Trento), 24. 6., 1. 7. 1892, 15./16., 18./19. 5., 16./17. 9. 1897, 25./26. 1. 1898; Il Raccoglitore, 18. 5. – 28./29. 6. 1897; Enc. It.; Memorie Agiati, s. Reg. (mit W.); A. de Gubernatis, Dizionario biografico degli scrittori contemporanei 2, 1880 (mit Bild und W.); Archivio giuridico 58, 1897, S. 507ff. (mit Bild und W.); L. Landucci, in: Archivio giuridico „Filippo Serafini“ 85, 1921, S. 9ff. (mit Bild); Commemorazione di F. S., tenuta nell’Aula Magna della R. Univ. di Pisa …, 1931; P. Scalfi Baito, in: Judicaria 6, 1987, S. 21ff.; ders., Prof. F. S. …, 1998; Die Matrikel der Univ. Innsbruck. Abt.: Rechts- und Staatswiss. Fak. 1, bearb. P. Goller, 1998, S. 54; UA, Wien.
(F. Marin)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 56, 2002), S. 183f.
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